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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne
Autoren: Graham McNeill
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Seit er nicht mehr
in der Lage war, die Aura eines anderen lesen zu können, war er bedenklich
unachtsam geworden. »Nur ein misslungener Scherz.« Dabei lächelte er Kallista
an, um zu unterstreichen, dass sie seine Worte nicht für bare Münze nehmen
sollte.
    »Kommt schon«, forderte er die
beiden dann auf. »Wir sollten weitergehen, ich möchte euch etwas Spektakuläres
zeigen.«
     
    Sie benötigten noch einmal
dreißig Minuten, ehe sie das Plateau erreichten. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich
Lemuel längst geschworen, nie wieder diesen Berg zu besteigen, auch wenn die
Aussicht noch so atemberaubend und verlockend war. Das Wummern seines
Herzschlags erschien ihm noch lauter als zuvor, und er nahm sich fest vor,
einige Kilo abzunehmen, bevor sein Übergewicht ihn noch umbrachte.
    Der Himmel hatte ein dunkleres
Gelbbraun angenommen, aber da es niemals richtig finster wurde, machte er sich
keine Sorgen, sie könnten beim Abstieg in Schwierigkeiten geraten.
    »Das ist fantastisch«, sagte
Kallista, als sie in die Richtung sah, aus der sie gekommen waren. »Du hattest
ja so recht, Lemuel.«
    »O ja«, bestätigte Camille und
holte ihren Bildgeber heraus.
    Lemuel schüttelte den Kopf.
»Nein, ich meine nicht die Salzebenen. Das hier drüben wollte ich euch zeigen.«
Dabei zeigte er auf eine Reihe von spitzen Felsen am Rand des Plateaus, die aussahen
wie schlanke Stalagmiten. Wenn es je Zweifel am künstlichen Ursprung des Bergs
gegeben hatte, dann war der Anblick dieser Stalagmiten der eindeutige Beweis,
der gegen eine natürliche Entstehung sprach, handelte es sich bei diesen
Gebilden doch um die Überreste von Balustraden.
    »Hier drüben«, sagte er
kurzatmig. »Das wollte ich euch zeigen.«
    Camille und Kallista begaben
sich zu den Stalagmiten, und er konnte der Körpersprache der Frauen ansehen, dass
sie tatsächlich äußerst erstaunt waren. Zufrieden lächelte er, weil er sie mit
seinen Versprechungen von einer grandiosen Aussicht nicht enttäuscht hatte.
Mittlerweile konnte er fast wieder normal durchatmen, nur das Pochen in seinen
Ohren hatte noch nicht nachgelassen.
    »Es war nicht verkehrt von dir,
dass du von einem Tempel gesprochen hast«, fand Camille, die nach unten ins Tal
schaute.
    »Ja, das ist schon ein
beeindruckender Anblick, nicht wahr?«, gab er zurück und erlangte allmählich
seine Haltung zurück.
    »Das schon, aber das meinte ich
damit gar nicht.«
    »Nicht?«, fragte er, während
ihm bewusst wurde, dass das Wummern gar nicht nur in seinem Kopf zu hören war.
Vielmehr kam es aus dem Tal, ein unheimlicher, unablässig stampfender Rhythmus,
der etwas Hypnotisches und zugleich Bedrohliches an sich hatte. Dutzende
Trommeln wurden in diesem Takt geschlagen, der immer wieder von brutalen
Disharmonien überlagert wurde, die Lemuels Nerven strapazierten und
unbehagliche Schauer über seinen Rücken laufen ließen.
    Auf müden Beinen bewegte er
sich steif zum Rand des Plateaus, wo die beiden Frauen standen und nach unten sahen.
    Er legte eine Hand auf Camilles
Schulter und warf einen Blick ins Tal. Gleich darauf riss er erstaunt die Augen
auf und bekam einen Moment lang den Mund nicht mehr zu.
    »Thron von Terra!«, flüsterte
er.
     
    Ahriman hörte die Trommeln und
erkannte die vom Berg widerhallenden dissonanten Töne als jene wieder, die in
weit zurückliegenden Zeiten für verboten erklärt worden waren. Solche Klänge
verhießen nichts Gutes, und Ahriman war davon überzeugt, dass im Tal
irgendetwas Unnatürliches im Gange war.
    Die Sekhmet hielten mit seinem
Tempo mit, ihre schweren Anzüge wurden angetrieben von unbeugsamem Willen und
unerschütterlicher Kraft.
    »Das verheißt nichts Gutes«,
sprach Phosis T'kar aus, was Ahriman eben noch gedacht hatte.
    »Verdammt, mir gefällt dieser
Ort nicht, ich bin hier blind.«
    »So geht es uns allen«,
erwiderte Hathor Maat, der den Blick über die höher gelegenen Regionen des Tals
schweifen ließ.
    Ahriman teilte Phosis T'kars
Hass auf die Blindheit. Als ein Adept Exemptus der Legion hatte er viele
bedeutende Dinge geleistet: den ätherischen Flug, die Verbindung zu einem
Schutzgeist, die Rituale der Beschwörung und Anrufung. Die Sekhmet waren
mächtige Kriegermagier, sie konnten Kräfte wecken, die zu beherrschen sich kein
Sterblicher auch nur zu erträumen wagte. Jeder von ihnen war ein Krieger, der
allein eine ganze Welt unterwerfen konnte, doch hier und jetzt, ohne Zugriff
auf ihre Fähigkeiten, waren sie einfach nur Astartes.
    Einfach nur
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