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Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)

Titel: Die Entdeckung des Higgs-Teilchens: Oder wie das Universum seine Masse bekam (German Edition)
Autoren: Unbekannt
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schade, dass heute immer noch bestimmte Gruppierungen versuchen, mit spirituellen Scheinargumenten wissenschaftliches Arbeiten zu sabotieren.
    Gerade in dieser Hinsicht sollte man als Naturwissenschaftler sehr genau darauf achten, wie man Theorien und Teilchen benennt. Das »Gottesteilchen« war gerade in dieser Hinsicht ein Schritt in die falsche Richtung.
    3. »Göttlich« – im Sinne von vertrackt – ist allenfalls die Geschichte dieser Begriffsentstehung. Es wurde ja schon eingangs im Vorwort erklärt, wie das »god particle« zu seinem Namen gekommen ist. Dass Generationen von Wissenschaftlern es als »goddamn« verflucht haben und dass Nobelpreisträger Leon Lederman es unfreiwillig (durch seinen Verleger) zum »god particle« aufgewertet hat, nur damit kein Schimpfwort im Titel seines Buches steht.
    Aufschlussreich ist auch, wie der Titel dieses Buches ursprünglich übersetzt wurde. In der deutschen Version findet sich nämlich lediglich ein »schöpferisches Teilchen«. Eigentlich ein wesentlich schönerer und treffenderer Begriff. Erst im Laufe der Zeit hat sich das »Gottesteilchen« auch in Deutschland durchgesetzt. Hier sieht man deutlich, welchen Einfluss Marketinggesichtspunkte auf unser Weltbild ausüben können.
    Schwarze Löcher
    Im Großen und Ganzen wissen wir jedoch, dass es nicht das »Gottesteilchen« und auch nicht der Urknall war, der die Inbetriebnahme des LHC so spannend machte. Am aufregendsten war mit Abstand das Schwarze Loch, das am LHC entstehen, alles einsaugen und die Menschheit vernichten würde.
    Weltuntergänge sind derzeit in Mode, das wissen wir nicht erst seit der Sache mit dem Maya-Kalender 2012. Das Schwarze Loch war allerdings etwas wirklich Besonderes. Die Lage war so fatal, dass sogar eine Klage beim Gerichtshof für Menschenrechte, ein Eilantrag gegen die Inbetriebnahme des LHC, eingereicht wurde. Sie wurde allerdings abgewiesen.
    Gerade deswegen lohnt es sich, noch einmal genauer auf die Geschichte mit dem Schwarzen Loch einzugehen und zu erläutern, wie gefährlich die Situation denn nun wirklich war.
    1. Die Gefährlichkeit von Schwarzen Löchern wird übertrieben dargestellt. Leider ist in der populären Literatur diesbezüglich sehr viel Unsinn im Umlauf. Schwarze Löcher werden gern als unbesiegbare kosmische Superstaubsauger karikiert, die einfach alles gierig verschlingen. Das ist nicht ganz richtig.
    Im Grunde ist ein Schwarzes Loch nicht viel mehr als eine örtliche Verdichtung von Materie, deren Gravitationswirkung lokal so stark ist, dass ihr nichts mehr entkommen kann, auch kein Licht. Aber es ist und bleibt eine lokale Verdichtung, die über astronomische Distanzen keine Rolle spielt. Für die Umlaufbahn der Erde macht es keinen Unterschied, ob wir eine Sonne oder ein Schwarzes Loch als Zentralgestirn haben, solange die Gesamtmasse gleich bleibt. (Der Mangel an Sonnenlicht würde trotzdem alles Leben auslöschen, aber eingesaugt würden wir nicht.) Wir können sogar annehmen, dass die überwältigende Zahl der Schwarzen Löcher harmlos durch den Kosmos schwirrt und niemanden belästigt. Es wurden sogar Sterne beobachtet, die sich in einem stabilen Orbit um ein Schwarzes Loch befinden, so im Fall von Sagittarius A*.
    Gleiches gilt nun für ein hypothetisches Schwarzes Loch am LHC. Wenn es nun gelänge, ein Schwarzes Loch im Mikromaßstab zu erzeugen, indem man zwei Bleiatome aufeinanderschießt, dann hätte auch dieses Schwarze Loch nicht mehr Gravitation als zwei Bleiatome, und es wäre extrem klein. Es gilt zu bedenken, dass allein die Existenz eines Schwarzen Mikro-Lochs rein hypothetisch ist. Und selbst dann wäre es wahrscheinlich ungefährlich.
    Man sollte sich die »Größe« eines solchen Schwarzen Mikro-Lochs vor Augen führen. Sie wird am ehesten beschrieben durch den Schwarzschildradius. Dieser bezeichnet den Bereich des Schwarzen Lochs, den man nur mit Überlichtgeschwindigkeit verlassen könnte, also den Bereich, aus dem auch Licht nicht mehr entkommen kann.
    Für ein Schwarzes Loch mit der Masse zweier Bleiatome betrüge dieser Radius grob 10 –51 Meter. Zum Vergleich: Der Durchmesser eines Atomkerns liegt im Bereich von 10 –15 Metern. Das ist ein Unterschied von 36 Nullen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Gravitation als die gefährlichste Kraft eines Schwarzen Lochs im Mikrokosmos kaum eine Rolle spielt. Die Gravitation ist hier vernachlässigbar im Vergleich zu der um ein Vielfaches (etwa 10 36 -mal) stärkeren elektromagnetischen
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