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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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ich sie von Herzen liebe, und doch ist sie für mich fast wie eine Tochter, da ich so viel älter bin als sie. Aber als wir heirateten, war Vasia bereits schwanger - von einem anderen Mann. Dieser Mann konnte sie unmöglich heiraten, und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich kenne
ihn. Ich liebe ihn und vertraue ihm ebenso, wie deine Mutter und der Baba es tun. Wir waren uns alle einig, das Geheimnis zu wahren - bis zum heutigen Tag, an dem es notwendig wurde, dir die Wahrheit zu sagen.«
    Kauri hielt Haidée am Arm fest, damit sie nicht zu Boden sank.
    »Dein leiblicher Vater ist ein Mann, der sowohl Reichtum als auch Macht besitzt«, fuhr der Pascha fort. »Er wird dich beschützen - und wenn du ihm zeigst, was du mitbringst, wird er auch das schützen.«
    Haidée wurde von widersprüchlichen Gefühlen überwältigt. Der Pascha nicht ihr Vater? Wie konnte das sein? Am liebsten hätte sie laut geschrien, sich die Haare gerauft, geweint - aber ihre Mutter, die tränenüberströmt noch immer ihre Hände hielt, schüttelte den Kopf.
    »Der Pascha hat recht. Ihr müsst euch auf den Weg machen«, sagte Vassiliki. »Wenn ihr noch länger bleibt, riskiert ihr euer Leben - und nur der Junge kann dich begleiten, für alle anderen ist es zu gefährlich.«
    »Aber wenn der Pascha nicht mein Vater ist - wer ist es dann? Und wo ist mein Vater? Und was ist das für ein Gegenstand, den wir ihm bringen sollen?« Zorn war in Haidée aufgeflammt und half ihr, ihre innere Kraft wiederzugewinnen.
    »Dein Vater ist ein berühmter englischer Lord«, sagte Vassiliki. »Ich habe ihn gut gekannt, und ich habe ihn geliebt. In dem Jahr, bevor du geboren wurdest, hat er hier bei uns in Ioannina gelebt.«
    Wieder versagte ihr die Stimme, und der Pascha fuhr an ihrer Stelle fort: »Er ist unser Freund, wie der Baba schon sagte, und er hat Verbindungen zu anderen Freunden von uns. Er wohnt am Großen Kanal in Venedig. Das Schiff braucht nur ein paar Tage, um euch zu ihm zu bringen, und
ihr werdet seinen Palazzo leicht finden. Sein Name ist George Gordon, Lord Byron.
    Ihr werdet ihm das bringen, was du in deinen Händen hältst, und er wird es, wenn nötig, mit seinem Leben verteidigen. Es sieht aus wie ein Stück Holzkohle, aber in seinem Inneren befindet sich die wertvollste Figur des alten Schachspiels tarik’at von al-Dschabir ibn Hayyan. Diese Figur ist der Schlüssel zum Geheimen Weg. Es ist die Figur, die wir heute als die schwarze Dame kennen.«

Das Schwarze Land
     
     
     
     
Wyrd oft nereth unfaegne eorl, ponne his ellen deah. (Wyrd errettet den tapferen Mann, wenn ihm Tod nicht verhängt war.)
    BEOWULF

Mesa Verde, Colorado
    FRÜHJAHR 2003
     
    Noch ehe ich das Haus erreicht hatte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte, ganz und gar nicht stimmte. Obwohl oberflächlich betrachtet alles so perfekt aussah wie in einem Bilderbuch.
    Die steile, gewundene, von kalifornischen Blautannen gesäumte Einfahrt war schneebedeckt. Die schneeschweren Äste glitzerten wie Rosenquarz im frühen Morgenlicht. Ich fuhr auf die Anhöhe und parkte meinen gemieteten Landrover vor dem Blockhaus.
    Blaugrauer Rauch quoll aus dem gemauerten, moosbewachsenen Kamin, der den Mittelpunkt des Hauses bildete. Es duftete nach Holzfeuer, und das bedeutete zumindest, dass ich erwartet wurde, auch wenn ich nach all der Zeit nicht mit einer herzlichen Begrüßung rechnen konnte.
    Auf jeden Fall standen der Pick-up und der Jeep meiner Mutter nebeneinander im ehemaligen Pferdestall am Ende
des Parkplatzes. Andererseits kam es mir merkwürdig vor, dass die Einfahrt nicht geräumt war und dass ich nirgendwo Spuren im Schnee entdecken konnte. Wenn sie mich tatsächlich erwartete, hätte sie dann nicht den Schnee von der Einfahrt geschaufelt?
    Hier, am einzigen Ort, den ich jemals als mein Zuhause bezeichnet hatte, hätte man meinen können, dass ich mich endlich entspannen konnte. Aber ich wurde das unbehagliche Gefühl einfach nicht los.
    Indianer hatten das Blockhaus vor etwa hundert Jahren um dieselbe Jahreszeit für meine Ururgroßmutter gebaut, damals eine tatkräftige junge Frau aus den Bergen. Nach dem Vorbild eines Hogan oder einer Schwitzhütte hatte man aus Natursteinen und massiven Baumstämmen ein riesiges Blockhaus in der Form eines Oktagons errichtet, dessen Sprossenfenster wie eine riesige architektonische Kompassrose in jede Himmelsrichtung zeigten.
    Alle Nachfahrinnen meiner Ururgroßmutter hatten irgendwann einmal hier gewohnt, einschließlich meiner
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