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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West
Autoren: Cat Patrick
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umständlich meine Sachen in die Tasche und als ich mich wieder aufrichte, ist er fort. Zunächst bin ich enttäuscht, doch dann wird mir bewusst, dass ich ihn am nächsten Tag wiedersehen werde und danach jeden weiteren Tag dieses Schuljahrs.
    Insgeheim danke ich der Konrektorin Ms Waverly dafür.
    In der Mittagspause treffe ich mich, wie geplant, mit Audrey vor den Schließfächern.
    »Hi«, grüße ich, während ich auf sie zugehe.
    »Hallo Daisy!«, grüßt sie zurück und lächelt mich genauso strahlend an wie ich sie. »Wie läuft’s bislang?«
    »Ziemlich gut eigentlich«, antworte ich und senke verlegen den Blick.
    »Was ist denn?« Sie hat mich sofort durchschaut.
    »Nichts«, erwidere ich. »In habe nur einen total süßen Typen in meinem Englischkurs.«
    »Echt?«, ruft sie. »Ich will alles über ihn wissen, aber warte damit, bis wir im Auto sitzen. Wir haben nur fünfundvierzig Minuten Pause.«
    Wir machen unsere Schließfächer zu und wollen gerade gehen, als zwei Mädchen vorbeikommen. Sie mustern mich skeptisch und grüßen Audrey dann gleichgültig, als täten sie es nur aus Höflichkeit, ohne es wirklich zu wollen. Audrey schüttelt den Kopf und wendet sich wieder mir zu.
    »Hast du Hunger?«, fragt sie.
    »Immer.«
    »Dann komm mit.«
    Geschickt leitet Audrey uns durch die vollen Gänge und zeigt mir einige Abkürzungen auf dem Weg hinaus auf den Schülerparkplatz. Kurze Zeit später sitzen wir in ihrem leuchtend gelben Mini Cooper.
    »Tolles Auto«, sage ich.
    »Danke«, antwortet sie. »Finde ich auch. Ich habe das gesamte Geld von zwei Sommern Babysitting für die Anzahlung ausgegeben, aber das war es wert.«
    »Da musst du ja ganz schön viel gearbeitet haben«, stelle ich fest.
    »Meine Eltern haben noch einmal das Gleiche draufgelegt«, gibt Audrey ein wenig verlegen zu.
    »Nette Eltern«, sage ich.
    »Was für ein Auto fährst du?«, fragt Audrey, während sie vom Parkplatz auf die Straße biegt.
    »Gar keins ... noch nicht«, antworte ich. »Ich werde erst nächsten Monat sechzehn.«
    »Das glaub ich immer noch nicht«, sagt Audrey kopfschüttelnd.
    »Ich schon«, erwidere ich lachend.
    Audrey schaltet das Radio ein. Sie drückt einige Knöpfe und bleibt bei einem Song hängen, der ziemlich alternativ klingt. Sie legt die Hand wieder ans Lenkrad und klopft mit dem Daumen den Takt.
    »Ist die Musik okay für dich?«, fragt sie.
    »Klar«, antworte ich lächelnd. »Hast du jemals Mrs Chang gehabt?«
    »Erdkunde oder Kunst?«
    »Erdkunde. Gibt es zwei Mrs Changs?«
    »Ja«, antwortet Audrey und öffnet das Fenster. Ein frischer Luftzug weht durch den Wagen. Ich kratze mich an der Stirn, wo mich ein Haar kitzelt. »Nein, warte, ich glaube, Kunst ist Chung und nicht Chang«, korrigiert sie sich.
    »Wie dem auch sei, sie kommt mir jedenfalls ziemlich streng vor«, sage ich.
    Audrey zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich hatte weder Mrs Chang noch Chung.« Die Art, wie sie mich daraufhin anlächelt, bringt mich unwillkürlich abermals zum Lachen.
    Als ein bekannter Song gespielt wird, dreht Audrey das Radio lauter und wir begnügen uns für eine Weile damit, mit den Köpfen zu wippen und mit den Fingern im Takt zu klopfen.
    Vor der Pizzeria fährt Audrey den Mini mit so viel Schwung in eine Parklücke, als hätte sie sich den Platz in einem Rennen erobern müssen. Wir nehmen beide das Tagesangebot: ein Stück Pizza und Salat vom Buffet. Nach dem Essen haben wir noch ein wenig Zeit und spielen eine schnelle Runde Quiz gegen drei aufgeblasene Geschäftsleute, die Baumwollhosen mit Bügelfalte tragen, die schon nicht mehr modern waren, als ich geboren wurde. Wir gewinnen.
    »Ich kann es noch immer nicht glauben! Du wusstest, dass man Iowa den ›Hawk State‹ nennt«, sagt Audrey, als wir satt und aufgedreht zum Auto zurückkehren.
    »Hawk eye State, der Falkenauge-Staat«, verbessere ich sie.
    »Oh, verzeihen Sie, Frau Iowa-Expertin!«, scherzt Audrey.
    »Aber sei du ganz still! Du wusstest dafür, wie Eddie Vedder mit vollem Namen heißt.«
    »Edward Louis Severson III«, rufen wir gemeinsam und kichern.
    »Ehrlich, woher weiß man so etwas?«, frage ich. »Bist du ein heimlicher Hardrockfan?«
    »Meine Mutter steht auf ihn«, erklärt Audrey und wirft ihre Haare in den Nacken. »Sie erzählt uns immer wieder von diesen unglaublich tollen Pearl-Jam-Konzerten, zu denen sie früher gegangen ist.«
    »Uns?«, hake ich nach. »Hast du Geschwister?«
    »Nur einen Bruder«, antwortet Audrey. »Er
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