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Die Mauern von Logghard

Die Mauern von Logghard

Titel: Die Mauern von Logghard
Autoren: Ernst Vlcek
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miteinander verbunden waren und in denen Menschen herumkletterten, erhoben sich weitere Bauwerke wie ein Berg. Und von der Spitze des Berges erstrahlte eine mächtige Säule aus Licht. Die Säule, die der Lichtbote hier entzündet hatte!
    Ein wohliger Schauer überkam Mythor, denn ihm war klar, dass er dorthin musste. Dort lag das Grabmal des Lichtboten, der letzte, der wichtigste Fixpunkt!
    »Drachen im Anflug!« hallte es von der Höhe eines Turmes über die Stadt. »Verlasst die Straßen! Begebt euch in Sicherheit. Die Drachen kommen!«
    »Mythor!« rief Nayna von der Straße zu ihm herauf. »Wir müssen den Schutz der Gebäude aufsuchen.«
    »Ich bin nach Logghard gekommen, um für die Lichtwelt zu kämpfen!« rief Mythor. »Nicht, um mich zu verstecken.«
    Mythor wandte sich wieder in die andere Richtung. Er wusste, dass dort Osten war, von wo der Drachenschwarm kam. Denn dort lagen die Ruinen von Erham, in denen sich die Drachen gesammelt hatten, bevor sie sich in die Lüfte erhoben hatten und in Richtung Logghard davongeflogen waren. Und nun kamen sie. Ein riesiger Schwarm aus dunklen Körpern.
    Mythor blickte an den seltsamen Masten hoch, die ihn irgendwie an die Runengabeln erinnerten, aus denen die Caer-Priester im Hochmoor von Dhuannin die Menschenscheuchen gefertigt hatten. Nur waren diese Masten oftmals fast zehnmal so lang und durch Seile miteinander verbunden, so dass Mythor auch an die Saiten eines Instruments erinnert wurde. Manche dieser Saiten hingen durch, andere waren straff gespannt. Und auf fast allen Masten, die Mythor sehen konnte, kletterten winzig erscheinende Gestalten herum – sie hingen dort wie im Ausguck eines Schiffes.
    »Was haben diese Masten für eine Bedeutung?« rief Mythor zu Nayna hinunter. »Und was tun diese Männer?«
    »Sie spannen die Windharfen, auf dass sich die Drachen darin verfangen!« rief Nayna zurück. »Kommst du? Ich bringe dich zu Gamhed. Die Straßen sind wie leergefegt…«
    Mythor hörte nicht hin. Er starrte dem Drachenschwarm entgegen, der nun abgedreht hatte und in südlicher Richtung davonflog, geradewegs in die schwarze Wolke hinein. Mythor wollte sich schon enttäuscht abwenden und der Aufforderung Naynas Folge leisten. Doch da sah er, dass ein kleinerer Schwarm von Drachen die ursprüngliche Richtung beibehielt.
    »Ich werde doch Gelegenheit für eine erste Bewährungsprobe haben«, sagte er sich. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, und er wusste auf einmal, dass es etwas ganz Besonderes war, in Logghard für die Lichtwelt zu kämpfen. War das eine Empfindung, die aus ihm selbst kam, oder beeinflusste ihn das Licht des strahlenden Monuments des Lichtboten?
    Egal, es machte keinen Unterschied. Die Bedeutung, als Sohn des Kometen für den Fortbestand der Lichtwelt zu kämpfen, konnte ihm nur in der Ewigen Stadt richtig bewusst werden.
    Er stand da und blickte furchtlos dem Schwarm von etwa fünfzig Drachen entgegen. Er richtete sich den Sternenbogen her und legte gemächlich den ersten Pfeil ein, ohne zu merken, welche Bedrohung sich in seinem Rücken und ringsum zusammenbraute.
    Mythor sah nicht die fanatischen Blicke, die durch die Schießscharten des Tempels auf ihn geworfen wurden. Es entging ihm, dass sich überall um ihn die Krieger der Erleuchteten Garden sammelten und auf das Zeichen zum Sturm auf ihn warteten.
    Jetzt! dachte Mythor. Der erste Pfeil verließ die Sehne, weitere folgten einer nach dem anderen. Der Flug der Drachen schien langsamer zu werden, als die ersten, von Mythors Pfeilen aus dem Mondköcher getroffen, abtrudelten und sich in den Seiten der Windharfen verfingen. Aber sosehr sich auch der Schwarm lichtete, die anderen Drachen flogen unbeirrbar weiter, geradewegs auf Mythor zu.
    Noch waren an die zwanzig Drachen übrig, und sie waren schon so bedrohlich nahe, dass es Mythor selbst mit dem magischen Sternenbogen nicht mehr möglich war, so rasch zu schießen, um sie alle aus der Luft zu holen, bevor sie ihn erreichten.
    Und als er dies erkannte, da vertauschte er den Bogen rasch mit dem Gläsernen Schwert, um sich im Nahkampf besser verteidigen zu können.
    Es waren letztlich sieben Drachen verblieben, denen sich Mythor zum Kampf stellte. Aber sechs kreisten nur über ihm, und ein einziger stieß aus der Höhe fast senkrecht auf ihn herab. Jetzt erkannte Mythor, dass es nicht ein Drache allein war. Er trug auf dem Rücken eine Last. Dort kauerte eine menschliche Gestalt. Ein Hüne von einem Mann mit einem dunklen, wie verrußt
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