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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge
Autoren: May R. Tanner
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senkte sie die Lider, bevor sie sich zu sehr ablenken ließ. Sie
musste die Krieger einzeln abschreiten, also wandte sie sich an den rechten
Mann, wo sie ebenfalls die Flamme anzündete.
    Dann geschah es. Eine Hitzewelle stieg in ihr auf und ihr stockte der
Atem. Ihre Hände zitterten und sie hätte beinahe die Schale fallen lassen, wenn
Mélusina nicht beherzt zugegriffen hätte, um ihr Halt zu geben. Mit zitternden
Knien sah sie zu dem Mann auf, von dem sie seit Tagen träumte.
    Damon! Er war ein Krieger! Ein Warrior der Immaculate!
    Nico wollte am liebsten im Boden versinken, weil sie es nicht erkannte
hatte. Oder einfach zu naiv gewesen war, um es zu sehen.
All die im Geheimen gehegten kleinen Hoffnungen zerfielen zu Staub, als wären
sie von den tanzenden Flammen vertilgt worden. Sie spürte ihre Augen brennen
und blinzelte wieder und wieder. Einen Moment, der ihr wie die Ewigkeit
erschien, versank sie in seinem Blick, doch sie brachte es nicht einmal fertig,
ihn vorwurfsvoll anzublitzen. Er hatte sicher gute Gründe gehabt, ihr diese
Tatsache zu verschweigen. Das hier änderte alles. Der Warrior Damon hatte damit
ein deutliches Statement abgegeben, sie aus seinem Leben heraushalten zu
wollen.
    - Du wusstest es! DU hast es gewusst! -
    - Nico! Das Ritual! Bitte… Es ist doch nicht wichtig, ob er ein
Warrior ist oder nicht! -, antwortete Mélusina auf den Vorwurf und drängte
sie, weiterzugehen.
    Nico fühlte sich, als würde sie innerlich vor Hitze vergehen und
wünschte sich, ihr Körper würde sie nicht verraten, aber ihre Haut war mit
heiligem Öl gesalbt worden, das den ihr eigenen Duft nur noch verstärken würde.
Vor allen Dingen weil sie nicht mehr jung genug war… Sie war voll geschlechtsreif.
    Das weitere Anzünden kam Nico wie eine unendliche Folter vor.
Schließlich kam sie beim letzten Krieger an. Jagannatha vom Hause Draco, den
sie nun ein bisschen besser kannte oder vielmehr die letzten Tage öfters zu
Gesicht bekommen hatte, weil sie ja so viel Zeit mit Catalina verbracht hatte
wie nur möglich. Ihretwegen durfte sie sich keine Fehler erlauben. Der Krieger
wäre bestimmt sehr enttäuscht, wenn sie seine Seelenverwandte vor den
wichtigsten Vertretern seines Volkes blamierte.
    Ein weiterer Schritt und dann ging Nico in die Knie, um die Schale auf
den Boden abzustellen, wo sie sich dann auf ihren Unterschenkeln niederließ und
mit gesenktem Haupt und geschlossenen Lidern verfolgte, wie die Krieger ihre
Schalen zu ihrer Linken und Rechten entlang einer geraden Linie abstellten.
Damons Nähe traf sie wie eine glühende Klinge mitten ins Herz, Nico zitterte
vor Anstrengung, dem inneren Aufruhr Herr zu werden, den er in ihr auslöste.
Ihr Kopf sank noch tiefer, weil sie auf keinen Fall wollte, dass er ihren
Gesichtsausdruck sehen konnte. Er interessiert sich doch gar nicht für dich!
Als letzte stellten Rys und Nathan die Schalen auf dem Boden ab, um dann sanft
nach den Armen der Juvena zu greifen und ihr auf die Beine zu helfen, da sie
wieder eine Beschwörung murmelte, die sie sehr schnell in Trance versetzen
würde. Das Orakel war sehr präzise gewesen, als es um das bevorstehende Ritual
gegangen war, das nicht nur zwei neue Devenas in ihrer Mitte willkommen heißen
würde… Aber davon wusste Nico noch nichts.
     
    Damon tat es leid, Nico so eine unangenehme Überraschung zu
bereiten. Er hätte ihr von Anfang an die Wahrheit sagen müssen. Und zwar noch
bevor er an dem Abend des Feuers, an dem er das Leben eines Babys gerettet
hatte, auf die Sicherheit ihres Apartments zu sprechen gekommen war und Ray zu
ihr geschickt hatte. Ja, das hätte er tun müssen, dann wäre ihm jetzt, als er
das Feuer von ihr in Empfang nahm, die Überraschung, nein, das Entsetzen, das
sie bei seinem Anblick empfand, erspart geblieben. Er hatte ihr nicht wehtun
wollen. Wenn man es genau nahm, hatte er nicht einmal gelogen. Er hatte ihr
lediglich etwas verschwiegen.
Das war die vollkommen falsche Entscheidung gewesen.
     
    Nico gab sich die größte Mühe, sich nichts anmerken zu
lassen. Aber sie war immer noch menschlich. Bei Ray mochten ihre Gefühle noch
in so etwas wie angenehme Wiedersehensfreude umgeschlagen sein, bei ihm jedoch
war das ganz sicher nicht der Fall. Er linkte sich in ihre Gedanken ein und
bekam mit, wie sie ihrem Schutzgeist die Vorwürfe an den Kopf warf, die sie ihm
in diesem Moment nicht machen durfte, ohne das ganze Ritual zu ruinieren. Wenn
das hier vorbei war, musste er sich unbedingt mit ihr
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