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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission
Autoren: Bernd Sieberichs
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Irrtum. Wie das Licht an den Sonnenstra hlen hinab zur Erde gelangt, so klimmen sie an den Schicksalen der Lebenden entlang ins künftige Geschehen. Und nichts und Niemand konnten ihre Vollendung aufhalten oder den Lauf verändern. Nicht einmal ein PriesterKönig, kein Gottgleicher konnte das. Das Ergebnis des Spiels stand demnach schon lange fest. Aber nicht so die Regeln; denn die würde SchlangenVogel bestimmen.
    " Geh, Sklave! Hauptmann Chacsacal und zwanzig seiner besten Krieger sollen zu mir kommen. Sie müssen den Baumeister finden und töten. Ihn und seine ganze verdammte Sippe." Er biss sich nervös auf die Lippe, weil er nicht sicher war, das Richtige zu tun. Er kannte die gesamte Prophezeiung und wusste, dass es wichtig für sein Volk, ja, für alle Maya war, dass die Bücher, die Kabyum Kin gestohlen hatte, bis zum Aufgang der Sechsten Sonne an ihrem Versteck bleiben würden. Und nach der ehernen Unfehlbarkeit der Weissagungen würden sie das auch. Doch damit wären die Befehle für Hauptmann Chacsacal und seine Männer sinnlos und sein eigenes Leben gefährdeter denn je. Die von Norden herandrängenden Itzá, seine Querelen mit Pakal und Bolonte, sowie der eigene Ehrgeiz machten ihm seine Entscheidung nicht leichter.
    SchlangenVogel beschloss zum Weihetempel zu gehen, und die Götter mit einem Blutopfer um Beistand zu bitten. Er spürte das Schröpfme sser an seiner Hüfte und begann, die Stufen empor zu steigen. Er hasste es, sein eigenes Blut fließen zu lassen. Und weil er Hass und auch Wut empfand, endete sein Opfer nicht mit einem Gebet, sondern mit einem Fluch.
     
     
    ***

3  Daria Delfonte
     
    gähnte und seufzte gleichzeitig. Die Archäologin war eine sehr erschöpfte, frisch geschiedene – oder je nach Standpunkt frisch verwitwete – Altertumsforscherin. Herbert war am Tag nach der Scheidung verunglückt. Tödlich! Keine Zeit zum Abschied. Keine Zeit zum Verarbeiten. Schluss, Ende, Aus! Ob ihre Kinder ihr je verzeihen würden, dass sie am Tag darauf nach Yukatan aufgebrochen war?
    Daria Delfonte glaubte nicht, dass sie Georgia und Dylan den Grad ihrer Verzweiflung je würde beschreiben können. Sie fand bis heute keine Worte für die Leere. Sie wusste nur, dass sie dieses dunkle Monster zähmen musste. Ehe sie verschlungen wurde. In Nichts!
    Die Forscherin seufzte erneut. Es musste am Regen liegen. Die Feuchtigkeit lähmte alle Lebensgeister. Die yukatekische Variation kroch in die Knochen und verschanzte sich dort. Trotzdem fiel ihr bis heute keine bessere Ablenkung ein, als ihre Arbeit. Nur hier konnte sie noch ein paar Funken Hingabe, Begeisterung und Ehrgeiz entfachen. Alles andere war Nirwana, Dunkelheit, Blei.
    Das Universum um sie herum erschien ihr als eine unendliche Kammer des Schreckens. Nur das Innere ihres Grabungszeltes bot ein wenig Schutz und Lebensenergie. Die Suche nach dem Beweis für ihre Theorie, dass die Wikinger bereits vor den Kelten die Karibische See befahren hatten, nahm eine überraschende Wendung nach der anderen. Der diesjährige Monster-Monsun in Mexiko, ja, in ganz Mittelamerika, war nur eine dieser unglaublichen Geschichten, wenn auch eine besonders auffällige. Daria Delfonte wusste, dass ihr die Zeit im Olympioniken-Tempo davonlief. Sie streckte und dehnte sich in alle Richtungen, gähnte herzhaft und knetete ihre klammen Finger geschmeidig.
    Der Regen prasselte mit einer sogar für subtropische Gebiete spek -takulären Heftigkeit auf die Zeltplane und piesackte Gehör und Nerven mit einer Ausdauer ohnegleichen. Die Wissenschaftlerin fühlte sich wie in einem Bunker unter Dauerfeuer. Sie guckte zu ihrer Grube. Die Pumpen jaulten mit 1200 Umdrehungen. Trotzdem durchweichte der poröse Boden immer mehr. Gewöhnlich saugte er das Wasser wie ein Schwamm auf, speicherte es in Trichterbrunnen und Poljen oder filtrierte es durch die einzelnen Schichten bis in wenige Grundwasserbecken hinein. Aber seit Tagen konnte nichts den Fluten Einhalt gebieten.
    So wälzten sich gelbbraune Flüsse durch unterirdische Adern. In gr oßen Rillen schossen sie ebenso waagerecht wie zielstrebig durch das poröse Kalkgestein bis in die Karibische See und senkten deren Salzgehalt, dass den Meeresbewohnern ganz flau vor Süße wurde. Einige Knurrhähne und Seewölfe machte die ungewohnte Süße so verrückt, dass sie an Land gingen und starben. Fliegende Fische flogen auf und davon. Ein verirrter Zauberfisch aus der Gegend von Rarotonga verschluckte sich vor Schreck an seinem
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