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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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getrieben hatte. Er fing dunkel zu verstehen an, wie es möglich war, daß der kleine Junge Randolph Carter des Jahres 1883 in dem Farmhaus bei Arkham, die nebulöse Gestalt auf der vage hexagonalen Säule jenseits des Ersten Tores, das Fragment, das jetzt der Erscheinung in der endlosen Leere gegenübertrat, und all die anderen Carters, die seine Einbildungskraft oder seine Wahrnehmung schaute, gleichzeitig existieren konnten.

    Dann verstärkten sich die Wellen und versuchten, sein Verständnis zu erweitern, indem sie ihn mit der vielförmigen Entität aussöhnten, von der sein hier befindliches Fragment einen infinitesimalen Teil darstellte. Sie sagten ihm, daß jede Figur des Raumes nur das Resultat der Intersektion mit einer Ebene einer korrespondierenden Figur der nächsthöheren Dimension ist so wie ein Quadrat ein Würfelschnitt, und ein Kreis ein Kugelschnitt ist.

    Die dreidimensionalen Würfel und Kugeln sind ihrerseits Schnitte der korrespondierenden vierdimensionalen Figuren, die die Menschen nur aus Spekulationen und Träumen kennen; und diese wiederum sind Schnitte fünfdimensionaler Figuren, und so immer weiter hinauf bis in die schwindelnde und unerreichbare Höhe archetypischer Unendlichkeit. Die Welt der Menschen und der Menschengötter ist nur eine infinitesimale Phase eines infinitesimalen Etwas die dreidimensionale Phase der durch das Erste Tor zu erreichenden, kleinen Ganzheit, wo ‘Umr at-Tawil den Uralten Träume diktiert. Obwohl die Menschen dies als Realität preisen und jeden Gedanken an das vierdimensionale Original als unrealistisch verbannen, verhält es sich in Wahrheit doch genau umgekehrt. Was wir Stoff und Realität nennen, ist Schatten und Illusion, und was wir Schatten und Illusion nennen, ist Stoff und Realität, Zeit, fuhren die Wellen fort, kennt keine Bewegung und weder Anfang noch Ende. Daß sie sich bewegt und die Ursache der Veränderung bildet, ist eine Illusion. Eigentlich ist sie selbst eine Illusion, denn außer in der engen Anschauung von Wesen der begrenzten Dimensionen, existiert so etwas wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht. Die Menschen stellen sich die Zeit nur auf Grund dessen vor, was sie Veränderung nennen,; aber auch dies ist Illusion. Alles das war und ist und sein wird, existiert gleichzeitig. Diese Enthüllungen erfolgten mit einer gottähnlichen Feierlichkeit, die Carter jedes Zweifeln unmöglich machte. Obwohl sie sein Fassungsvermögen beinahe überstiegen, spürte er, daß sie im Licht jener finalen kosmischen Realität, die alle lokalen Perspektiven und beschränkten partiellen Einsichten Lügen strafte, wahr sein mußten; und er war mit profunden Spekulationen genug vertraut, um frei zu sein von der Sklaverei lokaler und partieller Vorstellungen. Hatte seine ganze Suche denn nicht auf dem Glauben an die Unwirklichkeit des Lokalen und Partiellen gefußt?

    Nach einer eindrucksvollen Pause setzten die Wellen wieder ein und sagten, daß das, was die Bewohner der geringdimensionierten Zonen Wandel nennen, nur eine Funktion ihres Bewußtseins ist, das die externe Welt unter verschiedenen kosmischen Winkeln betrachtet. So wie die aus einem Kegelschnitt resultierenden Figuren mit den Schnittwinkeln zu variieren scheinen je nach Winkel entstehen Kreis, Ellipse, Parabel oder Hyperbel, ohne daß jedoch der Kegel selbst eine Veränderung erfährt genauso scheinen sich die lokalen Aspekte einer unveränderlichen und endlosen Realität mit den kosmischen Betrachtungswinkeln zu verändern. Die schwachen Bewohner der inneren Welten sind Sklaven dieser mannigfaltigen Bewußtseinswinkel, denn abgesehen von wenigen Ausnahmen, lernen sie es nicht, sie zu kontrollieren. Nur wenige Erforscher der verbotenen Dinge haben sich Spuren dieser Kontrollfähigkeit erworben, und dadurch Zeit und Wandel bezwungen. Doch die Entitäten außerhalb der Tore beherrschen alle Winkel und schauen die myriaden Teile des Kosmos ganz nach Wunsch entweder unter der fragmentarischen, die Veränderung involvierenden Perspektive, oder als die unwandelbare Totalität jenseits der Perspektive. Als die Wellen erneut aussetzten, erschloß sich Carter dumpf und erschreckend der letzte Hintergrund des Rätsels um seinen Identitätsverlust, der ihn anfangs so entsetzt hatte. Seine Intuition fügte die Fragmente der Enthüllung zusammen, und brachte ihn dem Erfassen des Geheimnisses schrittweise näher. Er begriff, daß ein Großteil der Enthüllungen bereits innerhalb des Ersten Tores über
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