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Die Mauern von Logghard

Die Mauern von Logghard

Titel: Die Mauern von Logghard
Autoren: Ernst Vlcek
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einer starken Bewachung bestehen.«
    »Ich betrachte deine Krieger als die dem Sohn des Kometen zustehende Eskorte«, erwiderte Mythor.
    Sadagar klopfte ihm von hinten auf die Schulter, und Luxon meinte anerkennend: »So ist es richtig. Als Sohn des Kometen musst du lernen, dich auch ohne den Gebrauch von Waffen durchzusetzen. Aber Jemons Verhalten gefällt mir trotzdem nicht. Ich möchte bloß wissen, was für ein Spiel die Großen treiben.«
    »Mythor ist eben allseits unbeliebt«, meinte Hrobon verächtlich, während er den anderen aus dem Gewölbe folgte. Die Bogenschützen hatten auf ein Zeichen Jemons die Pfeile zurück in die Köcher gesteckt. Auch die anderen Krieger verstauten ihre Waffen, blieben jedoch wachsam.
    Sie kamen zu dem freien Platz, über den sich die Brücken spannten. Dort standen Körbe, die an Seilen hingen. In diesen waren die Krieger nach unten gelangt. Nun bestiegen sie sie wieder zu zweit und zu dritt, wobei Mythor und seine Freunde voneinander getrennt wurden.
    Mythor teilte einen Korb mit Jemon. Kaum hatten sie ihn bestiegen, zupfte der Krieger an einer Schnur, und der Korb glitt gleich darauf ruckweise nach oben. Jemon wich Mythors Blick aus. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Ich habe eine Frage an dich, Jemon, die du mir ruhigen Gewissens beantworten kannst«, sagte Mythor. »Sind wir hier in Logghard?«
    »Wir gelangen nun erst zur Oberwelt und somit in die Ewige Stadt«, antwortete Jemon. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wir sind zwar im Herzen von Logghard, aber der Dunkle Bezirk, aus dem wir kommen, ist eine Bastion der Mächte aus der Schattenzone. Es gibt mehrere solcher Dunklen Zonen in der Ewigen Stadt, die von Kreaturen wie den Mabasern besetzt sind. Sie machen uns sehr zu schaffen, aber wir können sie wenigstens im Zaum halten.« Er machte wieder eine Pause, blickte Mythor kurz an und sagte: »Wir können diese Gefahrenherde eindämmen und ihre Ausbreitung verhindern. Doch wird die Existenz Logghards von anderer Seite bedroht.«
    Sie erreichten mit dem Korb eine Plattform und gelangten von dort auf eine der Brücken. Nacheinander folgten auch die Körbe mit Luxon, Steinmann Sadagar und Hrobon.
    Jemon verschwand für kurze Zeit. Mythor sah ihn hinter der Barrikade am Ende der Brücke verschwinden. Als er wieder zu ihnen zurückkam, erklärte er: »Ich soll euch sofort in den Tempel der Großen bringen.«
    *
    »Wir reiten im Kreise. Wir kommen nie irgendwohin!«
    Der Krieger schrie es immer wieder. Dann weinte und lachte er und begann schließlich zu toben. Drei Mann waren nötig, um ihn zu beruhigen.
    »Versteht ihr denn nicht«, sagte er unter Tränen. »Wir bewegen uns immer in einem Kreis.«
    »Ja, gewiss, in einem Dämonenkreis. Wie könnte es auch anders sein!«
    »Aber wozu ziehen wir dann weiter?«
    »Vielleicht können wir irgendwann aus dem Dämonenkreis ausbrechen. Irgendwo muss es ein Tor geben.«
    »Land!«
    Zum wievielten Mal war dieser Ruf schon erklungen?
    Die Reiter trieben ihre Pferde an. Das Fußvolk begann zu laufen. Da vorne war ein gebirgiger Landstreifen, eine verheißungsvolle Oase in dem grauen, konturenlosen Einerlei dieses Nichts.
    Das Hufgetrappel hallte laut. Von irgendwo erklangen entsetzte Schreie. Sie kamen von dieser Insel des Lebens, die sich wie ein Traum aus Licht und Farben aus der verwaschenen, grauen Einöde erhob. Und dort waren Menschen, die den Reitern entsetzt entgegenstarrten.
    »Sie hören uns – aber sie fliehen uns!«
    »Können sie uns nicht sehen? Erkennen sie uns nicht als ihresgleichen?«
    »Wir sind Freunde! Wir tun euch nichts!«
    Die Menschen auf der Insel duckten sich unter der herandonnernden Reiterschar. Die Krieger ritten durch die Insel des Lebens hindurch, zugehen ihre Pferde und kehrten zurück. Aber der Traum hatte sich verflüchtigt. Kein Licht, keine Farben. Nichts.
    Das Tor zu ihrer Welt, das zum Greifen nahe schien, hatte sich wieder geschlossen.
    *
    »Samed! Was ist mit dir?«
    Die zartgliedrige Frau mit dem langen hellen Haar beugte sich besorgt über den Jungen, der sich wie unter Krämpfen krümmte. Er hatte schwarzes, krauses Haar und einen dunklen Teint. Aber jetzt zeigte sein Gesicht eine ungesunde Blässe, die Haut wirkte aschfahl.
    »Was ist nur, Samed? Sag etwas.«
    Der Junge würgte, dann fragte er: »Muss ich sterben, Kalathee?«
    Kalathee krampfte es das Herz zusammen. »Er ist yarl-krank«, sagte eine Männerstimme neben ihr. Kalathee blickte erschrocken hoch und sah in das zerfurchte
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