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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon
Autoren: Gordon R. Dickson
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Andersartigkeit; es war Freiheit nach der Eintönigkeit und den erdrückenden Vorschriften, nach der Freudlosigkeit, der Überfüllung und Einsamkeit auf der Erde. Hier war er plötzlich ohne jede bewußte Anstrengung ein Teil von allem geworden, was sich rings um ihn befand. Er atmete mit dem Gras hinter dem weißen zementierten Landefeld, er erwärmte sich mit der Erde der niedrigen, bewaldeten Hügel am Horizont. Der Wind brachte ihm tausend verschiedene Botschaften auf einmal, und der ganze Planet Everon, diese Welt, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, sprach zu ihm mit einer Stimme, die stärker war als die Stimme seiner eigenen vertrauten Heimatwelt.
    „Paß?“ fragte die Zollbeamtin am Fuß der Landungstrep pe. Jef hatte den Boden erreicht. Jetzt, nur noch Zentimeter von ihr entfernt, sah er eine große Frau mittleren Alters mit ergrauen dem kastanienfarbenem Haar und müden braunen Augen.
    „Hier.“ Benommen reichte Jef ihr seine Papiere, auch die Sondererlaubnis des Ökologischen Korps für Mikeys Mitreise in der Kabine. „Wir haben die rote Markierung.“
    „Ich sehe.“ Sie warf einen Blick auf den roten Aufkleber am Kopf des Passes. „Forschung. In Ordnung. Nach links. Bitte, gehen Sie weiter …“
    Jef wandte sich nach links, um sich zu dem Häufchen von Leuten zu gesellen, die hinter dem Stahlzaun warteten. Durch das goldene Sonnenlicht blickte er auf die großen Fenster im Obergeschoß des Terminals, wo er die Hauptquartiere der ausländischen Beamten vermutete. Dort oben mußte William die längste Zeit des Jahres vor seinem Tod, als er hier stationiert gewesen war, sein Büro gehabt haben.
    Mikey rieb den Kopf gegen Jefs Hüfte. Jef erinnerte sich an die Anweisung der Zollbeamtin und ging auf die Abzäunung zu, wo sechs weitere Personen warteten. Zweifellos hatten sie ebenso wie er zwecks besonderer Behandlung durch die Zollbehörden von Everon rote Aufkleber auf den Pässen.
    Mit Mikey an seiner Seite näherte Jef sich ihnen. Er erkannte nur einen von den sechsen. Martin Curragh war ganz in ein Gespräch mit einem kleinen, untersetzten, grauhaarigen Mann vertieft. Die anderen, so vermutete Jef, kamen alle aus den Einzelkabinen der Ersten Klasse im Bug des Raumschiffes. Plötzlich unterbrach Martin sein Gespräch und warf Jef einen merkwürdigen, durchdringenden Blick zu, einen Blick, der beinahe wie eine Warnung war. Jef sah ihn verdutzt an, aber der schwarzhaarige Mann drehte sich ohne ein weiteres Zeichen sofort wieder zu seinem Gesprächspartner um.
    Links von ihnen füllte sich der Flughafenbus mit der Masse der gewöhnlichen Passagiere, aber für die sechs Sonderfälle in ihrer Einzäunung war noch kein Transportmittel in Sicht. Doch mehrere von ihnen richteten die Blicke suchend nach Süden, über die Wipfel der Variform-Eichen hinweg, die den Raumhafen umstanden. Wie Jef sich nach den Karten seines Bruders erinnerte, mußte dort Everon-Stadt liegen. Etwa eine Minute später tauchte auch über den Eichen ein kleines Luftfahrzeug mit Zweistromtriebwerk auf und schwebte gleich darauf ein paar Meter über der Absperrung. Dann setzte es zur Senkrechtlandung an. Aus dem Luftfahrzeug – wie aus den Kennzeichen zu schließen war, eine Art von Polizei-Kurierschiff – trat ein gewichtiger Mann, sowohl groß als auch schwer. Er trug eine Uniform in Khaki und Blau mit goldenen Sternen auf der Hemdentasche. In der Hand hielt er ein Klammerbrett.
    Er kam nicht zu den wartenden Leuten, sondern tat nur zwei Schritte aus dem Schatten der Mantelschrauben in den Flügeln seines Luftfahrzeugs heraus und blieb dann stehen. Er sah auf sein Klammerbrett.
    „Robini, Jef Aram“, rief er, ohne aufzublicken. „Und ein Maolot.“
    Die übrigen Sonderfälle drehten sich um und starrten Jef und Mikey an. Jef führte Mikey vorwärts, bis sie vor dem Mann angelangt waren. Jef blieb stehen. Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er sich unwillkürlich so hoch aufgereckt hatte, wie er konnte, und die Anstrengung machte ihn steif und gespannt wie einen Abspanndraht unter Last. Obwohl Jef selbst hochgewachsen war, überragte ihn dieser Mensch um sechs Zentimeter, und an Gewicht hatte er ihm mindestens vierzig Kilo voraus.
    Der andere sagte nichts, sondern streckte nur seine Hand aus. In Jefs Inneren begann der Zorn wie eine glühende Kohle aufzuglimmen. Doch seine einzige Reaktion war, daß er auf diese Hand blickte.
    „Paß“, verlangte der große Mann scharf.
    „Darf ich fragen, mein Herr …“ – Jef
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