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Die Nonne und der Harem

Die Nonne und der Harem

Titel: Die Nonne und der Harem
Autoren: M. K. Bloemberg
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wackelte, als er heftig den Kopf schüttelte. »Wenn man die Schlange und den Fuchs aussendet, gemeinsam den Hasen zu fangen, dann werden sich letztlich beide bis aufs Blut bekämpfen - und der Hase wird lachend entkommen.«
    Die junge Zisterziensernonne bestärkte den Kanzler des Herzogs. »Ich teile die Bedenken, was Eure Pläne angeht, zwei verfeindete Edelleute in den entscheidenden Mittelpunkt des Schlachtplanes zu stellen. Doch ich appelliere auch an die Herzen aller Anwesenden. Besinnt Euch auf Euren Glauben und Eure Verantwortung nicht nur für Eure Soldaten, sondern an Eure Verantwortung vor Gott. Jeder, der für nichtige Rachegelüste und Zwistigkeiten christliche Brüder opfert und den Sieg gegen die Ungläubigen aufs Spiel setzt, lädt Todsünden auf seine Seele.«
    Herzog Honoré de Ravfleur grollte »Ich mag noch der alten Schule folgen, doch ich vertraue dem Wort eines Mannes, wenn er es gegeben hat. Daran hindern mich weder Kindermärchen noch Glaubensparolen.« Schweigen breitete sich im Zelt aus, auf der vergeblichen Suche nach Couragiertheit.
    »Gut. Nachdem dies geklärt ist, lasst uns die Details ausarbeiten«, verkündete der Herzog und beugte sich über die Karte. Es dauerte über eine Stunde, bis der Schlachtplan im Detail diskutiert und ausgearbeitet worden war. Schließlich jedoch brachen die drei Heerführer Pharamond de Drientou, Charles de Jousfeyrac und Maximilien de St. Courchose zu ihren Truppen auf. Rainier de Ontceaux trug die Verantwortung für das herzogliche Feldlager und stellte die Garde des Herzogs. Meldereiter preschten mit trommelnden Pferdehufen davon, um den Angriffsbefehl zu übermitteln. Pharamond de Drientou, der die Infanterie aller Truppen, die alle Grafen zur Schlacht mitgeführt hatten, zusammengezogen hatte, oblag der erste Schlag. Er rückte gegen die Stellungen der Osmanen bei der Stadt vor, um eine Ablenkung auch im Lager der Türken hervorzurufen. Entgegen seines Rufs als Schönling war Pharamond ein besonnener und erfahrener Heerführer, so dass Herzog Honoré de Ravfleur vom Feldherrnhügel aus mit einem langen Fernglas erste Erfolge beobachten konnte und entzückt war.
    Die Kavallerie Charles de Jousfeyracs preschte bald darauf los, um im großen Bogen das feindliche Osmanenlager zu umgehen und von der anderen Seite zu attackieren. Herzog Honoré de Ravfleur sah im kreisrunden Blickfeld seines Fernrohrs, wie die Soldaten reitend verschwanden, bis die grüne Flagge mit dem Wappen Jousfeyracs lediglich ein Farbschemen war. Er leckte sich die Lippen. Mit etwas Glück konnten sie direkt das feindliche Lager vernichten und die Schlacht mit diesem blitzartigen Überfall rasch und siegreich beenden. Wenn er den Kopf des Osmanen-Sultans auf einem Silbertablett seinem König reichen könnte, würde er mit Ehrungen und Ruhm überhäuft werden. Der Herzog lächelte siegesgewiss.
    Bald jedoch gerieten die Truppen Pharamonds vor Asbourt ins Stocken, denn die Ungläubigen hatten sich inzwischen neu formiert und ihre Stellungen waren nicht provisorisch, sondern über Wochen sorgfältig angelegt worden, um sie effektiv verteidigen zu können. Im Fernrohr erkannte der Herzog, dass im Lager der Osmanen plötzlich Rauch aufstieg und tatsächlich erhellte eine einzelne Feuerwerksrakete den Himmel - das vereinbarte Zeichen, dass Maximilien von der anderen Seite ebenfalls das Lager der Ungläubigen angreifen sollte.
    Herzog Honoré de Ravfleurs Herz raste vor Aufregung. Der Schlachtplan stand kurz davor, erfolgreich zu sein. Wenn sie das Lager erobert hätten, würden die Osmanen in den Gräben vor der Stadt kein Problem mehr darstellen. Er schwenkte das Fernrohr und fand die blaue Flagge Maximiliens. Wieso stand er immer noch unbeweglich am Wäldchen anstatt wie der Teufel über die Türken zu kommen? Das Fernrohr schoss herum in dem verzweifelten Bemühen, irgendeine Bewegung der Truppen zu erkennen. Er fluchte leise. Hatte er die Feuerwerksrakete von seiner Position aus nicht gesehen? Unmöglich. Es waren nicht nur Maximiliens, sondern auch hunderte Augen seiner Soldaten auf das osmanische Lager gerichtet.
    »Ordonnanz«, brüllte der Herzog, ohne sein Fernrohr abzusetzen. Ein junger Soldat eilte im Laufschritt an die Seite seines Oberbefehlshabers. Honoré de Ravfleur riss das Fernrohr herunter und wünschte, er könne sich auch gleich das Auge mit herausreissen, dass solche Inkompetenz mitansehen musste.
    »Nehme er sich das schnellste Pferd, das er finden kann, reite wie der
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