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Die Ballonfahrerin des Königs

Titel: Die Ballonfahrerin des Königs
Autoren: Tania Douglas
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paar Verstecke
     der Chouans. Dort könntest du einige Zeit bleiben. Allerdings wäre es nur eine Zwischenlösung, und   …» Sie unterbrach sich. Auf einmal ging ein Ruck durch ihren Körper, und ihre Augen weiteten sich. «Ich glaube, ich weiß, |571| wie du in Sicherheit kommst.» Sie starrte ihn an. «Ja. Wir werden ein Stück reiten müssen, aber ich bin sicher, es ist machbar.
     Lass uns aufsteigen!»
    Er drängte alle Fragen zurück, die ihm schon auf der Zunge lagen. Immerhin hatte sie ihn befreit. Er war sicher, sie wusste,
     was sie tat. Sie sprangen auf den nackten Pferderücken, und er überließ Marie-Provence die Zügel.
    Während der nächsten Stunden fielen sie immer wieder in einen schnellen, ermüdenden Trab, den sie nur ab und zu unterbrachen,
     um das Pferd zur Ruhe kommen zu lassen. Marie-Provence lenkte das Tier ungefähr in nördliche Richtung, durch den Wirrwarr
     der schmalen Wege. Die Zielsicherheit, die sie dabei an den Tag legte, verblüffte André. Sie musste mehr als einmal durch
     diese eigentümlichen grünen Tunnel gewandert sein, die noch vor kurzem der Schrecken der republikanischen Armee gewesen waren.
     Die Verflechtungen dieser Pfade schienen ihm symbolisch für seine Beziehung zu Marie-Provence: verstrickt, unüberschaubar
     und gefährlich.
    «Willst du mir nicht sagen, wohin wir reiten?», fragte er schließlich doch.
    «Du wirst schon sehen. Vertrau mir.»
    Du wirst mir nie mehr vertrauen können,
hatte er ihr vor nicht allzu langer Zeit gesagt.
Genauso wenig, wie ich dir je wieder trauen werde.
Seine Worte, ausgesprochen zwischen den Menhiren von Ménec, hallten in ihm nach. Hatten sie keine Bedeutung mehr? Er wusste
     es nicht. Doch nach der Gefangenschaft konnte er nicht mehr leugnen, dass er es genoss, sie zu spüren, ihren Rücken an seiner
     Brust, ihre Schenkel auf seinen, ihr Gesäß an seinem Schoß. Der gewaltige Zauber, der von ihr ausging und der ihn überwältigt
     hatte, als er sie das erste Mal in Paris gesehen hatte, wirkte noch immer. Tiefe Erschöpfung und das Gefühl des Friedens,
     das ihn überkam, brachten vorerst alle Bedenken zum Schweigen. Er schloss die Augen und überließ sich seinen Sinnen.
    Er musste eingenickt sein, eingelullt von der Wärme ihres |572| Körpers und dem gleichmäßigen Schritt des Tieres, denn als sie sich plötzlich anspannte, wusste er einen Augenblick nicht,
     wo er sich befand.
    «Endlich», entfuhr es Marie-Provence, während sie in die Zügel griff. Sie richtete sich auf. «Wir sind da!»
    Er riss die Augen auf. Und konnte nicht glauben, was er da sah. «Mein Gott!», stotterte er.
    «Er ist es», nickte Marie-Provence und ergriff unwillkürlich seine Hand. «Unser
Intrépide

    Sie hielten im Schatten eines Waldsaums. Vor ihren Augen breitete sich eine sanfte Senke aus, die in mehrere Felder unterteilt
     war und von einem breiten Weg geteilt wurde. Es war schon spät am Tag, weshalb wohl auch die kleine Gruppe republikanischer
     Soldaten, die sich vor ihnen befand, in der Senke ihr Nachtlager aufgeschlagen hatte.
    Marie-Provence lächelte triumphierend. «Der Offizier hat mir gestern gesagt, dass sie Umwege machen müssten und nicht durch
     den Wald könnten. Ich war mir sicher, dass wir sie einholen würden.»
    André konnte es nicht fassen. «Du willst   …?»
    Sie drehte sich zu ihm um und sagte voller Leidenschaft: «Du hast ihn gebaut. Er gehört dir!»
    Das Gefühl, das ihre Worte in ihm auslösten, war unbeschreiblich. Es war, als treibe urplötzlich eine ungestüme, gleißende
     Flut durch seine Adern, eine Kraft, die seit Wochen darauf gewartet hatte, geweckt zu werden. «Ja», sagte er rau.
    «Sie sind dabei, ihre Zelte aufzuschlagen», meinte sie, die Augen fest auf das Treiben zu ihren Füßen gerichtet. «Sie achten
     nicht auf den Ballon. Eine ähnlich günstige Gelegenheit wird sich erst wieder in der Nacht ergeben, doch bis dahin möchte
     ich nicht warten. Irgendjemand hat sich inzwischen bestimmt an unsere Fersen geheftet.»
    André erfasste die Lage mit einem Blick. Die zwanzig Männer der Luftfahrerkompanie spannten die Seile der Zelte und trugen
     Holz für ein Feuer zusammen. Da die heckengesäumten Grundstücke klein waren, wie üblich in dieser |573| Gegend, hatten die Soldaten den
Intrépide
im Nachbarfeld ihres Lagers angepflockt.
    «Sie haben noch keine Wache aufgestellt», sagte er leise. «Du hast recht, wir müssen es sofort versuchen.» Sie glitten vom
     Pferd. «Wir machen das Tier
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