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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Alexander Kent
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hin.
    »Hier, Sir, Kaffee.«
    Bolitho hob den Krug an die Lippen. Der Kaffee war kaum warm, nahm ihm aber die Trockenheit im Hals.
    Stockdale fügte heiser hinzu: »Das Feuer in der Kombüse war gelöscht, also mußte ich ihn auf einer Laterne in der Waffenkammer aufwärmen.«
    Bolitho nickte ihm zu. War es Einbildung, oder wurden Stockdales Züge im Dämmerlicht deutlicher? Er schauderte vor Kälte. Es war wahrscheinlicher, daß er zu lange an Deck geblieben war, wartend und überlegend. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, wenn er auf Deck hin und her ging und seine Ideen wieder und wieder überdachte.
    »Das war ein guter Gedanke.« Er gab ihm den Krug zurück.
    »Ich fühle mich jetzt wach.«
    Er spähte hinauf zur Takelage und den zusammengerollten Segeln. Die Sterne waren noch da, aber blasser. Das war keine Einbildung.
    »Wo steht der Wind?«
    Stockdale überlegte sich die Frage. »Wie vorher, Sir. Nord-Nordwest, wenn ich nicht irre.«
    Bolitho biß sich auf die Lippen. Er war schon zu demselben Schluß gelangt. Stockdale hatte gewöhnlich recht, aber seine Bestätigung half ihm auch nicht weiter.
    Er sagte: »Geh und hol den Steuermann. Er ist beim Niedergang.«
    Buckle sprang bei Stockdales erster Berührung hellwach auf die Beine.
    »Was gibt es? Ein Angriff?«
    »Langsam, Mr. Buckle.« Bolitho winkte ihn an die Reling.
    »Der Wind hat nachgelassen, kommt aber noch immer zu weit aus Norden, um uns zu helfen.«
    Der Steuermann sagte nichts und wartete ab, was der Kapitän vorhatte.
    »Wenn wir hier zu etwas nütze sein sollen, dann müssen wir tief in die Bucht einfahren. Es würde aber Stunden dauern, immer hin und her kreuzen, und unsere Mühe würde kaum belohnt. Wenn wir andererseits hier vor Anker liegenblieben, können wir weder dem Ersten Leutnant noch uns selbst helfen, sobald der Feind kommt.«
    Buckle gähnte. »Das stimmt.«
    »Rufen Sie also alle Mann an Deck und lassen Sie die Riemen auslegen. Wir werden sofort aufbrechen und nicht auf den Morgen warten.«
    Buckle zog seine Uhr heraus und hielt sie an das Licht des Kompasses.
    »Hm. Es wird hart werden, Sir. Aber die Strömung steht nicht zu stark gegen uns.«
    Er ging zu den Wanten hinüber und stieß eine dunkle Gestalt an, die friedlich auf den bloßen Planken schlief.
    »Hoch, Junge! Sage Mr. Glass, er soll die Leute rufen.
    Vorwärts!«
    Bolitho ging rasch in seine Kajüte und konzentrierte sich einige Minuten lang auf seine Seekarte. Er erinnerte sich an das, was Tyrell ihm gesagt hatte, fügte die neuen Informationen dazu und entschied sich für einen Plan. Über der Kabine hörte er das Trampeln der Füße am Ankerspill, das regelmäßige Klicken, als der Anker aufgeholt wurde.
    Er zog seinen Rock an und befestigte das Degengehenk. Wie seltsam die Kajüte im Licht der einsamen Laterne aussah. Klar zum Gefecht wie das übrige Schiff, ächzten die Geschütze leise hinter ihren geschlossenen Pforten; Pulver und Munition, Ladestücke und Rohrwischer, alles lag in Reichweite. Aber niemand stand daneben, denn wie die restlichen Männer vom Geschützdeck wurden alle benötigt, um den Anker zu lichten und die Riemen zu bemannen. Die letzteren hatten sie schon einmal aus Gefahr gerettet. Diesmal konnten sie das vielleicht für Tyrell und seine Männer tun.
    Er verließ die Kajüte und rannte leichtfüßig die Leiter hinauf.
    Es war heller, darüber bestand kein Zweifel. Eine Art grauer Schleier lag über Cape Henry, und er konnte die Strömung querab vom Rumpf gut erkennen.
    Er sah die langen Riemen auf jeder Seite über das Wasser ausschwingen, die Männer unterhielten sich leise, während sie auf einen Befehl von Achtern warteten.
    Heyward berührte seinen Hut. »Anker ist kurzstag, Sir.« Seine Stimme klang gespannt und sehr vorsichtig.
    Bolitho ging von einer Seite zur anderen und beobachtete die Bewegung seines Schiffes, das Kräuseln des Wassers unter den Fallreeps.
    »Nun, wie fühlt man sich? Vom Fähnrich zum Ersten Leutnant fast ohne Wartezeit?«
    Er hörte Heywards Antwort nicht und wußte, daß er die Frage nur gestellt hatte, um seine eigene Unruhe zu verbergen. Wenn die Männer die Herrschaft über die Riemen verloren, mußte er sofort ankern. Und selbst dann konnte er noch zu weit zur Küste abgetrieben werden.
    Von vorn hörte er Bethunes Schrei: »Anker los, Sir!« Die Männer vom Ankerspill eilten den Ruderern zu Hilfe. Dann kam Glass' Stimme: »Stützt Riemen!«
    Bolitho krampfte seine Hände ineinander, bis die Finger
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