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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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die Augen zu öffnen, als wollte er unbedingt sehen, wer ihn da anschrie. »Er’s mah Vad’.«
    »
Che cazzo!
« Giuseppe warf die Hände in die Höhe. Er musterte Jake, lauschte auf seinen pfeifenden Atem. Von der Straße hallten die Rufe der Kinder herauf, die dort Fangen spielten, und wurden dann wieder leiser. Bevor Giuseppe die Wohnung verließ, warf er Tommy einen vielsagenden Blick zu. Vor der Tür wartete er, bis er den dumpfen Knall eines Schalldämpfers hörte, ein Geräusch wie ein Hammerschlag auf Holz. Kurz darauf, als Tommy zu ihm in den Flur hinauskam, fragte er: »Bist du sicher, dass du ihn erledigt hast?« Er setzte den Hut auf und schob ihn sich in die Stirn.
    »Was denkst du denn, Joe?«, entgegnete Tomasino. »Weiß ich etwa nicht, was ich tu?« Als Giuseppe nicht antwortete, verdrehte er die Augen. »Seine Schädeldecke ist weg. Sein Gehirn ist über den ganzen Boden verteilt.«
    Am oberen Absatz der Treppe, die zur Straße hinunterführte, blieb Giuseppe stehen. »Er wollte seinen Vater nicht verraten. Dafür hat er Respekt verdient.«
    »Er hat was weggesteckt«, stimmte Tomasino ihm zu. »Trotzdem, du hättest mich an seine Zähne ranlassen sollen. Glaub mir, da redet jeder.«
    Giuseppe zuckte mit den Achseln – wahrscheinlich hatte Tommy recht. »Er hat ja noch einen anderen Sohn. Machen wir da irgendwelche Fortschritte?«
    »Bisher nicht. Kann sein, dass er sich zusammen mit Rosario versteckt hält.«
    Giuseppe ließ sich das noch einen Moment durch den Kopf gehen, bevor sich seine Gedanken wieder Jake LaConti zuwandten. Es war unmöglich gewesen, aus dem Jungen rauszubekommen, wo sein Vater war. »Weißt du was, Tommy? Ruf die Mutter an und erklär ihr, wo sie ihn finden kann.« Er hielt inne, dachte nach und setzte hinzu: »Wir besorgen ihr einen guten Leichenbestatter, der ihn wieder präsentabel macht, dann können sie ihn ordentlich beerdigen.«
    »Ich bezweifle ja, dass jemand den wieder hinkriegt, Joe.«
    »Wie heißt noch mal der Leichenbestatter, der bei O’Banion so gute Arbeit geleistet hat?«
    »Ja, ich weiß, wen du meinst.«
    »Hol den!« Giuseppe tippte Tomasino mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Ich bezahle alles. Die Familie muss davon nichts wissen. Sag ihm, er soll seine Dienste kostenlos anbieten, weil er ein Freund von Jake war, irgendwas in der Art. Das können wir doch tun, oder?«
    »Klar. Das ist nobel von dir, Joe.« Tomasino tätschelte Giuseppe den Arm.
    »Also gut«, sagte Giuseppe. »So viel dazu.« Und er lief die Treppe hinunter, wobei er, wie ein kleiner Junge, immer zwei Stufen auf einmal nahm.

2.
    Sonny ließ sich auf den Vordersitz des Lastwagens fallen und zog sich die Krempe seines Fedora in die Stirn. Der Laster gehörte nicht ihm, aber es gab niemanden, der irgendwelche Fragen gestellt hätte. Um zwei Uhr morgens war auf diesem Abschnitt der Eleventh Avenue, bis auf den einen oder anderen Betrunkenen, der den breiten Gehsteig entlangstolperte, nichts los. Irgendwann würde bestimmt ein Streifenpolizist vorbeischlendern, aber dann würde Sonny sich auf den Sitz legen, und selbst wenn der Bulle ihn bemerkte, was eher unwahrscheinlich war, würde er ihn für einen Penner halten, der am Sonntagmorgen seinen Rausch ausschlief. Was von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt war, denn er hatte ordentlich gebechert. Aber betrunken war er nicht. Mit seinen Einsachtzig war er, obwohl erst siebzehn, ziemlich groß, und er hatte Muskeln und breite Schultern – so schnell spürte er den Alkohol nicht. Er kurbelte die Scheibe herunter, damit die frische Herbstbrise, die vom Hudson herüberwehte, ihn wachhielt. Er war müde, und sobald er sich hinter dem riesigen Lenkrad des Lastwagens entspannte, drohte der Schlaf ihn zu überwältigen.
    Vor einer Stunde war er zusammen mit Cork und Nico im Juke’s Joint in Harlem gewesen und eine Stunde davor in einem Speakeasy irgendwo in Midtown. Cork hatte ihn dorthin geschleppt, nachdem sie beim Poker mit ein paar Polen in Green Point zusammen fast hundert Mäuse verloren hatten. Sie hatten alle gelacht, als Cork gesagt hatte, dass er und Sonny jetzt besser gehen sollten, solange sie noch ihre Hemden anhatten. Auch Sonny hatte gelacht, obwohl er den größten Polacken am Tisch davor fast einen verdammten Betrüger geschimpft hätte. Irgendwie wusste Cork meistens, wie Sonny drauf war, und er hatte ihn da rausgezerrt, bevor er eine Dummheit begangen hatte. Bis sie im Juke’s gelandet waren, war er schon ziemlich blau
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