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Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)

Titel: Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
Autoren: Julie Klassen
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er nicht, dass sie mit seinem Sohn sprach? War er ängstlich oder wütend bei dem Gedanken, sie könnte sich Edmund zu erkennen geben und das zu einem Zeitpunkt, an dem er so verletzlich war?
    Ich habe ihm nichts gesagt , rechtfertigte sie sich in Gedanken.
    »Komm, Charles. Komm wieder mit hinein. Es ist ja nichts passiert. Vergiss sie.«
    Er drehte sich um, lächelte Bea kurz an und tätschelte ihre Hand, die auf seinem Arm lag. »Du hast sicher recht. Du bist so gut zu uns.«
    Ja , dachte Charlotte. Mr Harris scheint es nicht schwerzufallen, Beas Rat zu befolgen. Zweifellos hat er mich lange vergessen.
    Sie fragte sich, ob ihre Schwester schließlich doch noch bekommen würde, was sie sich schon so lange wünschte. Der Gedanke deprimierte sie. Ich hätte dich nicht als Mutter für meinen Sohn gewählt, aber leider habe ich in dieser Sache kein Mitspracherecht mehr. Du wirst dein Bestes tun, ich weiß, schon um Charles' willen. Was würdest du sagen, wenn du Bescheid wüsstest? Wird Charles es dir sagen, wenn er dich heiratet? Wenn er es Katherine nie gesagt hat, wird er es wohl auch dir nicht sagen. Wahrscheinlich ist es auch das Beste so. Du hast mich nie sehr gern gehabt.
    Charlotte wartete noch einen Augenblick. Als sie hinter dem Schirm hervortrat und zur Treppe ging, sah sie William Bentley die Stufen heraufkommen.
    »Miss Lamb?«
    »Mr Bentley«, antwortete sie mit klopfendem Herzen. Sie wünschte, sie hätte nicht vergessen, ihren Schleier wieder vor das Gesicht zu ziehen.
    »Ich bin überrascht, Sie zu sehen«, sagte er mit einem unangenehmen Lächeln.
    »Warum das? Katherine war meine Cousine, wie Sie sich vielleicht erinnern.«
    »Ja. Und die Frau meines Onkels.« Er räusperte sich. »Sind Sie allein hier?«
    »Ja.«
    »Beatrice ist nicht gekommen?«
    »Sie ist drinnen. Mit Ihrem Onkel.«
    »Ah, sie tröstet ihn. Wie nett von ihr. Ich hätte gedacht, dass Sie …«
    »Ich bin nur gekommen, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, Mr Bentley. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.« Sie begann, rasch die Treppe hinunterzusteigen.
    »Miss Lamb, verzeihen Sie mir. Ich meinte nicht …«
    Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. »Oh doch, Mr Bentley. Sie meinten.« Dabei lächelte sie genauso vielsagend, wie er gelächelt hatte, und ging beschwingten Schrittes davon.

    Charles sah, dass sein Neffe sich den Weg zu ihm bahnte, die Augen funkelnd von einer neuen Bosheit.
    »Ich war überrascht, Charlotte Lamb hier zu sehen.«
    »Du hast sie getroffen?«
    »Ja, sie wollte gerade gehen, als ich kam. Sie war wohl die Erste, die kondolierte, oder?«
    »William. Ich habe deine Andeutungen und Respektlosigkeit satt. Miss Lamb – Charlotte – hat nicht einmal mit mir gesprochen. Ich wusste gar nicht, dass sie hier war, bis Edmund es mir sagte.«
    »Edmund kennt sie?«
    »Offenbar sind Katherine und sie in den letzten Jahren in Kontakt gewesen.«
    »Das wusste ich nicht. Und ich wollte auch nicht respektlos sein. Vor allem nicht jetzt. Aber seien Sie gewarnt, Onkel. Sämtliche alten Jungfern und Witwen stehen bereits in den Startlöchern, um den trauernden Witwer zu trösten und sich um seinen armen, verwaisten Sohn zu kümmern.«
    »Edmund ist keine Waise.«
    »Na gut, dann eben mutterlos.«
    »Du bist ein Idiot, William.«
    »Mr Bentley.« Beatrice kam und stellte sich neben Charles, wobei sie ihre Vertrautheit durch die körperliche Nähe und ihre besitzergreifende Art unterstrich. »Wie nett von Ihnen, dass Sie gekommen sind.«
    Er verneigte sich steif. »Beatrice … Miss Lamb. Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    »Und worüber unterhalten die beiden Gentlemen sich?«
    »Ehrlich gesagt, über Ihre Schwester«, sagte William und genoss offensichtlich Beas Unbehagen.
    »Ach.«
    »Ja. Ich habe sie gerade getroffen und muss zugeben, sie hat nie hübscher ausgesehen. Vielleicht ein wenig müde – Schwarz steht ihr nicht wirklich. Aber so schön wie immer.«
    »Ja, nun«, sagte Bea brüsk, »ich muss nach Edmund schauen. Der arme Kleine ist ganz müde vor Kummer und den vielen Aufmerksamkeiten, die ihm heute zuteil werden.«
    Sie neigte knapp den Kopf. »Mr Bentley. Charles.«
    Beide Männer verbeugten sich kurz, als sie ging.
    »Du meine Güte. Das ging aber schnell.«
    »William, bitte. Bea gehört zur Familie.«
    »Jedenfalls würde sie es gern.«
    »Halt den Mund, William.«

35
    Schenk uns die Kraft der belebenden Gnade,
mach unsere Seelen zum Fluge bereit;
trag uns hinauf in des Himmels Gestade,
streif von uns unser
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