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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Autoren: Robin Hobb
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aufgescheucht haben, nach Bocksburg gekommen?«
    »Noch nicht«, antwortete Chade und versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. »Ich hatte gehofft, sie würden sofort hierher eilen, aber ich nehme an, dass der Ruf einfach zu seltsam und zu abrupt für sie gewesen ist. Wir sollten uns mal die Zeit nehmen, uns zusammenzusetzen und das noch einmal zielgerichtet zu versuchen. Letztes Mal ist es mir einfach spontan eingefallen, jene zu rufen, die wir geweckt hatten. Meine Gedanken waren überstürzt und alles andere als deutlich, und jetzt haben wir nur noch wenig Zeit, bevor wir aufbrechen. Nichtsdestotrotz sollte das das Erste sein, worum wir uns nach unserer Rückkehr kümmern. Oh, wie sehr ich mir wünschte, dass unserem Prinzen eine traditionelle Kordiale zur Verfügung stehen würde. Stattdessen gibt es nur uns Fünf, und einer davon ist der Prinz selbst.«
    »Vier, wenn wir Fürst Leuenfarb hier lassen«, korrigierte ich ihn.
    »Vier«, stimmte mir Chade mürrisch zu. Er schaute mich an, und Nessels Name hing unausgesprochen zwischen uns. Dann sagte er wie zu sich selbst: »Wir haben keine Zeit mehr, andere auszubilden. Tatsächlich haben wir sogar kaum Zeit, die auszubilden, die wir haben, und …«
    Ich unterbrach ihn, bevor er sich weiter in seinen Frust reinsteigern konnte. »Alles zu seiner Zeit, Chade. Du kannst nichts erzwingen. Endlose Übungen sind notwendig, Übungen, die nichts mit dem schlussendlichen Ziel gemein haben. Geduld, Chade. Hab Geduld mit dir und mit uns.«
    Er konnte noch immer kein Mitglied der Kordiale über die Gabe hören, es sei denn er hatte auch körperlichen Kontakt. Er war sich Dicks Gabe bewusst, doch die war wie ein Summen in seinem Ohr; übermitteln konnte man damit nichts zu ihm. Ich wusste nicht, warum wir nicht zu ihm durchbrechen konnten, und ich wusste auch nicht, warum er uns nicht zu erreichen vermochte. Er hatte die Gabe. Sowohl meine Heilung als auch die Wiederherstellung meiner Narbe hatten bewiesen, dass er in diesem speziellen Gebiet großes Talent besaß. Aber Chade war von Ehrgeiz zerfressen, und er würde nicht eher ruhen, bis er die Magie als Ganzes gemeistert hatte.
    Meine Bemühungen, Chade zu beruhigen, hatten seine Gedanken nur in eine andere Richtung gelenkt. »Hättest du lieber eine Axt?«, fragte er mich plötzlich.
    Kurz blickte ich ihn mit großen Augen an; dann verstand ich, was er meinte. »Ich habe seit Jahren nicht mehr mit einer Axt gekämpft«, antwortete ich ihm. »Vermutlich könnte ich aber noch ein wenig damit üben, bevor wir aufbrechen. Aber hast du nicht gerade gesagt, dass es nicht zu einem großartigen Abenteuer kommen wird? Kein Abenteuer, kein Kampf.«
    »Wie auch immer. Trotzdem könnte sich eine Axt als nützlicher gegen das Eis und den Drachen erweisen als ein Schwert. Lass dir morgen eine vom Waffenmeister geben, und fang direkt mit den Übungen an.« Er neigte den Kopf zur Seite und lächelte. Ich kannte dieses Lächeln. So war ich bereits gefasst, als er hinzufügte: »Du wirst Flink nicht nur Schreiben und Rechnen lehren, sondern auch das Kämpfen. Er kommt nicht so gut beim Kaminunterricht zurecht, wie die anderen Kinder. Burrich hat ihn mehr gelehrt, als in seinem Alter üblich ist; deshalb ist ihm bei den kleinen Kindern langweilig, und bei den Älteren fühlt er sich unwohl. Kettricken hat beschlossen, dass ein Einzellehrer besser für ihn wäre, und dafür hat die Königin dich ausgewählt.«
    »Warum mich?«, verlangte ich zu wissen. Was ich von dem Jungen bei Webs Unterricht gesehen hatte, machte mich nicht gerade begierig darauf, ihn als Schüler anzunehmen. Er war ein düsteres, launisches Kind, das oft bei einer Geschichte ernst da hockte, bei der sich die anderen Kinder vor Lachen krümmten. Er sprach nur wenig, und er ähnelte Burrich sehr mit seinen schwarzen Augen. Er bewegte sich steif, wie ein Gardist, der gerade ausgepeitscht worden war, und er war genauso lustig. »Ich bin als Lehrer nicht geeignet. Außerdem glaube ich, je weniger ich mit dem Jungen zu tun habe, desto besser für uns beide. Was wenn Burrich ihn besuchen kommt und der Junge ihm seinen Lehrer vorstellen will? Das könnte zu großen Problemen führen.«
    Chade schüttelte traurig den Kopf. »Ich wünschte, es bestünde die Chance, dass das geschieht. In den zehn Tagen, da der Junge hier ist, hat sein Vater nicht ein Wort von sich hören lassen. Ich glaube, Burrich hat ihn wirklich endgültig verstoßen. Das ist einer der Gründe, warum
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