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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood
Autoren: Stephen Baxter
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der Koalition zusammen, dem staatlichen Militär. Aber bei AxysCorp kümmern wir uns um unsere Leute.« Er ließ den Lichtstrahl herumwandern. Piers zuckte vor dem Licht zurück. »Und wo ist John?«
    »Sie haben ihn knapp verpasst«, sagte Helen bitter.
    »Verpasst?« Camdens Taschenlampe fand John. »Oh. Verdammt! «
    Lily hob den angeketteten Arm. »Sie haben was von Bolzenschneidern gesagt?«
    Camden winkte seine Leute herbei. »Beeilen wir uns.«
     
    Nachdem die Männer sie befreit hatten, halfen sie ihnen die Kryptatreppe hinauf.
    Das Innere der Kathedrale war eine Sandsteinhöhle, ausgeplündert und von Brandspuren gezeichnet. Sie stolperten durch das massive Portal de San Ivo auf die Straße hinaus. Die Kathedrale war ein gedrungener gotischer Steinbau, das Werk von Jahrhunderten; die Krater der Granateneinschläge zernarbten ihre kunstvolle Fassade. Es regnete unablässig, das Wasser sammelte sich in immer größer werdenden Pfützen auf der Straße und ließ jede Oberfläche erglänzen.
    In der von Schutt übersäten Ruine eines Gebäudes stand ein kleiner Helikopter wartend auf seinen Kufen. Als die Geiseln näher kamen, eilten weitere AxysCorp-Mitarbeiter
herbei, die neben der Maschine gestanden hatten. Lily, als Pilotin seit fünf Jahren aus dem Geschäft, kannte das Modell nicht; es trug das auffallende Geborgene-Erde-Logo von AxysCorp.
    Während ihre Befreier die erforderlichen Vorbereitungen trafen, standen die vier ehemaligen Geiseln eng beieinander. Helen drückte ihr Baby an sich. Gary blinzelte lächelnd wie ein Kind an Weihnachten ins Licht. Unerträglicherweise wollte Piers Michaelmas das schmutzige Handtuch, das sein Gesicht verbarg, noch immer nicht abnehmen. Lily sah sehnsüchtig nach oben. Zumindest war es ihr gelungen, noch einmal den Himmel zu sehen, auch wenn er sich hinter einer dichten Wolkendecke verbarg. Ihre nackte Kopfhaut und die dünnen Kleider waren rasch vollends nass. Zum Glück war es Juli, so dass sie wenigstens nicht fror. Doch angesichts all der Männer in ihren mattgrünen Kampfanzügen um sie herum fühlte sie sich seltsam herabgewürdigt; in dem durchnässten T-Shirt und den Shorts kam sie sich geradezu nackt vor.
    Ein AxysCorp-Mann mit Rotkreuz-Abzeichen auf dem Arm sah sich die vier kurz an und nahm Helen dann mit ein paar entschuldigenden Worten das Baby aus den Armen. »Nur für einen Moment - bis wir weg sind. Ich habe eine Wiege für sie. Dort ist sie besser aufgehoben.« Helen protestierte, als er mit dem Baby davonging und es dabei in den Armen wiegte, konnte jedoch nichts tun. Lily glaubte zu spüren, wie das Band zwischen Mutter und Tochter sich dehnte wie unter Spannung gesetzter Stahl.
    »Überrascht mich, dass sie dem Kind so nahesteht«, sagte George Camden leise zu ihr. »Schließlich ist es das Produkt einer Vergewaltigung …«

    »Es ist Helens Kind«, gab Lily scharf zurück. »Der Vater spielt keine Rolle. Said ist sowieso fort. Seine Kameraden haben ihn weggejagt.«
    »Ja. Wir wissen über ihn Bescheid. Hören Sie, es ist alles in Ordnung. Immer mit der Ruhe. Sie sind jetzt in Sicherheit.«
    »Das kommt mir so unwirklich vor.« Lily fuhr sich über den Kopf. Es stimmte: Der Hubschrauber, die ramponierte Kathedrale, der bleierne Himmel erschienen ihr wie Elemente jener Halluzinationen, unter denen sie in der Einzelhaft gelitten hatte.
    »Ich kannte John, wissen Sie.« Camden lächelte schief. Seine Zähne waren sauber, sauberer als die von Lily in den letzten fünf Jahren. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir nach all dieser Zeit so kurz davor waren, ihn zu retten. Wenn er hier stünde, würde er sich über den Regen beklagen.«
    »So war John.« Sie nickte. »Aber es regnet schon seit längerem. Wir haben in unserem letzten Verlies irgendwo draußen in den Vororten davon gehört. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in Barcelona jemals so ein Wetter gegeben hat.«
    »Die Dinge haben sich in den fünf Jahren seit Ihrer Entführung geändert, Captain Brooke.« Ferne Schüsse waren zu hören, ein hohles Krachen. Camden horchte auf etwas, obwohl er keinen Ohrstöpsel trug. »Ich glaube, wir sind abflugbereit.« Er lief zum Hubschrauber.
    Für einen kurzen Augenblick waren die vier wieder allein.
    »Das war’s dann wohl«, sagte Gary unsicher. »Nach all den Monaten und Jahren.«
    Lily sah sie an, den hoffnungsvollen jungen Gary, die
schwer mitgenommene Helen, den empfindlichen Piers. »Wir haben etwas miteinander geteilt, nicht wahr?«
    »Das
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