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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Meseret bewies, obwohl ihm diese Erkenntnis keine Genugtuung verschaffte, dafür hatte es zu weh getan. Damit hatten sich seine Befürchtungen bestätigt: Drachen konnten sich in der Tat erinnern. Die Biester hatten zu viel Freiheit, das war das Problem. Meseret sollte einen Maulkorb bekommen wie ein bissiger Hund, und Alamu, ihr Gefährte, sollte nicht unbeaufsichtigt auf dem weiten Gelände herumfliegen dürfen. All das zeigte einmal mehr, warum jemand mit Durchblick – jemand wie er – hier das Kommando haben sollte.
    Als er beim Frühstück diesen und anderen grämlichen |46| Gedanken nachhing, erschien seine Mutter in der Küchentür. »Colin, geh zu Lucinda Jenkins ins Zimmer und vergewissere dich, dass sich in dem Dachboden darüber nichts mehr befindet. Diese Kinder würden mir das bestimmt nicht verraten. Wenn du noch etwas finden solltest, dann bringst du es mir.
Sofort!«
    Colin nickte und ging ohne Widerrede. Schließlich kannte er seine Mutter lange genug, um zu wissen, dass er mit Widerspruch bei ihr noch nie etwas ausgerichtet hatte und wohl auch nie etwas ausrichten würde.
    Kein Jenkins in Lucindas Zimmer – er war erleichtert. Nachdem eine wacklige Kletterpartie über die Kommode in die Dachnische zu keinen weiteren Entdeckungen geführt hatte, begab er sich ins Arbeitszimmer seiner Mutter, um ihr Mitteilung zu machen. Sie wirkte nicht überrascht. Sie war schon dabei, sorgfältig die Transportkiste auszupacken und den Inhalt in sauberen Reihen auf ihrem großen Tisch auszubreiten: Gläser, Reagenzröhren und zerknüllte ausländische Zeitungen. Dazu machte sie sich auf einem Block Notizen.
    »In Ordnung, mein Schatz. Lauf jetzt und hilf den anderen. Ich bin sicher, Gideon findet eine Aufgabe für dich. Ich werde hier bis Mittag beschäftigt sein, aber dann sehen wir uns.«
    »Ich dachte, ich könnte dir vielleicht bei der Arbeit helfen, die Sachen hier sichten und so …«
    »Nein, nein, Colin, vielen Dank, aber dabei wärst du nur im Weg.« Sie blickte nicht einmal auf.
    Auf dem Weg nach unten trat er wütend gegen das Treppengeländer, was ihm prompt einen schmerzenden Fuß einbrachte. Warum musste er immer mit allem Pech haben, sobald Tyler und Lucinda Jenkins auftauchten?

    |47| Strahlende Morgensonne schien durch die offene Haustür und vertiefte die Schatten in der restlichen Eingangsdiele. Ein Hauch warmer Luft wehte herein und ließ die im Licht schwebenden Stäubchen wirbeln.
    Gideon war auf und trug seine Ausgehsachen, was bedeutete, dass er sich eine Hose über seinen Schlafanzug gezogen hatte. Seine weißen Haare sahen aus, als hätte er auch über sie gerade eine Hose gezogen: Sie standen in die Höhe wie dünne Grasbüschel. Der Herr der Ordinary Farm legte zudem mal wieder genau jenes selbstzufriedene Gehabe an den Tag, das Colin nicht leiden konnte: spielte den »großen Mann« und tat so, als ob alles, was er sagte und tat, von Historikern mitgeschrieben würde. In Wirklichkeit, dachte Colin, glich der Alte der Filmversion des Zauberers von Oz, einem aufgeblasenen Großschwätzer.
    Doch als Gideon plötzlich seinen finsteren Blick auf Colin richtete, glich er eher Oz, dem Großen und Schrecklichen. »Was muss ich da über dich und deine Mutter hören? Ihr habt Tyler und Lucinda in ihren Zimmern eingesperrt?«
    Colin musste erst einmal schlucken vor Schreck. »Mutter wollte verhindern, dass ihnen was passiert, wegen der ganzen Veränderungen hier und überhaupt. Vor allem Tyler.« Er hielt Gideons scharfem Blick nicht stand. »Es war nicht meine Idee.«
    »Ich finde, du und deine Mutter, ihr vergesst manchmal, wem diese Farm gehört«, sagte der alte Mann streng. »Du kannst ihr ausrichten, dass hier
niemand
mehr eingesperrt wird. Und was die Veränderungen angeht, werden wir unverzüglich eine kleine Besichtigungstour unternehmen.«
    Colin runzelte die Stirn. Der Gedanke war ihm zuwider, Zeit mit Tyler Jenkins zu verbringen, der noch unausstehlicher war als vorigen Sommer, sofern so etwas überhaupt |48| möglich war. Lucinda war gar nicht so übel, ja auf das Wiedersehen mit ihr hatte er sich fast gefreut, aber er wollte auf keinen Fall den Sommer über den Babysitter für die beiden spielen. »Ich sollte doch eigentlich in der Bibliothek arbeiten, Gideon …«
    »In der Bibliothek?« Tyler Jenkins war gerade auf der Treppe erschienen. »Wieso das?«
    »Er macht ein paar Sachen für mich.« Gideons Hand schob sich nach oben, als ob sie einen eigenen Willen hätte, und tastete
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