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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Autoren: Margaret Atwood
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tot. Alle sind tot. Alle auf der ganzen Welt, sie sind alle tot  … Er fängt an zu weinen.
    Sei nicht traurig, o Schneemensch. Wir sind gekommen, um zu helfen.
    Toby: Ihr solltet ihn nicht anfassen … die Wunde ist entzündet … er braucht …
    Jimmy: Au! Fuck!
    O Schneemensch, nicht treten. Dann tut dir dein Fuß nur noch mehr weh. Einige fangen an zu schnurren wie Küchenmixer.
    Ren ruft nach Hilfe: Toby! Toby! He! Lasst sie los!
    Toby schaut hinüber, über das Feuer hinweg: Amanda ist in einem flackernden Dickicht nackter Männergliedmaßen und Rücken verschwunden. Ren stürzt sich mit ins Getümmel und geht sofort darin unter.
    Toby: Wartet! Nein! … Hört auf! Was soll sie tun? Dies ist ein großes kulturelles Missverständnis. Hätte sie nur einen Eimer kaltes Wasser!
    Einer der Painballer: He, ihr da! Hier sind wir!
    Diese Leute riechen sehr schlecht. Sie riechen nach dreckigem Blut. Wo ist das Blut?
    Was ist das? Das ist ein Seil. Warum sind sie mit dem Seil gefesselt?
    Schneemensch hat uns Seil gezeigt, als er auf einem Baum lebte. Seil ist dazu da, um sein Haus zu bauen. O Schneemensch, warum ist das Seil an diese Männer gefesselt?
    Dieses Seil tut diesen Leuten weh. Wir müssen es wegnehmen.
    Ein Painballer: Ja, genau. Wir haben tierische Schmerzen. (Lautes Stöhnen.)
    Toby: Fasst sie nicht an, sonst …
    Der zweite Painballer: Jetzt mach schon, Blaupimmel, bevor die alte Fotze …
    Toby: Nein! Nicht losbinden … Die Männer da werden …
    Aber es war schon zu spät. Wer hätte ahnen können, dass die Craker so schnell Knoten lösen können?

Prozession
    Die beiden Männer verschwanden in der Dunkelheit und ließen ein Stück Seil und verstreute Glut zurück. Du Vollidiot, dachte sie. Du hättest keine Gnade zeigen dürfen. Du hättest ihnen mit einem Stein den Schädel einschlagen oder mit deinem Messer die Kehle durchschneiden sollen und hättest nicht mal Kugeln verschwenden müssen. Du warst eine Null und dein Versagen grenzt ans Kriminelle.
    Viel war nicht zu erkennen – das Feuer war fast aus –, aber sie machte hastig Inventur: Wenigstens war ihre Flinte noch da, zum Glück. Aber das Spraygewehr der Painballer fehlte. Du Holzkopf, sagt sie zu sich. So viel zu Sankt Juliana und der Güte des Universums.
    Amanda und Ren hatten sich weinend aneinandergeklammert und wurden von mehreren besorgten Crakerfrauen gestreichelt. Jimmy war hingefallen und redete auf die Kohlen ein. Je schneller sie wieder im Lehmhaus der MaddAddamiten wären, desto besser: Hier draußen im Dunkeln waren sie leichte Beute. Die Painballer könnten wegen der Waffen zurückkommen, und Toby wusste jetzt schon, dass die Craker keinerlei Hilfe wären. Warum hast du mich geschlagen? Crake wird böse sein! Er wird einen Donner schicken! Selbst wenn sie einen zu Fall brächte, würden sich die Craker nur dazwischenwerfen. Oh, es hat geknallt, ein Mann ist umgefallen, er hat ein Loch, er blutet! Er hat sich weh getan, wir müssen ihm helfen!
    Aber selbst wenn die Painballer erst einmal Ruhe gäben, waren da noch andere Räuber im Wald. Luxkatzen, Hunölfe, Löwämmer; und schlimmer noch, die wilden Riesenschweine. Und jetzt, wo die Städte und Straßen wie leergefegt waren, wer weiß, wann die ersten Bären aus dem Norden auftauchen würden?
    »Wir müssen los«, sagte sie zu den Crakern. Köpfe drehten sich, grüne Augenpaare richteten sich auf sie. »Schneemensch muss mit uns kommen!«
    Plötzlich redeten die Craker alle auf einmal. »Schneemensch muss bei uns bleiben! Wir müssen Schneemensch wieder auf seinen Baum bringen.« – »Das ist es, was er mag, er mag Bäume.« – »Ja, nur er kann mit Crake reden.« – »Nur er kann uns von Crake erzählen, und vom Ei.« – »Und vom Chaos.« – »Und von Oryx, die die Tiere geschaffen hat.« – »Und wie Crake das Chaos beseitigt hat.« – »Der liebe, gütige Crake.« Sie fangen an zu singen.
    »Wir brauchen Medikamente«, sagte Toby verzweifelt. »Sonst wird Jimmy – sonst wird Schneemensch vielleicht sterben.« Ausdruckslose Blicke. Hatten sie überhaupt eine Vorstellung, was sterben bedeutete?
    »Was ist ein Jimmy ?« Verwirrtes Stirnrunzeln.
    Großer Fehler: Sie hatte den falschen Namen verwendet. »Jimmy ist ein anderer Name für Schneemensch.«
    »Warum?« – »Warum ist das ein anderer Name?« – »Was ist ein Jimmy ?« Das schien sie weitaus mehr zu interessieren als der Tod. »Ist es die rosa Haut, die Schneemensch anhat?« – »Ich will auch ein
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