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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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und beschnüffelt wurde. Finger griffen durch die Stäbe und zogen sachte an ihren Gliedmaßen, an den Haaren und stürmischer am Kleid. Reißend gab der Stoff unter dem Gezerre nach, ganze Fetzen wurden herausgerissen.
    »Nein, hört auf! Verschwindet!« Mein Rufen war kein guter Einfall gewesen. Die Wesen trugen die verschiedensten zerschlissenen Kleidungsstücke, mal zu groß, mal zu klein, was sie aber nicht störte. Wütend rüttelten sie am Gitter und versuchten zu Firûsha vorzudringen. »Verschwindet, oder meine Brüder werden euch …«
    Das Scheusal, das sie entdeckt hatte, sprang auf den Käfig und schubste alle anderen hinab. Es kreischte, zeigte auf Firûsha und brabbelte in einer unverständlichen Sprache.
    Die Ausführungen riefen lautstarke Zustimmung hervor. Zahlreiche hässliche Hände packten das Eisen und hoben Firûshas Gefängnis an, trugen es zusammen mit ihr und dem Anführer obenauf davon. Sie marschierten hinaus aus dem Grasmeer.
    »Was tut ihr denn?«, rief sie und wehrte aufdringliche Finger ab, die sie unentwegt stachen und an ihrem Schopf zupften. Die Kälte setzte ihr weiterhin zu. Sie musste endlich aus dem Käfig gelangen und warme Sachen anziehen. Der Gestank, der sie umgab, brachte sie zum Würgen. Ich hoffe, Sisaroth und Tirîgon sind in der Nähe. Die Spuren sollten sie zu mir führen.
    Die Bestien schleppten sie zu einem gerodeten Platz, auf dem windschiefe Zelte aus Tierhäuten errichtet waren. In der Mitte brannte ein großes, loderndes Feuer, um das weitere Scheusale saßen und Fleischstücke an langen Spießen in den Flammen rösteten.
    Als die Gruppe eintraf, brandete Jubel auf, und die Rufhörner mit dem lächerlichen Klang von Barbarenkinderspielzeugen wurden geblasen. Die trötende Disharmonie schmerzte zu allem Überfluss in den albischen Ohren.
    Sie setzten Firûsha ab, rollten sie mitsamt dem Verschlag über den Sand auf die Feuerstelle zu, wirbelten sie gleich einer Wabe in einer Honigschleuder.
    Die Flammen rückten näher und näher, aber der Käfig wurde nicht langsamer …
    Sie wollen mich braten! »Nein! Ich bin kein Tier, das ihr essen könnt!«, schrie sie verzweifelt. Das bringt nichts. Sie versuchte sich zu konzentrieren und auf die angeborene Gabe der Albae zurückzugreifen, Lohen zum Ersterben zu bringen.
    Doch in ihrem angeschlagenen Zustand fiel es ihr alles andere als leicht, das Durchschütteln machte es noch schwerer.
    Da das Feuer trotz ihrer Bemühungen kaum kleiner wurde, wollte sie den Bestien Furcht in die Herzen pflanzen, um sie zu vertreiben, aber sie erreichte noch weniger. Sie hatte sich in den letzten Momenten der Unendlichkeit zu sehr auf das Singen verlegt und weniger auf magische Übungen.
    Die Menge tobte unvermindert begeistert und in Vorfreude auf das Festmahl. Der Käfig hatte das Feuer gleich erreicht.
    Eines kann ich noch versuchen. In ihrer Not erhob Firûsha die Stimme. Sie sang kein besonderes Lied, keine traditionelle Weise, sondern eine einfache Folge von Tönen, die ihr geradewegs in den Sinn kamen.
    Glasklar, diamantenrein schnitt die Zufallsweise durch das Lärmen und zerteilte es.
    Da geschah es: Die Ungeheuer verstummten.
    Der Käfig wurde eine Armlänge vor dem Einschlag in die Feuerstelle angehalten und senkrecht aufgestellt. Hunderte Dreifachaugen glotzten die singende Albin fasziniert an. Die Scheusale schubsten sich gegenseitig vor Begeisterung, geboten mit Zischlauten Ruhe und drängten sich um ihre Gefangene.
    Sie … reagieren darauf! Firûsha zwang sich dazu, trotz der Heiserkeit und den heißen Lohen in ihrem Rücken nicht nachzulassen. Aus einer Eingebung heraus ahmte sie die erbärmliche Melodie der Rufhörner nach, verfeinerte sie und legte ein Vielfaches an Gefühl in ihre Darbietung, mit der sie nicht weniger als ihr Leben rettete.
    Das nahe Feuer wurde unangenehm heiß und sandte enorme Hitze, die zwar die Kälte aus ihren Knochen trieb, es dabei aber nicht beließ. Firûsha fürchtete, dass ihre Haare verschmorten und sie sich Brandwunden an den unbedeckten Stellen ihrer Haut einfing. Die Stäbe leiteten die Wärme langsam, doch unaufhaltsam zu den dünnen Sohlen ihrer feinen Schuhe.
    In ihrer Kehle kratzte es drohend.
    Ich kann nicht ewig singen, um sie zu betören. Ihr Infamen, bitte! Sendet mir meine Brüder! Mit einem letzten lang gezogenen Ton hörte Firûsha auf. »Bitte, rückt mich ein wenig vom Feuer weg«, bat sie. »Und habt ihr Wasser?«
    Sie erntete lautes, aufgebrachtes Fauchen. Abgenagte
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