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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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womöglich einen weiteren, sodass Alex und sie doch noch unversehrt davonkamen.
    „Wo wir gerade von meinem Neffen sprechen“, riss Edda sie aus ihren Gedanken und stieß sie mit dem Messer an. „Eilt Euch ein wenig, Merry, Liebes, ich möchte mich gern versichern, dass auf dem Turm alles ist, wie es sein soll. Wenn Godfrey nicht wieder einen Fehler begangen hat, sollte Alexander bereits mit gebrochenem Genick auf den Pflastersteinen liegen.“
    Merry betete, dass dies nicht der Fall sein möge, und blieb stehen, um über die Schulter hinweg Edda anzuschauen. „Warum all dies?“
    „Weil ich durchaus nicht bereit bin, meine Stellung als Lady d’Aumesbery aufzugeben“, entgegnete Edda.
    „Das werdet Ihr aber nicht verhindern, indem Ihr Alexander umbringt“, wandte Merry ein. „Auch nicht, indem Ihr uns beide tötet. D’Aumesbery wird dadurch an Evelinde und Cullen sowie ihre Erben gehen.“
    „Nein, wird es nicht“, presste Edda wütend hervor und drückte ihr die Messerspitze noch fester gegen den Rücken.
    Merry zuckte zusammen, als die Klinge ihr leicht die Haut ritzte, schwieg und machte sich wieder an den Aufstieg. In ihren Augen würde Eddas Plan kein Erfolg beschieden sein. D’Aumesbery würde gewiss Evelinde und Cullen zugesprochen werden, wenn es Edda gelingen sollte, Alex und sie heute Nacht zu beseitigen. Die Frau war wahnsinnig, entschied sie, ermahnte sich aber, dass dieser Umstand sie umso gefährlicher machte. Schließlich gab sie es auf, Eddas Gründe nachvollziehen zu wollen, und versuchte stattdessen zu erahnen, was sie erwarten mochte, und auf einen Weg zu sinnen, sich und Alex zu retten.
    Leider blieb ihr nicht viel Zeit zum Nachdenken. Sie hatten die Turmspitze fast erreicht, und gleich darauf traten sie auch schon hinaus in die sternenklare Nacht. Sofort sah Merry sich nach Alex um, doch alle Hoffnung, die sie insgeheim auf ihn gesetzt hatte, starb, als sie ihn vor Godfrey besinnungslos über die Brüstung hängen sah. Entweder war er dort zusammengebrochen, als Godfrey ihn unversehens angegriffen hatte, oder er war zu Boden gefallen und der Junge hatte es bewerkstelligt, ihn halb über die Zinnen zu ziehen. Sie vermochte nicht zu sagen, ob er tot oder nur ohnmächtig war, aber eines von beidem war er, denn er verhielt sich vollkommen reglos und stumm, während der Knappe an seiner schlaffen Gestalt schob und zerrte in dem Bemühen, ihn gänzlich über die Brustwehr zu hieven.
    „Verflucht, Godfrey! Kannst du nicht einmal etwas richtig machen?“, blaffte Edda, während sie Merry über die Plattform zu den beiden hinüberdrängte. „Alexander sollte längst mit gebrochenen Knochen im Burghof liegen.“
    „Ihr habt gut reden“, grunzte Godfrey, ohne sich die Mühe zu machen, von seinem Tun aufzublicken. „Warum kommt Ihr nicht her und versucht selbst, ihn hinunterzustoßen, wenn Ihr meint, dass es so einfach sei? Ich habe ohnehin kein gutes Gefühl bei der Sache.“
    „Daran hast du wahrlich keinen Zweifel gelassen, als du auf der Reise nach Schottland und zurück gleich mehrmals darin versagt hast, ihn aus dem Wege zu schaffen“, bemerkte Edda trocken, griff Merry am Arm und hieß sie wenige Schritte von den Männern stehen zu bleiben. „Leider wirst du es allein bewältigen müssen, da ich gerade anderweitig beschäftigt bin.“
    „Ha, ha“, machte Godfrey giftig. Nichts gemahnte mehr an den liebenswürdigen, scheuen Burschen, den sie seit ihrer Ankunft auf d’Aumesbery gekannt zu haben glaubte. Es schien, als sei Edda nicht die Einzige in der Familie, die sich zu verstellen wusste. „Wie wäre es, wenn Ihr …“
    Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er aufsah und Merry bei Edda erblickte. Er hielt in seinen Bemühungen inne und ließ Alex achtlos zu Boden fallen, wo er zusammengekrümmt liegen blieb. Der Junge starrte sie entsetzt an.
    „Was hat sie hier verloren?“, wollte er wissen. Er trat vor Alex, als wolle er dessen Körper hinter seiner schmächtigen Gestalt verbergen.
    „Was glaubst du wohl?“, schnauzte Edda. „Sie hat den Brief deines Vaters gelesen und den Namen erkannt. Evelinde muss ihr von meiner Schwester, Lady Duquet, erzählt haben“, erklärte sie grimmig. „Alexander konnte mit dem Namen ganz sicher nichts anfangen.“
    Godfrey runzelte die Stirn und sah Merry an. „Mylady, ich …“
    „Oh, ich bitte dich!“, fiel Edda ihm angewidert ins Wort. „Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du vor ihr kriechen und sie um Vergebung anflehen
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