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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger R. Talbot
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Staatsgeschäfte, und dann bin ich bei dir.«
    Larry kratzte sich den Handrücken. Eingetrocknete Schlammkrümel fielen auf den Boden. Goonan betrachtete ihn stumm. »Geh jetzt«, ermunterte er ihn.
    Der Bursche ging hinaus, machte die Tür hinter sich zu, und der Polizist konnte endlich den Hörer aufnehmen: »Inspector Goonan …«
    Es war Bridget Walsh: »… ich habe hier einen Kerl in der Leitung, der behauptet, jemand hätte sein Pferd aufgegessen, roh, und …«
    »Kümmere du dich darum, Bridget, hier wurde gerade Gorbatschow entführt.«
    »Was?«, fragte sie bestürzt.
    »Das ist der jüngste Einfall von Larry Bohan, dem Typen in dem orangefarbenen Overall, den du hier gesehen hast. Ich weiß nicht, was er sich noch ausdenken würde, um an die Versicherungsprämie zu kommen …«
    »Die Welt ist voller Verrückter, Chef.«
    »Jepp, und wir sind die Aufpasser im Irrenhaus.«
    Goonan legte wieder auf und fuhr sich über die Stirn. Das war ein böser Wochenauftakt, wenn dir ausgerechnet der Sohn des alten Bohan ins Büro schneite, Larry, genannt Flying Guiness, weil er dazu neigte, sich im Vollsuff an seinen Deltadrachen zu hängen. In zwei Jahren zwei Mal versuchter Versicherungsbetrug, und er gab immer noch nicht auf. Nicht mitgerechnet die Anzeigen wegen Sachbeschädigung und die vielen Abmahnungen wegen Schlägereien.
    Wie üblich war die Geschichte nicht nur außerhalb Blackrocks, seines Dienstbezirks, passiert, sondern sogar außerhalb Dublins. Für Larry existierte sowieso nur ein Polizeibeamter in Irland: der Freund seines Papas, Paul Goonan. Aber das Ding mit Gorbatschow war ein dicker Hund. Zu dick, selbst für einen wie Larry, die »fliegende Halbe«. Er hatte Lust, ihn wegzuschließen, ihn blasen zu lassen und ihn mal ordentlich durch die Mangel zu drehen. Aber das wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Das war nun mal sein Schicksal: sein Leben im Büro zu verbringen, um sich mit trinkfreudigen Mythomanen und Pferdefleischfressern herumzuschlagen. Aber er wäre nicht fähig gewesen, irgendeinen anderen Beruf auszuüben. Er war fast vierzig, in seinem Kamm blieben immer mehr Haare hängen, und die einzige Zerstreuung in seinem Leben war eine halbherzige Beziehung zu Margaret, einer zärtlich-willfährigen Kindergärtnerin, die sich seit fast einem Jahr um ihn kümmerte. Aber wenn die Entführer eines Gorbatschow auf der Matte standen, dann musste man den Fall verfolgen, und zwar nach Vorschrift.
    Bohans Kopf schob sich erneut ins Büro.
    »Soll ich die Formulare ausfüllen?«
    Seufzend bedeutete Goonan ihm einzutreten. »Ja, Larry, alle Formulare. Das ist eine Frage nationaler Sicherheit.«

3
     
    Ort: Rom
    Weltzeit: Dienstag, 23. Juni, 8.31 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 10.31 Uhr
     
    Liam schaute sich um, in seine Neugier mischte sich respektvolle Hochachtung.
    Er hatte sein Leben den Büchern gewidmet und für diese Passion sogar sein Land verlassen. Jetzt, mit vierzig, war er Universitätsprofessor und sorgte dafür, dass seine Schüler aus Büchern lernten, er veröffentlichte Bücher, rezensierte Bücher, und abends, ehe er in einem fast immer leeren Bett einschlief, war sein liebster Zeitvertreib, Bücher zu lesen. Und doch war für ihn ein Antiquariat eine ungewohnte Umgebung.
    Die vier Wände um ihn herum waren mit alten Regalen aus Nussbaum bedeckt, auf denen Tausende von Büchern standen: Wiegendrucke, mit Miniaturen geschmückte Kodizes, illustrierte Bände, Rara, mit wertvollen Einbänden oder schlichten, die dafür aber zu Unikaten gehörten. Berühmte Meisterwerke der bürgerlichen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, Einzelbände der Enciclopedia, Berichte der Grand Tour, Theatra Mundi, bis hin zu Werken der Theologie, dem Fach, das Liam seit über fünf Jahren hier in Rom unterrichtete, an der PUST, der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin. Er dachte darüber nach, dass ihn das alles nie wirklich fasziniert hatte: Bibliotheken hatte er immer vollerLiebe betrachtet, Antiquariate dagegen mit einem gewissen Vorbehalt, denn diese Orte wurden für gewöhnlich weniger von Lesern, als vielmehr von Sammlern frequentiert, einem Menschenschlag, zu dem er entschieden nicht gehörte. Er hatte nie verstanden, welche Befriedigung es verschaffen konnte, ein Buch zu kaufen, das man nicht lesen, sondern nur besitzen wollte.
    An jenem Vormittag jedoch, im Hinterzimmer dieses Antiquariates, fühlte er sich merkwürdigerweise in seinem Element. Er war eingehüllt in eine Atmosphäre der
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