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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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gespült. Langsam stand er auf, suchte Halt im weichen Untergrund und lehnte sich an den glattrindigen Stamm. Wo bin ich?
    Das Licht rührte von unzähligen kleinen Punkten über ihm, die diffus durch tief ziehende Wolken leuchteten.
    Es war in der Tat warm wie in einem guten Sommer. Seine Rüstung, die langen schwarzen Haare und seine Kleider fühlten sich bereits trocken an; den Helm jedoch hatte er verloren. Keine Hinweise auf Sisaroth und Firûsha.
    Um sich einen Überblick zu verschaffen, erklomm er den Baum und schwang sich hinauf bis zur breiten Krone, streckte den Kopf zwischen den breiten Blättern heraus.
    Der Ausblick war packend und zugleich beunruhigend: Tirîgon saß auf einer bewaldeten Insel, die er auf höchstens vierhundert mal vierhundert Schritt schätzte.
    Drumherum gab es nichts als Wasser.
    Es schimmerte im Licht mal türkis, mal grün, mal dunkelblau, doch es blieb eine Ödnis aus Wogen und Wellen.
    »Ich muss träumen«, sagte er zu sich selbst und strengte seine Augen an, um in die Ferne zu blicken, drehte sich einmal um die eigene Achse. Gibt es hier nichts außer diesem trostlosen Flecken? Wie soll es ein Meer in Phondrasôn geben?
    Tirîgon kletterte ernüchtert wieder hinab und durchforstete die Insel nach möglichen Mitbewohnern. Aber außer den Bäumen, einigen bunten, schlecht riechenden Blumen und einigen unergründlichen Skelettresten fand er nichts. Weder Nahrung noch trinkbares Wasser.
    Es scherte ihn nicht, was ihn hierher verschlagen hatte, er musste schnellstmöglich fort, bevor ihn die Kräfte verließen. Aus drei Stämmen würde er sich ein Floß bauen, notfalls seine Rüstung zerteilen und damit die Bauteile zusammenfügen, wenn er keine Pflanzenfasern zum Binden nutzen konnte. Glücklicherweise lagen bereits zwei Bäume umgestürzt ganz in der Nähe des Strandes.
    Tirîgon legte den Harnisch sowie die Kleidung bis auf das Untergewand ab und machte sich an die Arbeit. Er fällte einen Baum, zerteilte die drei Stämme in mannslange Stücke, schlug die enormen Blätter ab und gönnte sich zwischendurch Pausen. Kräfteeinteilung.
    Ein Schwert ist nicht sonderlich gut für diese Arbeit geeignet. Wäre ich eine Klinge, würde ich bei nächster Gelegenheit aus Wut zerbrechen. Er sah zu den Wellen, das Nass lockte ihn mit Abkühlung. Die Helligkeit und die Wärme verringerten sich nicht, durch die Wolken schimmerten die vielen Lichter auf den Alb herab, die seine Augen nicht schwarz werden ließen.
    Warum nicht? Tirîgon ging zum Strand, streifte dabei die Stiefel ab und warf sich in die Fluten.
    Erfrischend umspielte ihn das Wasser, wusch den Schweiß von ihm ab. Nach einem ersten Kosten spuckte er den Schluck sofort wieder aus. Salzig. Es wird mir nichts nützen, davon zu trinken, sondern mich von innen auslaugen.
    Er tauchte auf und schwamm einige Schritt weit hinaus, bis er keinen Grund mehr unter den Füßen spürte, und sah zu seiner Insel. Eine Verbannung innerhalb der Verbannung, dachte er und musste grinsen. Über ihm quollen und zogen die tiefen, strahlend weißen Wolken. Ob es Nacht wird? Er glaubte nicht, sich an der Oberfläche zu befinden.
    Seine Mutter hatte ihm von Phondrasôns Wundern und Schrecknissen erzählt, und er liebte die Geschichten.
    Dass er sich mitten in einer davon befand, jagte ihm keine Furcht ein. Aber er musste sich selbst eingestehen, dass er nicht wusste, wie er seine Geschwister sowie den Ausgang finden sollte.
    Mit sanften Paddelbewegungen hielt er sich über den Wellen. Da kann ich Gàlaidon tausendfach sagen, dass ich mich aus freien Stücken entschied, hierher zu gehen. Solange ich den Pfad nach Hause nicht finde, nützt es mir nichts, kein verbannter Verbrecher zu sein.
    Tirîgon schwamm zurück zur Insel, um sein Werk fortzusetzen.
    Rechts von sich sah er einen lang gezogenen Schatten auf sich zugleiten, dem ein zweiter folgte. Drei parallel angeordnete Rückenflossen durchbrachen die Oberfläche, von denen die mittlere die längste war. Sie zerschnitten das Meer, die dazugehörige Kreatur nahm Fahrt auf.
    Kaum zeigten sich die Flossen, erschienen weitere. Die Jäger lieferten sich ein Rennen um die Beute.
    Jetzt ist mir klar, warum der Käfig derart verbogen ist. Sie versuchten schon einmal, mich zu fressen. Fluchend beeilte sich Tirîgon, um an den rettenden Strand zu gelangen. Keuchend und prustend kraulte er durch das Wasser und ließ nicht eher nach, bis er mit der Brust fast schon den Sand berührte.
    Ein kurzer Blick über die
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