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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny
Autoren: Alexandre Dumas
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Pitou zu Ihrem Ehegatten?«
    Beide antworteten Ja, Pitou mit bewegter Stimme, Katharina ruhig und heiter, und Herr von Longpré erklärte die beiden Verlobten im Namen des Gesetzes für Eheleute.
    Dann winkte er den kleinen Isidor zu sich.
    Der Knabe, der auf dem Schreibtische des Bürgermeisters saß, sprang rasch herunter und ging auf Herrn von Longpré zu.
    »Mein Kind,« sagte der, »nimm diese Papiere und übergib sie deiner Mama Katharina, wenn dein Papa Pitou sie nach Hause geführt hat.«
    Der Knabe nahm die beiden Schriften und hielt sie mit drolliger Sorgfalt in seinen Händchen.
    Die Zeremonie war zu Ende. Zum größten Erstaunen der Anwesenden nahm Pitou fünf Louisdor aus der Tasche und übergab sie dem Bürgermeister mit den Worten: »Für die Armen, Herr von Longpré.«
    Katharina lächelte. »Sind wir denn so reich?« fragte sie.
    »Wer glücklich ist, Katharina, ist reich,« antwortete Pitou, »und du hast mich zum reichsten Manne der Welt gemacht.«
    Er bot ihr den Arm, auf den sich die junge Frau vertraulich stützte.
    Die vor dem Rathause versammelte Menge begrüßte die Neuvermählten mit lautem Zuruf. Pitou dankte seinen zunächststehenden Freunden mit herzlichem Händedruck, und Katharina nickte ihren Freundinnen freundlich zu.
    Jetzt wandte sich Pitou nach rechts.
    »Wohin gehst du denn?« fragte Katharina.
    »Komm nur, liebe, teure Katharina,« sagte Pitou; »ich führe dich an einen Ort, den du sehr gern wiedersehen wirst.«
    Katharina ließ sich willig führen.
    »Wo gehen sie denn hin?« fragten die Leute, die ihnen nachschauten.
    »Wir werden doch nicht nach Pisseleux gehen?« fragte Katharina, ihren Mann anhaltend.
    »Komm nur, Katharina«, sagte Pitou.
    Katharina ging seufzend auf dem Feldwege weiter, und nach zehn Minuten kamen sie an die kleine Brücke, wo Pitou sie am Abend der Trennung von dem Vicomte Isidor ohnmächtig gefunden hatte.
    Dort stand sie still.
    »Pitou,« sagte sie, »weiter gehe ich nicht.«
    »Oh, nur bis zu der hohlen Weide«, bat Pitou.
    Katharina seufzte und ging weiter. An dem Weidenbaume stand sie wieder still und sagte:
    »Jetzt laß uns umkehren, ich bitte dich!«
    Aber Pitou war unerbittlich; er legte die Hand auf ihren Arm und sagte:
    »Nur noch zwanzig Schritte, Katharina, mehr verlange ich nicht.«
    »Ach, Pitou!« rief Katharina mit so herzzerreißendem Tone, daß Pitou ebenfalls stehenblieb.
    »Und ich glaubte dir eine so große Freude zu machen, meine Katharina!«
    »Wie! Du glaubtest mir eine so große Freude zu machen, indem du mich auf einen Meierhof führst, wo ich meine Kindheit verlebt habe, der meinen Eltern gehört hat und einst mein Eigentum werden sollte, der aber gestern verkauft worden ist und jetzt einem Fremden gehört, dessen Namen ich nicht weiß!«
    »Nur noch zwanzig Schritte, Katharina ... weiter gewiß nicht!«
    Diese zwanzig Schritte waren in der Tat genug, denn als die beiden jungen Gatten um die Ecke der Ringmauer kamen, sahen sie das große Hoftor vor sich.
    Vor dem weitgeöffneten Hoftor standen in einer Reihe aufgestellt die Taglöhner, Knechte und Mägde in ihrem Sonntagsstaat, Vater Clouis an der Spitze. Jeder hielt einen Blumenstrauß in der Hand.
    »Ach! ich verstehe,« sagte Katharina; »du wolltest mich vor der Ankunft des neuen Eigentümers noch einmal hierherführen, um von den alten Dienern Abschied zu nehmen ... Ich danke dir, Pitou.«
    Sie ließ den Arm ihres Mannes und die Hand des kleinen Isidor los und ging auf die Leute zu, die sie alle umringten und in die große Stube führten.
    Pitou nahm den kleinen Isidor auf den Arm und folgte seiner Frau. Der Knabe hielt die beiden Papiere gewissenhaft in seinen Händchen.
    Die junge Frau saß mitten in der Stube und rieb sich die Stirn, als ob sie eben aus einem Traum erwachte.
    »Mein Gott, Pitou!« sagte sie, sich nach allen Seiten umsehend; »was höre ich? ... Ich verstehe kein Wort ...«
    »Liebe Katharina,« erwiderte Pitou, »nimm die Papiere, die unser Kind dir überreicht; sie werden dir vielleicht mehr Aufklärung geben.«
    Katharina nahm dem Knaben die Papiere aus der Hand.
    »Lies, Katharina«, setzte Pitou hinzu.
    Katharina faltete das eine Papier auseinander und las:
    »Ich bestätige, daß ich das Schloß Boursonne und die dazugehörigen Grundstücke für Rechnung des Jacques Philippe Isidor, minderjährigen Sohnes der Katharina Billot, am heutigen Tage gekauft und bezahlt habe, und daß diese Besitzung folglich das Eigentum des genannten Kindes ist.
    De
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