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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger
Autoren: Anne McCaffrey
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Echsen zu jeder Melodie Gegenstimmen erfinden?«



»Ich weiß es wirklich nicht, Meister Robinton.«
    »Immer noch kein Selbstvertrauen, mein Kind?«
    In seiner Stimme klang soviel Wärme mit, daß in Menollys Augen Tränen brannten.
    »Ich will doch keinem zur Last fallen …«
    »Und du glaubst, dies sei der Fall?« Der Meisterharfner schüttelte den Kopf und führte sie zurück in den Wohnraum, der im Gegensatz zu seinem ordentlich aufgeräumten Schlafzimmer überquoll von Arbeitsmaterial. Zwar hingen die Musikinstrumente ordentlich an der Wand oder waren in Regalen verstaut, aber ganze Stapel von Archiv-Pergamenten, Skizzen, Wachs- und Steintafeln türmten sich auf jeder freien Fläche und am Boden.
    An einer Wand befand sich eine genaue Karte des Pern-Kontinents mit kleineren Detailzeichnungen aller wichtigen Burgen und Gildehallen entlang der Ränder. Der langgestreckte Sandtisch am Fenster war bedeckt mit Musiknoten, einige durch Glasplatten vor dem Verwischen geschützt. Der Harfner hatte das Tablett auf die mittlere Bahn gestellt, welche den Sandtisch in zwei Hälften teilte. Nun klappte er eine Holzfläche heraus, um den Sand abzudecken, und verrutschte das Tablett so, daß er bequem Platz zum Frühstücken fand. Mit dem Löffel deutete er auf einen Hocker, und Menolly nahm Platz.
    »Wir leben in einer Zeit der großen Veränderungen, Menolly«, sagte er. »Und du könntest dabei eine wichtige Rolle spielen. Gestern habe ich einen gewissen Druck auf dich ausgeübt, um dich in die Harfnergilde zu holen. Das war nicht fair, ich weiß, aber du gehörst einfach hierher.«
    Sein Zeigefinger stach auf die Tischplatte und deutete dann hinaus zum Hof.
    »Erstens«, fuhr er nach einem Schluck Klah fort, »müssen wir herausbringen, welche Grundkenntnisse unseres Handwerks dir Petiron beigebracht hat und was du noch brauchst, um deine Fertigkeiten zu vervollkommnen. Außerdem …« – er deutete auf ihre linke Hand – »wollen wir versuchen, diese Narbe zu behandeln. Ich habe nämlich die Hoffnung, daß du uns eines Tages die Balladen, die du schreibst, auch vorspielst .«
    Jetzt erst merkte Menolly, daß sie die ganze Zeit geistesabwesend ihre linke Handfläche massiert hatte.
    »Wenn einer das richten kann, dann Meister Oldive.«
    »Silvina sagte, daß ich ihn heute noch aufsuchen sollte.«
    »Wir bringen dich schon wieder so hin, daß du mehr Instrumente spielen kannst als deine Panflöte. Denn Leute, die wie du Balladen komponieren … ach ja, da ist noch etwas, das ich dir erklären wollte …« Er strich sich über den Haaransatz im Nacken, und Menolly hatte den Eindruck, daß er verlegen war.
    »Erklären?«
    »Ja. Siehst du, dieses Lied über die Echsenkönigin, das du im Archivraum eurer Burg zurückgelassen hattest – es war noch nicht ganz fertig …«
    »Stimmt. Ich kam nicht mehr dazu …«
    Menolly traute ihren Ohren kaum. Was mußte der Meisterharfner ihr erklären ! Sie hatte doch nur ein paar Zeilen hingekritzelt, um ihr Erlebnis festzuhalten. Aber schon am Abend zuvor hatte er von der Ballade gesprochen, als sei sie allen Harfnern bekannt.
    »Hat Ihnen etwa Harfner Elgion das Zeug geschickt?«
    »Wie sonst hätte ich es bekommen? Und wir konnten dich einfach nicht finden!« Robintons Stimme klang verärgert. »Wenn ich daran denke! Da lebt ein junges Mädchen allein in einer Höhle, mit einer verletzten Hand – weil man ihm verboten hat, diese herrliche Ballade fertigzuschreiben … Versteh mich bitte nicht falsch – ich habe das Lied selbst vervollständigt.«
    Er stand auf, wühlte in einem Stapel von Wachstafeln unter dem Fenster, zog eine hervor und reichte sie Menolly. Sie warf gehorsam einen Blick darauf, ohne jedoch die Melodie zu lesen.
    »Ich benötigte dringend eine Ballade über Feuerechsen, da ich glaube, daß diese kleinen Geschöpfe bald eine viel größere Rolle spielen werden, als wir bisher ahnen.
    Und dieses Lied …« Er deutete mit einer Geste der Anerkennung auf die Wachstafel. »Dieses Lied war genau das Richtige für mich. Ich mußte lediglich die Begleitung aufpolieren und die Lyrik etwas kompakter gestalten. Du hättest das wahrscheinlich selbst noch getan, wenn du dazugekommen wärst. An der Melodie dagegen habe ich keinen Ton verändert … Was ist denn los, Menolly?«
    Menolly hatte ihn ungläubig angestarrt. Ihr wollte nicht in den Kopf, daß er ein albernes Liedchen, das sie ganz nebenbei niedergekritzelt hatte, so sehr lobte. Schuldbewußt senkte sie den Blick
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