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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
Autoren: David B. Coe
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viel zu sehen, wie?«
    Jaryd zwang sich zu einem Lächeln, aber er sagte nichts, und sie gingen schweigend weiter.
    »Du hast ja Blut auf deinem Umhang!«, stellte Narelle
    plötzlich erschrocken fest und zeigte auf Jaryds Ärmel. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich habe einen neuen Vogel, und sie hat einen ziemlich kräftigen Griff.« Er blickte zu Rithlar auf, die über ihnen kreiste.
    Narelle folgte seinem Blick und riss erstaunt die Augen auf. »Sie ist wunderschön, Falkenmagier! Ich habe noch nie einen so großen Falken gesehen!«
    Er verbesserte sie nicht. Sie kannte sich sicher gut genug mit der Geschichte des Landes aus, um zu wissen, was das Auftauchen eines Adlers bedeutete, und er wollte ihr keine Angst machen.
    Nun schaute sie wieder Jaryd an. »Was kann ich für dich tun, Falkenmagier? Du bist doch sicher nicht ohne Grund hier.« Sie warf einen Blick auf den Sack mit den Lebensmitteln, den er trug, und verzog das Gesicht. »Das sieht nicht gut aus«, sagte sie. »Immer, wenn ich dich mit Vorräten sehe, bedeutet das, dass die Menschen hier einige Zeit ohne deine Dienste auskommen müssen.«
    Jaryd lachte. »Ich fürchte, du hast Recht. Alayna und ich werden morgen nach Amarid aufbrechen. Ich bin nicht sicher, wie lange wir weg sein werden.« Er überlegte, ob er mehr sagen sollte, und wieder entschloss er sich zu schweigen. Er und Alayna würden einige Zeit nicht zurückkehren. Er würde Adlerweiser sein, was bedeutete, dass sie in der Großen Halle wohnen würden, bis die Krise ein Ende gefunden hatte. Aber auch das konnte er ihr nicht sagen. Er sah sich in der Stadt um und bemerkte die ausgeblichenen grünen Fahnen, die über den Türen beinahe jedes Hauses flatterten. Das hier war vor allem deshalb eine Ordensstadt, weil er und Alayna in der Nähe wohnten. Trotz aller Agitation gegen den Orden, die Erland und seine Verbündeten betrieben hatten, nachdem sie die Liga gegründet hatten, waren die Menschen von Lastri dem Orden treu geblieben, weil sie die jungen Magier, die direkt vor der Stadt wohnten, kannten und ihnen vertrauten. Aber Jaryd fragte sich nun, ob diese Treue bestehen bleiben würde, wenn er und Alayna gingen und ein neuer Magier kam, um diesem Gebiet zu dienen.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, Falkenmagier?«, fragte Narelle. »Du siehst aus, als würde dich etwas beunruhigen.«
    »Nein, es ist alles in Ordnung, Narelle«, sagte er, aber er hörte selbst, wie hohl und leer seine Worte klangen. »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass wir einige Zeit nicht da sein werden.«
    Sie runzelte die Stirn. »Weißt du denn, wieso sie dich nach Amarid rufen?«
    »Nein«, sagte er, obwohl er es nicht vermeiden konnte, dass sein Blick zu Rithlar wanderte. »Ich habe keine Ahnung.« Zunächst schämte er sich, weil er sie belogen hatte, aber als er wieder auf dem Rückweg war, wurde ihm klar, wie viel Wahrheit in seinen Worten gelegen hatte. Er wusste zwar, dass dem Land ein Krieg drohte, aber er hatte keine Ahnung, wieso oder wer ihr Feind sein würde.
    Er kehrte nach Hause zurück, als die Sonne schon hinter dem Unteren Horn verschwand. Er blieb vor der Haustür stehen und wartete darauf, dass Rithlar neben ihm auf dem Boden landete. Dann hockte er sich hin und kraulte ihr die Federn am Kinn.
    Du bist das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe, sandte er. Ich weiß nicht, wieso du gekommen bist oder wieso du mich auserwählt hast, aber es tut mir Leid, dass ich mich zunächst weigern wollte. Und ich verspreche, ganz gleich, was dich hergebracht hat, wir werden uns dem gemeinsam stellen. Zur Antwort knabberte sie sanft an seiner Hand, ohne ihn dabei mit dem großen krummen Schnabel zu verletzen. Trotz allem musste Jaryd lächeln. Vielleicht würde er sie ja doch lieben können. Er stand auf, öffnete die Tür und ging ins Haus, wobei er Rithlar winkte, ihm zu folgen.
    Drei Satteltaschen standen neben der Tür der Wohnküche. Zwei waren schon voll und verschnürt. Die letzte, offensichtlich für die Vorräte gedacht, war immer noch offen und leer, wenn man von einem Seil, ein paar Kochutensilien und Myns Lieblingsspielsachen absah.
    Jaryd hörte Alayna und Myn in einem der hinteren Zimmer lachen.
    »Ich bin wieder da«, rief er.
    »Wir sind in Myns Zimmer«, antwortet Alayna. »Wieso warst du so lange weg?«
    Er blickte Rithlar an, die sich kritisch umgesehen hatte. Nun hüpfte sie in die Küche, auf einen Stuhl und von dort aus auf den Tisch.
    »Kommt her und seht selbst«, sagte Jaryd.
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