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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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irgendwie Herr zu werden. «Blumen aus dem Gewächshaus sind viel zu kostspielig. Nein, sei bitte so gut und bring mich in aller Schlichtheit unter die Erde.» Doch seine müßigen Scherze reichten nicht aus, um seine Gedanken von der roten Rose loszureißen, die Angelica im Schlaf gehalten hatte. Und Nataljas arglose Bemerkung drängte ihm erneut die Frage auf, wer sie ihr gegeben hatte und warum.
    Natalja griff nach den Brotlaiben, die sie gebacken hatte, und brach ein Stück davon ab. «Iss das», forderte sie ihn auf. «Das ist gut gegen den Nachgeschmack.»
    Semjon machte sich voller Inbrunst über das Brot her. Er genoss den warmen, dunklen und erdigen Geschmack, der ihn an seine weitentfernte Heimat erinnerte, die er doch kaum kannte. Iwans Frau war wirklich ein wahrer Schatz. Er wischte die letzten paar Krümel von seinen Händen und lächelte sie erneut an.
    «Also», sagte sie und setzte sich auf einen Stuhl. «Du hast mir längst noch nicht genug von dem Ball berichtet.»
    «Mir kommt es vor, als wäre ich schon die gesamte Gästeliste durchgegangen und hätte unfreundliche Bemerkungen über so gut wie alle Anwesenden gemacht. Was willst du denn noch wissen?»
    «Was die Frauen anhatten. Und zwar en detail .»
    «Wie bitte?»
    Natalja starrte ihn entschlossen an. «Der Abend ist kühl, also fang mit den Mänteln, Pelzen und Hüten an. Und danach dann …» – sie senkte ihre Stimme zu einem sinnlichen Flüstern – «… was sie darunter trugen.»
    «Ah, ich verstehe», meinte er lachend. «Nun, es war ein ganzer Haufen Zofen da, die den weiblichen Gästen die Mäntel und dergleichen abnahmen, bevor sie den Ballsaal betraten. Und dann hat ein Diener alles fortgebracht. Die Kleider waren natürlich sehr hübsch, aber an viele Details kann ich mich nicht erinnern, Natalja.»
    «Und wer war die schönste Frau des Abends?», fragte sie voller Eifer. «Daran wirst du dich doch wohl sicher erinnern können.»
    Er nickte, ließ sie auf die eigentliche Antwort aber ein klein wenig warten. «Ihr Name war Angelica Harrow, und sie befand sich im Grunde gar nicht unbedingt auf dem Ball.»
    «Nein? Wo war sie denn dann?» Natalja sah ihn mit schmalen Augen an. «Soweit ich weiß, bist du ein Meister der Verführung, dem man unter gar keinen Umständen trauen kann.»
    «Der Diener brachte ihr die Mäntel und Umhänge, um sie wegzuhängen und darauf aufzupassen, bis ihre Besitzer sie wiederhaben wollten.»
    «Sie war ein Dienstmädchen?»
    «Ich glaube, diesen Eindruck wollte sie erwecken», erwiderte Semjon vorsichtig. «Aber für mein Ohr und mein Auge wurde sie auf keinen Fall in diese Position hineingeboren.»
    Natalja sah ihn traurig und mitleidig an. «O weh, eine gestrauchelte Schönheit, die für einen Hungerlohn zu Sklavenarbeiten gezwungen wird.»
    Ihre melodramatische Ausdrucksweise ließ ihn leise lächeln. «Ich habe keine Ahnung.»
    Sie brach ein weiteres Stück von dem Brot ab – diesmal für sich selbst – und kaute abwesend darauf herum. «Und hast du dich mit ihr unterhalten?»
    «Eigentlich blieb mir gerade mal Gelegenheit, ihr meinen Mantel zu geben. Aber ja, ein paar Worte haben wir schon gewechselt.»
    Natalja nickte nachdenklich. «Ich dachte mir schon, dass du irgendwie verändert wirktest, als du nach Hause kamst.»
    «Ich war betrunken.»
    Sie wischte seine Erklärung mit einer Handbewegung beiseite. «Nein, es war irgendetwas anderes. Du schienst mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein – als würdest du über etwas Schönes, oder jemand Schönen, nachdenken. Und dabei handelte es sich ganz sicher nicht um einen der Trunkenbolde aus deinem Club.»
    Er gab mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er ihre bemerkenswerte Intuition durchaus anerkannte. «Gut gemacht, Natalja. Ich habe nämlich von dem Moment, als ich den Ball verließ, an niemand anderen als Angelica gedacht. Und ich hoffe, irgendwie mehr über sie in Erfahrung zu bringen.»
    «Wenn dir das gelingt, wirst du mir dann auch davon berichten?», hakte sie neugierig nach.
    «Wenn ich der Ansicht bin, dass es für deine hübschen Öhrchen nicht zu unpassend ist, dann werde ich das bestimmt tun.»
    «Ich bin jetzt eine verheiratete Frau», erklärte sie entrüstet. «Du kannst mir alles erzählen. Du und ich, wir sind die Jüngsten von allen in diesem düsteren Haus, also musst du mich ins Vertrauen ziehen. Mit wem soll ich denn sonst reden? Mit dem alten Lewschin ganz sicher nicht. Der steckt seine Nase doch immer nur in
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