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Die Bibel Verstehen

Die Bibel Verstehen

Titel: Die Bibel Verstehen
Autoren: Anselm Gruen
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Dornbusch erscheint Gottes Herrlichkeit. Und Gott offenbart sich dem Mose als J
HWH
, das heißt: der «Ich bin, der ich bin», der «Ich bin da für euch». Und Gott sendet Mose zum Volk, um es aus Ägypten herauszuführen. Doch der Pharao will nicht. Gott schickt dann zehn Plagen über Ägypten. Der Weg in die Freiheit geht über viele Widerstände. Das Alte wehrt sich, bis das Neue sich durchsetzen kann.
    Und dann geschieht das Wunder des Auszugs. Zuvor feiern die Israeliten das Paschamahl. Pascha heißt «Übergang», «Hinüberschreiten». Pascha wird zum Urbild jedes Übergangs von der Gefangenschaft in die Freiheit, vom Dunkel zum Licht, vom Tod zum Leben. – Jesus Christus wird das wahre Paschalamm sein. Er ermöglicht uns nicht nur in unserem Sterben, sondern jetzt schon den Übergang aus dieser Welt in die jenseitige Welt Gottes, die in Jesus schon hineinragt in unsere Welt. Pascha wird zum Urbild von Ostern. – Nach dem Mahl bricht das Volk auf und zieht trotz aller Angst trockenen Fußes durch das Schilfmeer, während die es verfolgenden Ägypter im Meer untergehen. Das kaum bewaffnete Volk setzt sich durch gegen die militärische Übermacht Ägyptens. Das war für die Israeliten die Erfahrung von Gnade schlechthin.
    Israel ist glücklich durch das Schilfmeer gezogen. Doch anstatt sich über Gottes Schutz zu freuen, verfällt das Volk immer wieder ins Murren, sobald sich ihm ein Hindernis in den Weg stellt, sobald es an Hunger oder Durst leidet. Gott muss immer wieder ein Wunder wirken, um der Menschen Durst zu stillen und sie zu speisen. – Die Wunder sind im Grunde Bilder der Verwandlung auf unserem Wegin die Freiheit. Da muss sich die Bitterkeit in uns verwandeln, weil sie uns sonst von innen heraus tötet (Bitterwasser in Mara; Ex 15,22–27). Gott schickt das Brot vom Himmel, das wunderbare Manna, das das Volk nicht für den nächsten Tag auf bewahren darf, sondern jeden Tag von Neuem sammeln muss. Gott sorgt täglich neu für uns, damit wir die ängstliche Sorge um uns aufgeben. Das, was hart geworden ist in uns, wird zu einer Leben spendenden Quelle, wenn Gottes Stab den Stein berührt.
    Am Berg Sinai empfängt das Volk die Zehn Gebote (Ex 20,1–21) aus Gottes Hand. Die Gebote sind keine drückende Last, sondern Wohltat für das Volk. Der Dekalog soll das Volk immer wieder daran erinnern, dass Gott es herausgeführt hat aus dem Sklavenhaus Ägypten. Die Gebote sind Wege in die Freiheit, Verwirklichung der Freiheit, die Gott dem Volk geschenkt hat. Gott bindet sich an das Volk. Das Volk soll als Zeichen seiner Bindung an Gott die Gebote halten.
    Doch schon bald fällt das Volk ab. Es betet lieber das Goldene Kalb an, das Sinnbild des eigenen Erfolgs. Es will nicht auf Gott bauen, sondern auf die eigene Kraft. Mose, der zwischen Gott und dem störrischen Volk steht, muss vermitteln. Nachdem er die Gesetzestafeln zerbrochen hat, gibt Gott ihm neue. Und Gott erneuert seinen Bund. Er ist treu, während das Volk immer wieder in Untreue verfällt. Mose muss seine Zweifel, ob Gott dieses störrische Volk wirklich nähren und tränken könne, damit bezahlen, dass er das Gelobte Land nicht betreten darf. Er darf nur einen Blick hineinwerfen.
    Im dritten Buch Mose, Levitikus, werden uns die Rituale und Opfervorschriften Israels lang und breit dargestellt. Uns kommen diese Texte heute fremd vor. Doch sie wollen uns einführen in das konkrete Leben Israels. Die Anbetung Gottes wurde da in festen Ritualen vollzogen. Die Rituale gaben dem Volk seine Identität. Auch wenn Israel später unter fremden Völkern lebte, fand es in den Ritualen immer wieder Heimat. Wenn wir diese Texte lesen, dann geht es nicht darum, diese Vorschriften heute zu befolgen, sondern uns zu fragen, was unsere konkreten Alltagsrituale sind, in denen Gottes Gegenwart in unser Leben hineinragt und in denen wir uns von Gottes Geist bestimmen lassen.
    Das Buch Numeri enthält die Zählung des Volkes, die uns heute natürlich nicht mehr interessiert. Aber in diesem Buch wird der Auszug aus Ägypten fortgesetzt. Da wird uns der Aufstand der eigenen Geschwister gegen Mose erzählt und immer wieder Murren und Rebellion. Mose schickt Kundschafter in das Gelobte Land. Sie bringen von den herrlichen Früchten des Landes mit. Aber anstatt das Volk für das Neue zu begeistern, machen sie ihm Angst. Hier werden Lebensmuster geschildert, die wir alle kennen. Wir sehen nur das Negative, auch dort, wo Gott uns etwas Neues und Großes zutraut. So
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