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Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)

Titel: Die diebische Elster und andere Geschichten (20 Kurzkrimis) (HML-MEDIA-EDITION) (German Edition)
Autoren: Karin Koenicke
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Taschendieb auf dem Adventsmarkt viel zu erbeuten gab. Auch heute schob er sich mitsamt seines geräumigen Rucksacks durch die Menge und freute sich über das Gedränge.
    Eine ältere Dame beuget sich gerade zu den Krippenfiguren hinab, eifrig ins Gespräch mit ihrer Freundin vertieft. Ihre Handtasche stand nach hinten weg, der Reißverschluss war offen. Schwupps, schon hatte Toni die Geldbörse herausgefischt und verdrückte sich zum Glühweinstand. Niemand hatte etwas bemerkt, da war er sich sicher. Schließlich war er Profi und hatte geschickte Finger. Und die Leute waren selbst schuld. Sollten sie halt auf ihre Taschen Acht geben!
    Er genehmigte sich einen Punsch und schaute dem Nikolaus zu, der auf einer provisorischen Bühne sein Unwesen trieb.
    „ Ho ho ho“, tönte der mit tiefer Stimme aus seinem langen Rauschebart. „Bringt die Kinder zu mir, dann werde ich ein paar Wünsche erfüllen.“
    Toni grinste. Da müsste man ihm schon viel Geld bezahlen, damit er sich in so ein Kostüm quetschen und zum Affen machen würde! Im übrigen war ihm der Nikolaus schon seit seiner Kindheit verhasst. Er hatte auch als kleiner Junge keine Lust gehabt, sich auf den Schoß dieses maskierten Möchtegern-Schauspielers zu setzen und sich fragen zu lassen, ob er denn auch wirklich immer brav gewesen sei. Albernes Getue!
    Toni trank aus und nahm seinen Beutezug wieder auf. Über zehn Brieftaschen hatte er schon in seinem Rucksack.
    Dort drüben! Ein Vater zahlte gerade für das Kinderkarussell und schob den Geldbeutel nur halb in die Gesäßtasche. Toni machte einen Bogen um einen bärtigen Typen mit breiten Schultern, der dumm in der Gegend rumstand. Dann drückte er sich nah an dem Vater vorbei und krallte sich die Brieftasche.
    Er grinste, als er weiterzog. Das lohnte sich heute wirklich! Er konnte es kaum erwarten, zu Hause seinen Rucksack auszupacken und seine Beute zu zählen.
    „ Dann flüster’ mir mal deinen Wunsch ins Ohr, kleine Prinzessin!“
    Schon wieder dieser dämliche Nikolaus über die Lautsprecheranlage. Konnte der nicht einfach mal den Schnabel halten? Das nervte doch sicher jeden hier, dass der sich ständig wichtig machte und mit den Kindern auf der Bühne herumalberte.
    Toni sah sich weiter um. Was war mit diesem bulligen Typen in der Lederjacke? Gab es da was zu holen? Nein, der hatte seinen Geldbeutel nicht in der Hosentasche, Pech. Aber da drüben. Diese Girlies mit den Glitzertaschen bei den gebrannten Mandeln. Er steuerte zielstrebig auf die kichernden Mädchen zu.
    „ Nun wollen wir mal zur Abwechslung ein paar Erwachsenen eine Freude machen“, tönte der Nikolaus herab. „Ein paar Helfer von mir haben sich unters Volk gemischt und wählen jemanden aus.“
    Na wunderbar! Toni schüttelte den Kopf. Geisterten hier auch noch verkleidete Engelchen herum? Einfach kindisch das Ganze.
    Der bärtige Kerl mit den breiten Schultern kam direkt auf ihn zu. „Na, dann wollen wir mal“, sagte der und ergriff Tonis Arm.
    Was? Der hatte wohl einen Knall!
    Toni riss sich los, doch der andere Typ in der Lederjacke kam dazu und stellte sich ihm in den Weg. „Ich glaube, Sie werden auf der Bühne erwartet!“, stellte der fest und packte ihn am anderen Arm.
    Toni zappelte verzweifelt herum, aber die beiden schleppten ihn mitten auf die Bühne. Zum Nikolaus, der ihn unter seiner lächerlichen roten Mütze anstrahlte.
    „Ich hab keinen Wunsch, gar keinen“, brüllte Toni ihm entgegen. „Lasst mich los, ich will nur runter von der Bühne.“
    Der Nikolaus nickte. „Das glaub ich dir gerne, mein Sohn. Trotzdem werden wir jetzt ein paar Wünsche erfüllen. Vielleicht nicht unbedingt von dir, aber von vielen anderen Leuten hier!“
    Er strich sich langsam über seinen langen Bart. „Gib mir doch mal deinen Rucksack, mein Freund.“
    „ Kommt gar nicht infrage! Schluss mit dem Theater hier!“, rief Toni und flitzte in Richtung Treppe. Doch die beiden Typen packten ihn mit eisernem Griff, hielten ihn fest und nahmen ihm den Rucksack ab.
    „ Hier Chef“, einer reichte den Beutel dem Nikolaus.
    Toni hob die Augenbrauen. Chef? Waren die völlig verrückt? Seit wann beschäftigte der Nikolaus Typen, die wie Bullen aussahen?
    „Hören Sie mir bitte alle zu.“ Der Nikolaus stand auf und sprach in sein Mikrofon. „Wer seit Kurzem seinen Geldbeutel vermisst, für den habe ich eine freudige Überraschung.“
    Er packte Tonis Rucksack, riss ihn auf und ließ alle gestohlenen Brieftaschen auf seinen roten
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