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Die Atom-Lüge

Die Atom-Lüge

Titel: Die Atom-Lüge
Autoren: Sascha Adamek
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rational seien.«
    Die zahlreichen Lügen der Atomlobby werden in diesem Buch genauso entlarvt wie die Lügen der Politik – und das seit Tschernobyl und dem sogenannten rot-grünen Atomausstieg im Jahr 2000, der sich kaum zehn Jahre später als Überbrückungsmaßnahme für die deutsche Atomindustrie und ihre Jahrzehnte alten Reaktoren entpuppt hat. Vor allem soll anhand konkreter Beispiele des »Normalbetriebs« eines AKWs sowie erfolgter Katastrophen eine Rechnung aufgestellt werden, die die Atombranche weltweit scheut: Was kostet uns diese Energie wirklich? Und wer profitiert?
    Wer die Debatten von Ökonomen, Politikern und Verbraucherschützern über den Ausstieg in den vergangenen Monaten verfolgte, konnte beinahe den Eindruck bekommen, es gehe in dieser Frage nur um den Strompreis von Privathaushalten und Industrie, um Arbeitsplätze und den Industriestandort Deutschland. Der Preis, den Menschen für die »friedliche Nutzung der Kernenergie« zahlen, ist aber nicht nur finanzieller Natur – denken wir an die Milliardensubventionen für die Atomwirtschaft. Hunderttausende Menschen haben bereits mit der Zerstörung ihrer Gesundheit zahlen müssen.
    Im nicht nuklearen Alltagsleben lassen sich Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit sogar in Zahlen ausdrücken: Für den Verlust einer Milz billigte das Landgericht Aachen
dem Opfer einer Messerstecherei ein Schmerzensgeld von 9200 Euro zu. 4 Für ein Auge berechnete das Oberlandesgericht Zweibrücken 30 000 Euro Schmerzensgeld; ein Arm war dem Landgericht Arnsberg 45 000 Euro, ein Bein dem Oberlandesgericht Hamm 125 000 Euro wert. In den USA hätten solche unverschuldeten Organ- oder Extremitätenverluste die Opfer zu Dollarmillionären gemacht. Aber den Verlust von Lebensqualität finanziell auszudrücken, ist nicht nur eine sehr willkürliche Angelegenheit, sondern folgt – global gesehen – äußerst unterschiedlichen Kriterien. Denn was ist der Preis für ein Menschenleben?
    Rund 600 000 bis 800 000 Feuerwehrleute, Bergarbeiter und Soldaten versuchten zum Teil noch Jahre nach Beginn der Katastrophe von Tschernobyl, die weitere Verstrahlung ganzer Landstriche zu stoppen. Rund 100 000 dieser sogenannten »Liquidatoren« sind bereits tot, und überlebende Kranke kämpfen seit Jahren um eine angemessene Entschädigung – und um Anerkennung. Hunderttausenden mangelt es sogar an der notwendigen Behandlung. Von den noch ungeborenen Spätopfern der Verstrahlung ganz zu schweigen. Geschätzte 200 000 Menschen in Russland, Weißrussland und der Ukraine hat die Kernschmelze bis heute das Leben gekostet. 5 Im Auftrag von Greenpeace haben Wissenschaftler und Mediziner aus den betroffenen Ländern Statistiken und Studien über tatsächliche Opfer zusammengetragen, Zahlen, die nie von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) abgefragt worden sind – ihre bloße Veröffentlichung hätte die atomenergiefreundliche Ausrichtung dieser Organisation auch ad absurdum geführt. Die Zahlen dieser Studien belegen schonungslos die tatsächlichen Qualen der Menschen nach dem Super-GAU von Tschernobyl: Zwischen 1990 und 2000 stieg die Zahl aller Krebserkrankungen in ganz Weißrussland
um 40 Prozent an – in den stark kontaminierten Gebieten deutlich höher.
    In Russland lag die Krebshäufigkeit in verstrahlten Regionen wie Brjansk um das 2,7-Fache höher als in weniger verseuchten Gebieten. In der Region um die ukrainische Stadt Shitomir, rund 150 Kilometer von Tschernobyl entfernt, stieg der Anteil von Erwachsenen, die an Krebs erkranken, von 1986 bis1994 um fast das Dreifache an. Insbesondere sei die Zahl von Schilddrüsenkrebserkrankungen dramatisch angestiegen, heißt es in der Greenpeace-Studie: »Kinder, die zum Zeitpunkt, an dem sie der radioaktiven Strahlung ausgesetzt waren, 0 bis 4 Jahre alt waren, erwiesen sich als besonders anfällig für diese Krebsart. Vor der Katastrophe betrug die Schilddrüsenkrebsrate bei Kindern und Jugendlichen im Mittel 0,09 Fälle pro 100 000. Nach 1990 stieg die Häufigkeit auf 0,57 bis 0,63 Erkrankungen je 100 000 an.« Ähnlich dramatisch ist die Entwicklung bei Leukämie: »Die Leukämierate bei Kindern in der Region Tula überstieg in der Zeit nach dem Unfall von Tschernobyl signifikant die durchschnittlichen Raten für Russland, insbesondere in der Altersgruppe von zehn bis vierzehn Jahren. In Lipetsk stieg die Zahl der Leukämiefälle zwischen 1989 und 1995 um das 4,5-Fache.« Hinter diesen Zahlen stehen menschliche
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