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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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Beschützer in Ruhe lassen, damit er wieder zu Kräften kommen kann, während wir unsere Reisevorbereitungen treffen”, entschied Langbard und ging zur Tür. “Komm nach unten, Maura, und mache ihm etwas zu essen.”
    Als sie heute Morgen aufgewacht war, war ihre kleine Welt noch heil gewesen. Jetzt blickte sie in eine verwirrende und gefährliche Zukunft. Und Rath Talward, den sie unter ihrem eigenen Dach beherbergte, war die Verkörperung ihrer schlimmsten Befürchtungen.
    Sie warf Langbard einen grimmigen Blick zu. “Wenn dir so viel an ihm liegt, dann koch ihm doch selbst etwas.”
    Und damit fegte sie aus dem Raum.
    Kurz darauf hörte sie Langbards Schritte hinter sich auf der Treppe. “Entschuldige, Liebes! Nach dem schlimmen Tag, den du erlebt hast, hätte ich dir Ruhe verordnen sollen, anstatt dir noch Arbeit aufzubürden. Leg dich hin, während ich dir und Talward etwas zu essen mache.”
    Am Fuß der Treppe drehte Maura sich um. Sie wusste, dass ihr Onkel bereits darauf wartete, sie tröstend in die Arme zu nehmen.
    “Ich liebe dich, Onkel”, flüsterte sie und schniefte ein wenig. Doch dann meinte sie kichernd: “Aber du bist ein schrecklich schlechter Koch. Wenn du Talward etwas zu essen bereitest, denkt er vielleicht, du willst ihn doch noch vergiften.”
    Langbard warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. “Das erklärt, warum du die Küchenpflichten übernommen hast, als du gerade mal groß genug warst, um über den Kesselrand zu schauen.”
    Als Maura zu ihm aufblickte, sah sie Tränen in seinen Augen. “Ich habe immer mein Bestes für dich getan”, flüsterte er mit rauer Stimme.
    Im Nu verflog ihr Ärger. “Natürlich hast du das. Niemand hätte es besser machen können. Ich hatte hier ein so schönes Leben. Kannst du es mir verdenken, wenn ich es nicht aufgeben möchte?”
    Zärtlich strich ihr Langbard über den Kopf. “Ich weiß, dass dunkle und gefährliche Tage vor dir liegen. Doch ich hoffe, die glücklichen Erinnerungen werden dir Kraft geben, bis du deinen eigenen Weg in eine noch glücklichere Zukunft gefunden hast.”
    Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. “Ich weiß, du denkst, ich bin ein eigensinniger alter Narr, weil ich darauf bestehe, Rath mitzunehmen. Um die Wahrheit zu sagen, er ist genau die Begleitung, von der ich hoffte, der Allgeber würde sie uns schenken.”
    “Du glaubst, dass
das
mein Geburtstagsgeschenk vom Allgeber ist?” Maura warf einen bedeutungsvollen Blick in Richtung Dachzimmer. “Dann muss ich mich schlimm aufgeführt haben.”
    “Er ist der Richtige für uns. Er kennt sich im Königreich aus, ist stark, schnell und einfallsreich. Seit Jahren ist er immer wieder den Han entkommen.”
    “Aber Onkel …”
    Doch Langbard ignorierte ihren Protest. “Ich glaube, da ist mehr Gutes in ihm, als du vermutest … oder als er selbst vermutet. Seitdem die Han unser Land besetzt haben, hat deine Generation keine gute Zeit erlebt, Maura. Gib ihm um meinetwillen eine Chance. Er ist nicht so wild, wie er tut.”
    “Nun gut”, brummte Maura und löste sich aus seiner Umarmung, um in die Küche zu gehen. “Gegen besseres Wissen verspreche ich es dir. Aber unter der Bedingung, dass du mich den Trick mit der Stimme lehrst.”
    “Trick?”
    Sie drehte sich zu ihm um. “Tu doch nicht so unschuldig. Du weißt genau, was ich meine. Dieser Ton in deiner Stimme, der alle tun lässt, was du von ihnen verlangst, ganz gleich, wie sehr sie sich auch dagegen sträuben.”
    “Ich hasse es, dich zu enttäuschen, mein Schatz, aber da gibt es keinen Zauber.” Langbard dachte einen Moment nach. “Außer der Liebe. Sie ist der mächtigste Zauber.”
    Werde ich wissen, was Liebe ist, wenn ich den Wartenden König finde, fragte sich Maura, während sie zur Küche ging. Wenn sie dazu bestimmt waren, einander zu heiraten und das Land zu regieren, würden sie wohl beide keine andere Wahl haben. So wie sie auch jetzt keine andere Wahl hatte, als ihre Bestimmung zu erfüllen und in Begleitung eines Mannes zu reisen, den sie sich in ganz Umbria als Letzten zum Beschützer ausgesucht hätte.
    Hatte er denn völlig den Verstand verloren? Wie konnte er nur das Angebot des alten Zauberers annehmen! Obwohl Rath Talward noch nie in einem so bequemen Bett gelegen hatte, fand er keinen Schlaf.
    Vielleicht,
weil
es hier so warm und gemütlich war. Daran war er nicht gewöhnt. Außerdem wusste er aus Erfahrung, dass etwas Gutes meistens nur ein Köder war,
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