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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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standen schon vorm Hauptportal, als ich ankam. Ich bezahlte den Mann und lief in die Kirche. Dort war niemand außer den zweien, denen ich gefolgt war, und einem Geistlichen im Ornat. Sie hatten einen Wortwechsel. Alle drei standen vorm Altar. Ich schlenderte durch das Seitenschiff, wie ein Müßiggänger, der einen Sprung in eine Kirche getan hat. Zu meiner Überraschung drehten sich die drei plötzlich nach mir um, und Godfrey Norton lief so schnell er konnte auf mich zu.
    ›Gott sei Dank‹, rief er, ›Sie kommen wie gerufen! Schnell! Schnell!‹
    ›Was gibt's denn?‹ fragte ich.
    ›Los, Mann! Nur noch drei Minuten, sonst ist es nicht mehr gesetzlich ‹
    Halb schleppte er mich zum Altar, und ehe ich noch etwas begriffen hatte, murmelte ich Antworten, die mir ins Ohr geflüstert wurden, war Zeuge in einer mir fremden Angelegenheit und half Irene Adler, Jungfrau, mit Godfrey Norton, Junggeselle, zu verbinden. Im Nu war alles vorüber, und links von mir bedankte sich der Herr, rechts die Dame, während der Geistliche in der Mitte mich anstrahlte. Es war die albernste Situation meines Lebens, und der Gedanke daran hat mich eben noch einmal zum Lachen gebracht. Anscheinend war an ihrer Trauung etwas nicht legal, und der Geistliche wollte sie partout nicht ohne einen Zeugen, welcherart immer, verheiraten, und mein glückliches Auftauchen hatte den Bräutigam davor bewahrt, die Straßen auf der Suche nach einem Trauzeugen zu durchstreifen. Die Braut gab mir einen Sovereign, und ich habe die Absicht, ihn als Souvenir an der Uhrkette zu tragen."
    -1 6 -

    "Das ist eine unerwartete Wendung", sagte ich. "Und was geschah dann?"
    "Nun, ich fand meine Pläne ernstlich bedroht. Es sah aus, als wollte das Paar gleich danach verreisen, und so schienen mir prompte und energische Maßnahmen von meiner Seite notwendig. Aber an der Kirchentür trennten sie sich, er fuhr zurück zum Temple und sie zu ihrem Haus.
    ›Ich werde in den Park kommen, wie gewöhnlich um fünf‹, sagte sie, als sie sich von ihm trennte. Mehr hörte ich nicht. Sie fuhren in verschiedenen Richtungen davon, und ich ging, meine eigenen Vorkehrungen zu treffen." - "Die sind?"
    "Ein bißchen kaltes Rindfleisch und ein Glas Bier", antwortete er und läutete. "Ich bin zu beschäftigt gewesen, um ans Essen zu denken, und ich werde heute abend noch mehr tun müssen.
    Übrigens, Doktor, brauche ich Ihre Mitarbeit."
    "Es wird mir ein Vergnügen sein."
    "Es macht Ihnen nichts aus, das Gesetz zu brechen?"
    "Nicht im mindesten."
    "Oder Gefahr zu laufen, verhaftet zu werden?"
    "Nicht, wenn es um eine gute Sache geht."
    "Oh, die Sache ist hervorragend!"
    "Dann bin ich Ihr Mann."
    "Ich war sicher, daß ich mich auf Sie verlassen kann."
    "Aber was soll ich tun?"
    "Wenn Mrs. Turner das Tablett gebracht hat, werde ich es Ihnen erklären."
    "Ich bin gezwungen", sagte er, indem er sich hungrig dem einfachen Mahl zuwandte, das die Vermieterin hergerichtet hatte, "die Sache mit Ihnen durchzusprechen während ich esse, denn ich habe nicht viel Zeit. Es ist jetzt fast fünf. In zwei Stunden müssen wir am Schauplatz sein. Miss oder vielmehr Madame Irene kommt um sieben Uhr von ihrer Ausfahrt zurück. Um die Zeit müssen wir vor ›Briony Lodge‹ sein, um sie nicht zu verpassen."
    "Und was dann?"
    "Das, bitte, überlassen Sie mir. Ich habe bereits alles arrangiert.
    Nur auf einem bestehe ich. Sie dürfen sich nicht einmischen, gleich, was geschehen mag. Verstehen Sie mich?"
    -1 7 -

    "Ich soll also neutral bleiben?"
    "Sie sollen nichts, überhaupt nichts tun. Voraussichtlich wird es einige kleine Unannehmlichkeiten geben. Mischen Sie sich nicht ein.
    Es wird darauf hinauslaufen, daß man mich ins Haus bringt. Vier oder fünf Minuten danach wird das Fenster des Salons aufgehen. Sie haben sich nah bei dem offenen Fenster aufzuhalten."
    "Gut."
    "Sie müssen mich beobachten, Sie werden mich sehen können."
    "Gut."
    "Und wenn ich die Hand hebe - so - , dann werfen Sie in das Zimmer, was ich Ihnen zu diesem Zweck geben werde, und dabei rufen Sie ›Feuer‹. Konnten Sie mir folgen?"
    "Völlig."
    "Es ist nichts Schreckliches", sagte er und holte eine lange zigarrenförmige Rolle aus der Tasche.
    "Eine gewöhnliche
    Rauchrakete, an jedem Ende mit einer Kapsel versehen, woran man sie zünden kann. Damit ist Ihre Aufgabe beendet. Wenn Sie ›Feuer‹
    schreien, wird der Ruf von ziemlich vielen Leuten aufgenommen werden. Sie können dann ans Ende der Straße gehen, und zehn Minuten später
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