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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora
Autoren: May R. Tanner
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irgendwie abzuschütteln.
Ash versuchte weiterhin, sie zu beruhigen, hielt schließlich ihre Arme mit
einer Hand über ihrem Kopf und mit der anderen Hand ihren Kopf an der Stirn auf
die Matratze gedrückt, um sie ruhig zu stellen. Je weniger sie sich dagegen
wehrte, was auch immer es denn war, desto schneller würde sie es wahrscheinlich
hinter sich haben.
    Es war schlimmer als die Schmerzen, die sie
ausgestanden hatte, als sie nach der Entführung durch Zutun der Devenas heilte.
Die Tränen liefen weiterhin ungehindert ihre Schläfen entlang und sie gab
unterdrückte Schluchzer von sich, weil es nicht die Art einer Kriegerin sein
konnte, weiterhin zu schreien. Jetzt hatte sie die Flitterwochen doch noch
ruiniert. Zuerst hatte sie ihm weh getan und nun litt sie selbst unter schrecklichen
Schmerzen. Das war doch furchtbar. Sowas konnte doch nicht bedeuten,
seelenverwandt zu sein.
    "Es tut mir so leid.“, schluchzte sie unter
seinem plötzlich wieder locker werdenden Griff und beschloss, wenigstens jetzt
so mutig zu sein und ihn anzusehen. Das Entsetzen in seinen eisblauen Augen
traf sie härter als jeder Schlag, den er ihr für ihre Unzulänglichkeit hätte
geben können. Jetzt bereute er es bestimmt, so eine hohe Meinung von ihr gehabt
zu haben. Ganz zu schweigen von der Tatsache, sich an sie gebunden zu haben.
Es war ganz offensichtlich, dass sie sein Blut nicht vertrug, wenn sie so
heftig darauf reagierte. Wendy wollte sich irgendwo verstecken und weinen.
     
    Ash hatte mit aufkommenden Zweifeln gerechnet, das war
vollkommen normal und es war an ihm, sie zu beruhigen, damit sie das nächste
Mal nicht doch noch vor ihm zurückschreckte. Allerdings entsetzte ihn ihre
plötzlich sehr heftige Reaktion doch. Ash wusste nicht genau, ob das nur eine
Panikattacke war oder doch eine Reaktion auf sein Blut.
Er hatte in jedem Fall alle Hände voll damit zu tun, sie ruhig zu halten, damit
sie sich dabei nicht selbst wehtat. Den kleinen Hieb steckte er weg, als hätte
sie ihn nur getätschelt und nicht beinahe seinen Kiefer gebrochen. Bis er seine
Waffen streckte, bedurfte es schon einer Explosion.
    „Sht, nicht doch, Awendela! Es gibt überhaupt keinen
Grund, sich zu entschuldigen!“
Ashur hatte seinen Gesichtsausdruck für Sekunden nicht in der Gewalt gehabt,
aber damit wollte er sie nicht verletzen. Sie verstand seine Reaktion völlig
falsch. Er strich vorsichtig die überlaufenden Tränen von ihren Wangen und
küsste sie zärtlich auf die Stirn, bevor er sich mit ihr auf den Armen vom Bett
erhob, ohne darauf zu achten, ob sie beide nun nackt oder kaum noch bekleidet
waren.
    „Es ist alles gut! Glaub mir. Damit hat keiner von uns
rechnen können… Weine nicht mehr. Oder nur noch vor Freude“, flüsterte Ashur in
ihre zerwühlten Haare und hielt sie fest an seine Brust gedrückt, obwohl sie
sich von ihm zurückziehen wollte. Das würde er niemals wieder zulassen. Für sie
beide galt nun: In guten wie in schlechten Zeiten. Und das nun war eine sehr
gute!
     
    „Sag das nicht!“
Die Narben auf ihrer Wange hatten wohl kaum etwas damit zu tun, ihn nicht
befriedigen zu können und sein Blut nicht zu vertragen. Sie hatte ihm gegenüber
ihre Verletzung nie als Vorwand benutzt, sich ihm zu entziehen. Im Gegenteil,
bisher hatte sie jedes Kompliment, das er ihr entgegen brachte für bare Münze
genommen. Nun aber empfand sie es als Akt des Mitleids und das wollte sie
nicht. Das hatte sie nie gewollt. Es war besser, sich den unweigerlichen
Tatsachen zu stellen, dass sie trotz allem nicht zusammen passten. Ein
Strohfeuer. Wunschdenken, das ihr vorgegaukelt hatte, seine Soulmate zu sein.
    „Wir hätten es vorher ausprobieren sollen. Ich hätte
mich nicht so anstellen dürfen. Jetzt ist es zu spät. Es tut mir so leid.“
Immerhin hatte sie das kindlich dumme Schluchzen eingestellt, während ihre
Tränen weiterhin in einem stetigen Strom ihr brennendes Gesicht benetzten. Die Schmerzen,
die in ihr wüteten, waren nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Sekunden.
Gut fühlte sie sich trotzdem noch nicht. Hätte er sie nicht mit sanftem
Nachdruck dazu gezwungen, ihn ansehen zu müssen, dann hätte sie gern vor allem
die Augen verschlossen, was ihr in diesem Moment so viel Leid zufügte. Sie
wollte Ash unter keinen Umständen verlieren. Sie liebte ihn ehrlich und
aufrichtig, doch selbst das Orakel würde die Verbindung für nichtig erklären,
wenn sich herausstellte, dass Awendela nicht für ihren Krieger bestimmt war.
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