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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC
Autoren: Agatha Christie
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Poirot klar und rasch ein.
    «Warum zum Teufel hätte ich das sollen? Mich geht die ganze Sache einen Dreck an.»
    «Das ist Ansichtssache», sagte Poirot leichthin. «Es ist ein Mord geschehen – die Polizei will wissen, wer in dem betreffenden Geschäft gewesen ist –, ich persönlich finde, dass es… wie soll ich mich ausdrücken?…, dass es unverfänglicher ausgesehen hätte, wenn Sie bereit gewesen wären, sich zu melden.»
    «Ich habe zu arbeiten! Hätte ich vielleicht in meiner Freizeit zur Polizei gehen sollen und…»
    «So oder so hat die Polizei Ihren Namen als den eines Kunden, den man Mrs. Aschers Laden betreten sah, herausbekommen und Sie daraufhin aufgesucht. Waren die Beamten mit Ihrer Aussage zufrieden?»
    «Warum sollten sie nicht?», fragte Riddell grob.
    Poirot zuckte nur die Achseln.
    «Sie, was wollen Sie eigentlich von mir, Mister? Gegen mich liegt überhaupt nichts vor, verstanden? Es weiß doch jeder, wer das alte Mädchen erledigt hat – ihr verdammter Mann.»
    «Aber er, der Mann, war an jenem Abend nicht in der Nähe des Geschäfts, Sie hingegen schon.»
    «Wollen Sie vielleicht mir die Sache anhängen, wie? Da werden Sie aber verdammt kein Glück nicht haben! Warum hätte ich die alte Ascher umbringen sollen, he? Glauben Sie vielleicht, ich hätte eine Büchse von ihrem miserablen Tabak stehlen wollen? Glauben Sie, ich sei ein Verrückter, ein blutrünstiger Mörder? Wenn Sie nicht…»
    Er erhob sich drohend von seinem Stuhl. Seine Frau schrie:
    «Bert, Bert! Sage doch nicht solche Dinge! Bert, man wird denken…»
    «Beruhigen Sie sich, Monsieur», sagte Poirot. «Ich bitte Sie um eine Schilderung Ihres Besuchs in dem Geschäft Ascher, das ist alles. Dass Sie mir diesen Bericht verweigern, kommt mir ein wenig – sagen wir: merkwürdig vor.»
    «Wer zum Teufel sagt denn, dass ich mich weigere?»
    Mr. Riddell ließ sich wieder auf seinen Sitz zurückfallen.
    «Mir ist das doch egal.»
    «Es war sechs Uhr, als Sie den Laden betraten?»
    «Stimmt – ein, zwei Minuten nach sechs, um genau zu sein. Ich wollte ein Paket Gold Flake kaufen. Als ich die Tür aufgemacht hatte…»
    «War die Tür denn zu?»
    «Jawohl. Glaubte schon, der Laden sei geschlossen. Aber es war noch offen. Ich ging hinein, sah keinen Menschen, klopfte auf den Tisch und wartete. Niemand kam, und so ging ich wieder. So, jetzt wissen Sie alles, und das können Sie in Ihre Pfeife stopfen und rauchen, wenn Sie wollen.»
    «Sie haben also den zusammengekrümmten Leichnam hinter dem Ladentisch nicht gesehen?»
    «Nein, und Sie hätten ihn wahrscheinlich auch nicht gesehen wenn Sie nicht extra danach gesucht hätten!»
    «Lag irgendwo ein Fahrplan?»
    «Jawohl, es lag einer auf dem Ladentisch – aber verkehrt. Dachte mir noch, dass die alte Frau vielleicht plötzlich verreisen musste und vergessen hatte, das Geschäft abzuschließen.»
    «Vielleicht haben Sie den Fahrplan berührt und verschoben?»
    «Ich habe nichts angefasst, verdammt noch mal! Ich habe Ihnen jetzt deutlich gesagt, was ich getan habe.»
    «Und Sie haben auch niemanden aus dem Geschäft kommen sehen, bevor Sie selber eintraten?»
    «Nichts und niemanden habe ich gesehen. Warum zum Teufel wollen Sie mich beschuldigen…»
    Poirot erhob sich.
    «Niemand beschuldigt Sie irgendeines Verbrechens – noch nicht. Bonsoir, Monsieur.»
    Er ließ den Mann mit offenem Mund zurück, und ich folgte ihm. Auf der Straße sah er nach seiner Uhr.
    «Wenn wir uns sehr beeilen, mein Freund, erreichen wir den Siebenuhr-Zug noch. Also los!»

8
     
    « U nd?», fragte ich gespannt.
    Wir saßen in einem Abteil erster Klasse, das wir ganz für uns allein hatten. Der Zug, ein Eilzug, hatte eben den Bahnhof Andover verlassen.
    «Das Verbrechen», antwortete Poirot, «wurde von einem mittelgroßen Mann mit roten Haaren begangen, der auf dem rechten Fuß leicht hinkt und unterhalb des linken Schulterblattes ein Muttermal hat.»
    «Poirot!», fuhr ich auf.
    Sekundenlang war ich vollkommen verblüfft; aber dann verriet sich mein Freund durch ein schlecht kaschiertes Lächeln.
    «Poirot!», rief ich noch einmal, diesmal vorwurfsvoll.
    «Was wollen Sie, mon ami? Sie sehen mich mit so ergebenem Hundeblick an, dass nur eine Antwort à la Sherlock Holmes in Frage kommen kann! Um aber bei der Wahrheit zu bleiben – ich weiß weder, wie der Mörder aussieht, noch wo er lebt, noch wie wir ihn je entlarven sollen.»
    «Wenn es nur irgendeinen Anhaltspunkt gäbe», murmelte ich.
    «Ja,
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