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Die Achse Des Blöden

Die Achse Des Blöden

Titel: Die Achse Des Blöden
Autoren: Dave Barry
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hier doch in Miami! Wenn er englisch singen will, soll er in Minneapolis auftreten!«
    62 Der andere Satz, den ich fließend auf spanisch sagen kann, lautet: »Mientras sus zapatos se estiran, yo bailarfa es mambo contigo.« (»Solange sich deine Schuhe strecken, lass uns Mambo tanzen.«) Es ist erstaunlich, wie nützlich dieser Satz manchmal sein kann!
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    konkrete Maßnahmen ergreifen und sich Richtung Flughafen in Bewegung setzen. Wenn man das nicht tut, ist die für dieses spezielle Vorhaben zur Verfügung stehende Zeit irgendwann um.
    Meine Frau hingegen hat einen lateinamerikanischen
    Zeitbegriff: Jeder Tag enthält ein unbegrenztes Zeitkontingent; folglich kommt man niemals in die Verlegenheit, etwas jetzt tun zu müssen. Meine Frau glaubt, sie könne alles später erledigen.
    Also kommt sie oft zu spät, jedenfalls aus meinem
    Angloblickwinkel. Aus ihrem Blickwinkel jedoch kommt sie niemals zu spät, denn es liegt ja immer noch unbegrenzt viel Zeit vor ihr.
    In Miami wohnen so viele Latinos, daß die Uhren der Stadt sich nach dem Zeitbegriff meiner Frau richten. Als Anglo muß man hier also lernen, was die Leute eigentlich meinen, wenn sie bestimmte Ausdrücke benutzen. Die folgende Tabelle soll Ihnen dabei helfen:
    AUS-DRUCK
    ANGLOBE-
    LATINO-
    DEUTUNG
    BEDEUTUNG
    »sofort«
    auf der Stelle
    später
    »heute«
    irgendwann im
    vielleicht morgen,
    Laufe des Tages
    vielleicht aber auch
    nicht
    »morgen«
    der Tag nach heute
    vielleicht nächste
    Woche, aber auf
    keinen Fall schon
    morgen
    »später«
    demnächst
    wahrscheinlich nie
    »um 19 Uhr«
    etwa um 19 Uhr
    (hierfür gibt es
    keine Entsprechung)
    Ein weiterer großer Unterschied hat etwas mit Leidenschaft zu tun. Generell kann man sagen: Der Leidenschaftsquotient
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    liegt bei den Latinos viel höher. Auf Veranstaltungen in Miami, bei denen Musik gemacht wird, kann man die beiden Gruppen leicht voneinander unterscheiden, denn die Anglos reagieren auf die Musik so gut wie gar nicht, außer daß sie vielleicht mit ihren Designerstiften etwas rhythmischer auf ihre E-Books tippen. Die Latinos hingegen tanzen. Und zwar alle: Junge, Alte und ihre Hunde. Alle schwingen die Hüften, auch wenn es sich um künstliche handelt.
    Tatsache ist: Der durchschnittliche Anglo bewegt seine Hüften in seinem ganzen Leben seltener und langsamer als ein Latino beim einmaligen Absingen der Nationalhymne.
    In meinen Augen ist die Leidenschaft der Latinos das Beste an Miami. Jeder Anlaß - Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen, erfolgreiche Zahnbehandlungen - ist ihnen eine Party wert, die sich über Tage hinziehen kann. Ich liebe diesen Aspekt von Miami, diese Energie, die die Stadt durchströmt, sie lebendig macht und sie, alles in allem, zu einem ganz wunderbaren Ort macht.
    Zuweilen gerät diese Leidenschaft allerdings außer Kontrolle, besonders in der Politik, und das bedeutet in Miami: in der Kubapolitik. Für viele und vieles in Miami ist und bleibt Kuba das Thema. Miami ist die einzige amerikanische Großstadt mit einer eigenen Außenpolitik. Fidel Castro ist der bei weitem einflußreichste Politiker in Miami, denn bei einem Großteil der politischen Debatten, die hier geführt werden, geht es den Kontrahenten nur um die Frage, wer Castro am meisten haßt.
    Für die kubanischen Amerikaner liegt klar auf der Hand, was sie von Castro halten und warum sie ihn hassen; wenn
    Außenstehende das nicht verstehen, werden sie wütend und traurig. Etwa wenn alle paar Monate irgendein berühmter Schwachkopf nach Kuba fliegt, auf der ganzen Reise von professionellen Speichelleckern begleitet und von Castro persönlich bewirtet und umgarnt wird (der Mann kann sehr charmant sein!). Anschließend stellt sich dieser Schwachkopf
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    dann hin, ohne die geringste Ahnung von der kubanischen Geschichte oder dem wirklichen Leben auf der Insel zu haben, und gibt eine unsinnige Erklärung ab. 1998 war es Naomi Campbell, die nach einer Kubareise erklärte - qualifiziert durch eine gründliche Ausbildung als Supermodel -, Castro sei »ein Quell der Inspiration für die ganze Welt«.
    Etwa zur gleichen Zeit bezeichnete der als Vorkämpfer für die Menschenrechte bekannte Jack Nicholson Castro als »ein Genie«. Über seinen Besuch bei Castro sagte er: »Wir haben uns über alles mögliche unterhalten. Es war ein ganz normales Gespräch. Über das Leben, über Kultur... Er ist ein
    Nachtmensch, genau wie ich.«
    Na, dann! Was könnte jemand an einem Nachtmenschen wie Jack auszusetzen
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