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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Autoren: Lea Korte
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hier wurde eindeutig eine olla podrida zubereitet, ein deftiger Eintopf aus Schweinefleisch … Catalina musste sich die Hand auf den Magen drücken, so sehr begehrte er auf.
    Der Hunger vertrieb ihr die Lust, sich weiter umzusehen. Sie wollte zum Markt, um etwas Essbares zu ergattern. Als sie den Marktplatz auch nach längerem Suchen noch nicht gefunden hatte, hielt sie einen Straßenjungen an und fragte ihn nach dem Weg. Statt ihr zu antworten, blickte der Kerl, der einen guten Kopf größer und doppelt so breit wie sie war, nur geringschätzig an ihr herab.
    »Habt ihr hier alle solche Manieren?«, fuhr Catalina ihn an, woraufhin der Kerl ein schmieriges Lächeln um die Lippen bekam und seinen mächtigen Brustkasten auf sie zuschob.
    »Ist ja schon gut, ist ja schon gut.« Beschwichtigend hob Catalina die Hände und wollte ihm seitlich entwischen, doch der Kerl sprang ihr nach und packte sie mit beiden Händen an den Haaren, als wolle er sie daran in die Höhe heben.
    »Verdammt, was tust du? Das tut doch weh!«, schrie Catalina und boxte und trat nach ihm, traf ihn jedoch nicht. Er lachte und ließ sie los. Catalina landete im Dreck. Achtlos schlurfte der Kerl weiter. Catalina rieb sich die schmerzende Kopfhaut und sah ihm fassungslos nach.
    Gedrängt von ihrem immer heftiger knurrenden Magen lief Catalina auf gut Glück weiter und kam kurz darauf auf die Plaza de la Virgen Blanca, der der Marktplatz des Städtchens zu sein schien – allerdings war der Markt für heute schon zu Ende. Nur direkt vor der Kirche San Miguel stand noch ein Händler. Er fuhr seinen Sohn an, endlich auch noch die letzten Obstkörbe auf die Ochsenkarren zu verladen. Müde kam der Junge der Aufforderung nach.
    Als Catalina sah, wie er anschließend eine dicke Plane über die vielen leckeren Sachen zog, wurde ihr vor Enttäuschung ganz schwarz vor Augen. Dann fiel ihr Blick auf etwas Gelbes. Es lag auf dem gestampften Lehmboden des Platzes, direkt neben dem hinteren Holzrad des Karrens. Ein Apfel war es, oder vielmehr das, was von ihm übrig geblieben war, nachdem der Karren darüber gefahren war. Hastig bückte sich Catalina und hob die Reste auf. Sie wollte das Apfelmus gerade von ihrer Hand schlecken, als ein Mann hinter ihr halb entsetzt, halb mitleidig rief: »Aber Junge, was tust du denn da?«
    Catalina hielt in ihrer Bewegung inne. Der Mann drückte ihre Hand nach unten, schob ihr einen Finger seiner behandschuhten Hand unter das Kinn und hob ihr Gesicht an.
    »Hast du wirklich solchen Hunger?«
    Catalina senkte den Blick. Zugleich spürte sie, wie das kostbare Mus zwischen ihren Fingern zu Boden tropfte. Sie kämpfte gegen die Tränen an.
    »Wie heißt du?«
    Catalina biss die Zähne zusammen.
    »Nun red doch schon, Junge! Ich will dir doch nichts tun. Nur deinen Namen! Den wirst du mir doch nennen können!«
    Auf einmal kroch Trotz in Catalina hoch. Sie blickte ihn an, sah milde, graue Augen und erkannte, dass er ein Herr war, ein Herr mit Kleidern aus bestem Tuch.
    Was schert es dich, was ich esse, fuhr sie ihn in Gedanken wütend an.
    »Deinen Namen!«, beharrte er noch einmal, milde, nachsichtig, deswegen aber nicht weniger nachdrücklich.
    Catalina gab nach. Inzwischen war ohnehin alles egal. »Ca…«, setzte sie an, verbesserte sich dann aber schnell. »Francisco!«
    Der Mann lächelte sie an. »Francisco, na also, geht doch. Und stell dir vor: So heiß ich auch!«
    Catalina sah ihn unsicher an. Hieß er tatsächlich so oder wollte er ihr damit zu verstehen geben, dass er ihr nicht glaubte, dass sie Francisco hieß, weil er ahnte, dass sie kein Junge war? Sie forschte in seinem Blick, sah dort aber weder Spott noch Zweifel.
    »Und wie heißt du weiter?«
    Catalina presste die Lippen zusammen.
    »Nun gut«, murmelte er und schüttelte leicht ihren Arm, woraufhin auch noch der letzte Rest Apfelmus von ihrer Hand tropfte. »Sieht so aus, als müsse ich dir dein Mahl ersetzen.«
    Catalina wagte kaum zu atmen. Mahl? Hatte er wirklich Mahl gesagt?
    »Eltern hast du wohl keine mehr?«
    Nun traten Catalina Tränen in die Augen. Mitfühlend strich er ihr übers Haar. »Na, komm. Lass uns sehen, was meine Juana heute gekocht hat.«
    Er lief voran, und Catalina war zu hungrig, um zurückbleiben zu können.

    Eine halbe Stunde später saß Catalina mit frisch gewaschenen Händen in der Küche des Doktor Don Francisco de Geralta vor einem Teller heiß dampfenden Erbseneintopfs und löffelte die dicke Suppe so gierig in sich hinein,
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