Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
gestalten. Zum Beispiel im Streit.
Nehmen wir an, Sie haben mal wieder vergessen, den Müll rauszubringen. Ihre Frau ist stinksauer. Die Fetzen fliegen. Ein Wort gibt das andere. Sie merken, wie die Wut in Ihnen hochsteigt, und Sie planen schon den perfekten Vergeltungsschlag.
Sie wissen, dass Sie mit Ihrem Gegenangriff alles nur noch schlimmer machen. Sie wissen, dass Sie dem Streit damit nur neue Nahrung geben. Aber ein Nachgeben erscheint aus Ihrer Ich-Sicht als Niederlage. Sie wollen das Wortgefecht auf Teufel komm raus gewinnen.
Dabei können Sie von folgender Faustregel ausgehen: Jedes Mal, wenn Sie einen Streit gewinnen, hat Ihre Partnerschaft wieder etwas verloren. Meist haben Sie dann nämlich nur Ihren Partner bekämpft, nicht das Problem.
Das ist der Unterschied zwischen der Ich- und der Wir-Sicht. Aus der Wir-Perspektive ist nicht Ihr Partner der Feind, sondern der Streit. Aus dieser Sicht werden Sie sich hüten, den Streit mit einem Vergeltungsschlag weiter anzuheizen. Stattdessen geben Sie nach und äußern Ihren Ärger später, wenn sich die Wogen geglättet haben, in Form einer Beschwerde.
Früher sind Sie sich dabei wie ein Verlierer vorgekommen. Aus der jetzigen Wir-Sicht jedoch erscheint Ihr Rückzieher als Gewinn. Und genau das ist er auch. Das ist das Schöne an der Liebe: Sie bereichern sich selbst, indem Sie andere beschenken. [331]
Nun werden Sie vielleicht sagen: Das ist ja wirklich romantisch, aber was ist, wenn mein Partner meine Großzügigkeit ausnutzt, wenn ich also brav die Wir-Perspektive einnehme, nur um festzustellen, dass er jetzt noch rücksichtsloser seine Interessen durchsetzt?
Wenn Ihr Partner wirklich so reagieren sollte, dann haben Sie in der Tat schwere Karten, weil man am Ende nur gemeinsam zu einer Wir-Perspektive gelangen kann. Dennoch lohnt sich der Versuch. Sie werden vielleicht selbst überrascht sein, wie anders Ihr Partner auf Sie reagiert, wenn Sie in einem Streit plötzlich nachgeben.
Viele erwidern ein Nachgeben nämlich ihrerseits mit Nachgiebigkeit, auch wenn dieses Gesetz natürlich keine absolute Gültigkeit hat.
Manche Menschen sagen: »Bevor ich etwas tue, muss sich erst mal mein Partner bessern. Ich bin ja schließlich nicht allein an allen Problemen schuld. Dazu gehören immer zwei!« Das ist wahr. Aber Sie können die Änderungen, die Sie sich von Ihrem Partner wünschen, nicht erzwingen, das kann nur Ihr Partner. Fangen Sie also mit dem an, was Sie ändern können, und das sind Sie selbst. [332]
Liebesformel Nummer 5 : Aufregung im Alltag
Lässt sich die »Verliebtheit light« auf Dauer aufrechterhalten? Ja, sagt Arthur Aron, der Mann vom Brückenexperiment, mit dem alles anfing. Wie im ersten Kapitel beschrieben, wies der Forscher auf der größten Fußgängerhängebrücke der Welt nach, dass sich die Aufregung einer Situation auf eine Person übertragen kann.
Am Anfang der Liebe steht die Aufregung. Und dann? Dann kehrt der Alltag ein, der in der Regel so aussieht, dass wir aus ihm jede Aufregung verbannen. Die Gewohnheit greift um sich. Und am Ende ist alles nur noch Routine.
Ein Rezept, meint der Psychologe, die Liebe lebendig zu halten, besteht darin, aus der Routine des Alltags auszubrechen und immer wieder Neues, Spannendes, Aufregendes zu unternehmen. Adrenalin bringt die Leidenschaft auf Trab. Und diese anregende Wirkung entfaltet sich nicht nur zu Beginn einer Beziehung, sondern auch in der späteren Partnerschaft. Das hat Aron in einer Serie von weiteren Experimenten bewiesen. Es ist, als würde sich die Aufregung auch auf die abgekühlte Beziehung übertragen können.
Zunächst testete er seine Vermutung im Labor, genauer gesagt in der Turnhalle. Er band Paare an Händen und Füßen zusammen und ließ sie gemeinsam einen kleinen Hindernisparcours überwinden.
Die Paare sollten über eine Barriere klettern und dabei ein Kissen mit sich führen, ohne ihre Hände, Arme oder Zähne zu benutzten. Sie konnten das Kissen also nur zwischen ihre Köpfe oder Körper klemmen. Gelang ihnen die Aufgabe innerhalb einer Minute, gab es zur Belohnung einen kleinen Preis. [351]
Vor und nach dieser Übung fragte der Psychologe, wie zufrieden die Paare mit ihrer Beziehung waren. Das Resultat: Auch nachdem die Fesseln wieder gelöst waren, fühlten sich die Partner einander näher als noch kurze Zeit zuvor. Bei einer Gruppe von Kontrollpaaren, die nur einen Ball durch die Sporthalle gerollt hatten, und zwar jeder für sich, blieb dieser stimulierende
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