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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey
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gelegt, lauschte Kindan angestrengt auf jedes Geräusch. Spätnachts, wenn die Kochfeuer im Camp bis auf die Glut heruntergebrannt waren und der eisige Wind von den Bergen ungehindert über den freien Platz fegte, erzählten sich die älteren Jungen alle möglichen Gruselgeschichten, die davon handelten, dass es in den Schächten und Stollen der Mine spukte. Kindan glaubte zwar nicht, dass er soeben die Stimmen von Gespenstern vernommen hatte, doch er war keineswegs erpicht darauf, sich ganz allein in den dunklen Pütt hinein zu wagen.
    »Hallo? Ist da jemand?«, rief er abermals nach kurzem Zögern. Ihm war nicht daran gelegen, irgendwelche Berggeister - sollten sich derlei Wesen in der Grube herumtreiben - auf sich aufmerksam zu machen.
    Keine Antwort. Plötzlich vernahm Kindan das gemächliche Poltern von Stiefeln, die sich dem Grubenausgang näherten. Vorsichtshalber zog er sich ein Stück zurück. Im düsteren Viereck des Eingangs erschien ein noch dunklerer Schatten, der rasch menschliche Gestalt annahm.
    Es war ein alter Mann mit silbergrauem Haar, den Kindan noch nie zuvor gesehen hatte. Er war mager, regelrecht ausgezehrt, und die Augen blickten stumpf, als hätten sie zuviel Traurigkeit gesehen. Der Mann wirkte, als sei jede Lebensfreude aus ihm gewichen. Kindan trat noch einen Schritt zurück und rüstete sich zum Weglaufen. Was war aus dem Mädchen geworden, mit dem sich der Kerl unterhalten hatte? Die Stimme hatte sehr jung geklungen, wie die eines Kindes. Hatte diese Erscheinung es gefressen?
    »Heh, du da!«, rief der Mann in Kindans Richtung.
    Sowie Kindan den melodischen Bass vernahm, wusste er, dass er kein Gespenst vor sich hatte. Der Mann sprach eindeutig mit dem Akzent von Burg Fort, und der kultivierte Tonfall zeugte von einer Ausbildung in der Harfnerhalle.
    »Was ist, Meister?«, antwortete Kindan. Da er keine Ahnung hatte, welchen Status der Mann bekleidete, hielt er es für das Beste, auf Nummer Sicher zu gehen und ihm den gebührenden Respekt zu zollen. War er vielleicht der Harfner, den der Meisterharfner von Crom geschickt hatte, um Jofri zu instruieren? Oder reiste er mit der Handelskarawane mit?
    »Was treibst du hier?«, schnauzte der alte Mann.
    »Ich wollte nachsehen, ob die Glühkörbe ausgewechselt werden müssen«, erwiderte Kindan.
    Der Alte zog die Stirn kraus. Er drehte den Kopf, als wolle er über die Schulter spähen, doch dann schien er sich anders zu besinnen und wandte sein volles Augenmerk wieder Kindan zu. »Man sagte mir, heute würde in der Grube nicht gearbeitet.«
    »Das stimmt, wir feiern nämlich eine Hochzeit«, klärte Kindan ihn auf. »Aber ich dachte mir, Natalon könnte trotzdem Wert darauf legen, dass frische Leuchtkörbe in der Mine hängen.«
    »Nun, die alten sind tatsächlich beinahe verbraucht«, erwiderte der Mann. Er zuckte leicht zusammen, als hinter ihm ein Stein zu Boden fiel. »Ohne ausreichende Beleuchtung ist es sehr gefährlich da drunten. Aber ich glaube - Moment mal! - bist du nicht Kindan?«
    »Ja, Herr, der bin ich«, entgegnete Kindan und wunderte sich, woher der Fremde seinen Namen kannte. Er wusste doch nicht etwa Bescheid über … Kindan fielen sämtliche Missetaten ein, die er in letzter Zeit begangen hatte, bis der Mann ihn aus seinen Gedanken riss.
    »In fünfzehn Minuten hast du dich im Quartier des Harfners einzufinden, junger Mann«, beschied ihn der Alte. Und als Kindan in Richtung auf Jofris Kate losstürmen wollte, fügte er hinzu: »Du sollst nämlich singen, spare also deinen Atem.«
    »Ganz bestimmt!«, rief Kindan und flitzte trotz der Ermahnung den Hang hinunter, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Sowie Kindan außer Hörweite war, drehte sich der Mann zum Grubeneingang um. »Du kannst jetzt herauskommen, er ist weg.«
    Leichtfüßig näherte sich jemand dem Tor, ohne indes ins Freie zu treten.
    »Ich kenne eine Abkürzung.«
    »Durch den Berg?«, fragte er.
    »Natürlich.« Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Das Mädchen spürte das Zögern des Mannes und setzte hinzu: »Ich habe diesen Weg schon oft benutzt. Komm mit, ich zeige ihn dir.«
    Der Alte lächelte und begab sich in den Stollen zurück. »Nun ja, wenn du mich führst, bin ich mit der Abkürzung einverstanden«, meinte er und deutete vor der schmalen Gestalt, die im Dunkeln stand, eine Verbeugung an. »Ich vermute, auf diese Weise gelangen wir vor dem jungen Burschen an unser Ziel.«
    Als Antwort darauf erhielt er ein schelmisches Kichern.
    ***
    Trotz der
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