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Die Liebe verzeiht alles

Die Liebe verzeiht alles

Titel: Die Liebe verzeiht alles
Autoren: WENDY WARREN
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Brauen hoch.
    „Hat es eine Fortsetzung gegeben?“
    Obwohl sie beide gut ein halber Meter voneinander trennte, schien seine Nähe ihr die Luft zum Atmen zu rauben. Ihr Mund wurde trocken, während ihre Blicke ineinander ruhten. Und dann war es wie früher, wenn sie so dicht beieinander gestanden hatten. Sie spürte die knisternde, elektrisierende Spannung, die zwischen ihnen geherrscht hatte, seit sie in die Pubertät gekommen waren.
    Lilah hatte in der Vergangenheit wiederholt an Gus gedacht. Manchmal hatte sie ihn sich als den jungen Mann vorgestellt, der sie noch immer liebte und verlangend ansah. Sie hatte sich in ihrer gemeinsamen Zeit so begehrenswert gefühlt wie nie wieder danach.
    Allerdings waren da in all den Jahren ebenfalls Momente gewesen, in denen Gus sie voller Zorn und Bitterkeit angesehen hatte – wie bei ihrer letzten Begegnung. Es war entsetzlich schmerzhaft gewesen.
    Im Gegensatz zu früher, wo sie seine Gefühle immer in seinen Augen ablesen konnte, ließ Gus sich jetzt nicht anmerken, was er gerade empfand. Er hatte sich offenbar völlig unter Kontrolle und blickte sie gleichmütig an. „Hat es von dem Film eine Fortsetzung gegeben?“, fragte er erneut und riss sie aus ihren Gedanken.
    „Hoffentlich nicht.“
    Gus lachte. Und es schien ihm leichtzufallen. Auch das hatte sich also geändert, denn damals hatte er kaum gelacht. Nicht einmal in ihren glücklichsten Momenten.
    „Was führt dich nach Kalamoose, Lilah? Gönnst du dir eine Pause vom Scheinwerferlicht und dem Großstadtrummel?“
    Nein, er hörte sich nicht im Mindesten sarkastisch an. Trotzdem wurde sie verlegen. Er kann nicht wissen, was für eine Versagerin du bist, mahnte sie sich zur Vernunft. „Meine Familie lebt hier.“ Mist, sie hatte nicht so sachlich wie beabsichtigt geklungen, sondern eher, als wollte sie sich verteidigen. „Ich bin im Laufe der Jahre oft hier gewesen. Und du?“
    Natürlich kannte sie die Antwort bereits. Während ihrer ersten Besuche hatte sie sich immer nach ihm umgesehen und die Ohren gespitzt, um vielleicht irgendetwas über ihn zu erfahren. Aber von den Einheimischen hatte niemand ihn im Auge behalten, außer Onkel Harm. Nur hatte dieser nie mehr von ihm geredet, seit er Lilah in Kalifornien angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass Gus zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war.
    „Meine Leute sind schon vor Jahren von hier weggezogen. Es gab keinen Grund, warum ich zurückkehren sollte. Bis vor Kurzem.“
    Sie war also kein hinlänglicher Grund gewesen! „Und warum bist du zurückgekommen?“ Während ihrer Highschool-Zeit hatten sie häufig darüber gesprochen, wann sie gemeinsam für immer dieser Kleinstadt entfliehen würden.
    „Wegen meines Hauses und meiner Geschäfte.“
    „Du willst hierbleiben ?“, fragte sie überrascht. Oh, nein! Was nun?
    In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Am liebsten wäre sie zu ihrem Tisch geeilt, hätte Bree erklärt, sie würden sich doch mit Saras Vorräten begnügen, und wäre von hier verschwunden, damit sie wieder klar denken konnte.
    Gus raubte ihr den Verstand. Ja, er verwirrte sie total. Sie beide passten überhaupt nicht zusammen. Ihr Leben war damals entsetzlich kompliziert geworden, weil sie die Hände nicht von ihm lassen konnte. Aber das alles spielte keine Rolle. Gus war gleichsam wie eine Droge. Sie würde sich immer nach ihm sehnen, selbst wenn sie sich eigentlich auf jemand anders konzentrieren sollte.
    Widerwillig gestand sie sich ein, dass sie jeden Mann, mit dem sie in den letzten zwölf Jahren zusammen gewesen war, unbewusst mit Gus verglichen hatte. Sie hatte mehrere Liebhaber gehabt und zweimal ernsthaft versucht, eine echte Beziehung zu führen. Doch war es ihr nie möglich gewesen, sich ihren Partnern wirklich ganz hinzugeben.
    Sie hatte sich zunächst nicht erklären können, warum es so war. Dann hatte sie eines Nachts den Grund erkannt: Die Arme, die sie hielten, und die Hände, die sie liebkosten, hatten Gus gehört und nicht dem Mann, mit dem sie tatsächlich das Bett teilte. In jenem Moment war ihr auch klar geworden, wieso sie sich immer schrecklich einsam fühlte und kein Liebhaber etwas daran änderte.
    Das Klügste ist, jede weitere Begegnung mit Gus zu vermeiden, überlegte Lilah. Sie musste ihre ganze Kraft darauf verwenden, ihres und Brees Leben in Ordnung zu bringen. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, wenn sie Kontakt mit einem Mann pflegte, in dessen Nähe sie noch nie fähig gewesen war, einen
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