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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Autoren: David B. Coe
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nicht?«
    »Doch. Aber für ihn rechtfertigt diese Gefahr, was er tut. Er sieht die Liga und den Orden, die einander an die Kehle gehen, er sieht die freien Magier, die sich mit der Volksbewegung zusammentun, und er hat das Gefühl, auch die Tempel sollten im Stande sein, sich zu verteidigen.«
    Cailin blieb stehen und starrte sie ungläubig an. »Du klingst beinahe, als stündest du auf seiner Seite.«
    »So weit würde ich nicht gehen«, sagte Linnea. »Aber ich verstehe ihn. Und ich denke, wenn ich immer noch Älteste wäre - und wenn wir beide nicht befreundet wären -, würde ich vielleicht den gleichen Kurs verfolgen.«
    »Linnea! Das ist nicht dein Ernst!«
    »Vielleicht würde ich nicht so viele Bäume fällen lassen, aber denk doch darüber nach, Kind! Die Magie und jene, die sich ihrer bedienen, sind seit über tausend Jahren Feinde der Tempel gewesen. Und nun stehen wir plötzlich nicht nur einem Feind, sondern dreien gegenüber. Zugegeben, keiner davon ist so mächtig, wie es der Orden vor seiner Spaltung war, aber dennoch, wir sind umgeben von Feinden, und wie du selbst gesagt hast: Tobyn-Ser steht vielleicht am Rand eines Bürgerkriegs.«
    »Das bin ich also jetzt für dich? Eine Feindin?«
    »Lass das, Cailin. Sei nicht kindisch. Selbstverständlich bist du keine Feindin. Aber wenn du die Liga anführen willst, musst du auch im Stande sein, die Welt mit den Augen deiner Widersacher zu sehen, ob das nun die Magier des Ordens, die freien Magier oder sogar die Hüter des Tempels sind. Und ich sage dir nur, dass ich zwar immer noch dagegen bin, was Brevyl tut, es aber auch irgendwie verstehen kann. Siehst du nicht den Unterschied?«
    Einen Augenblick starrte Cailin sie nur an. Die Wangen der Magierin waren leuchtend rot, beinahe als hätte man sie auf beiden Seiten geohrfeigt, und ihre blauen Augen blitzten trotzig. Aber dann holte sie tief Luft und nickte. Vielleicht lächelte sie sogar ein wenig. »Ja, Älteste«, sagte sie schließlich. »Ich erkenne den Unterschied.«
    »Gut.«
    »Aber das hilft uns auch nicht weiter.«
    Linnea gab ihr mit einem Nicken Recht. »Hast du irgendwelche Neuigkeiten? Was ist mit Erland? Und was sagt der Adlerweise?«
    »Was Erland angeht, da hat sich nichts geändert. Und im Grunde gibt es auch beim Orden nichts Neues, obwohl der Adlerweise und ich uns über viele Dinge einig sind - über viel mehr, als ich je erwartet hätte.«
    »Vertraust du ihm?«
    »Ja«, sagte Cailin mit für Linnea überraschender Festigkeit. »Ich vertraue ihm und seinen Freunden mehr als den meisten Mitgliedern der Liga.«
    Linnea zog die Brauen hoch. »Denkst du daran, die Farbe deines Umhangs zu wechseln?«
    Cailin lächelte. »Nein. Ich glaube, ich kann in der Liga mehr erreichen. Was ich zuvor über Erland gesagt habe, stimmt nicht ganz. Etwas hat sich tatsächlich geändert. Er und seine Freunde sind sorglos geworden und haben wahrscheinlich gegen die Zusatzverordnungen der Liga verstoßen.« Linnea sah sie neugierig an. »Kannst du das beweisen?« »Ja. Aber dafür braucht es vielleicht die Aussage eines Ordensmagiers. Und nicht nur irgendeines Magiers - es geht um den Mann, der den Fremden zurück nach Lon-Ser gebracht hat.«
    Linnea starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. »Würden die Magier der Liga denn auch nur zulassen, dass er ihren Versammlungssaal betritt?«
    Die junge Frau zuckte die Achseln. »Es gab andere Zeugen, aber die habe ich noch nicht gefunden.«
    »Dann solltest du das lieber tun.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Cailin trocken.
    Linnea versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Sie lächelte entschuldigend.
    Cailin beugte sich vor und drückte ihre Hand. »Ich sollte jetzt gehen.«
    Normalerweise hätte Linnea darauf bestanden, dass Cailin blieb, aber heute hatte sie nicht einmal mehr dazu die Energie. »Komm bald wieder, ja?«
    »Selbstverständlich.«
    Cailin stand auf und ging zur Tür. Aber als sie die Hand schon am Griff hatte, rief Linnea noch einmal nach ihr. Die Magierin drehte sich um.
    »Es tut mir Leid, dass ich bei dem Gespräch mit Brevyl versagt habe«, sagte die Älteste müde. »Es tut mir Leid, dass ich ihn nicht aufhalten konnte.«
    Cailin lächelte, obwohl ihr Blick grimmig blieb. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Linnea. Wir müssen einfach eine andere Möglichkeit finden.«
    Die Adlermeisterin kehrte am späten Nachmittag nach Amarid zurück, aber sie hatte Rithel, ihren Umhang und ihren Stab auf einer
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