Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Doktors Spielchen

Des Doktors Spielchen

Titel: Des Doktors Spielchen
Autoren: Linda Ostrawskie
Vom Netzwerk:
ungeniert. Sie tasteten seinen unbekleideten Körper mit ihren Augen vom Kopf bis zu den Füßen ab, betrachteten jeden Zentimeter seines nackten Fleisches. Sein Geschlechtsteil schien ihre Aufmerksamkeit im Zuge dieser Inspektion besonders in Anspruch zu nehmen. Ihre neugierigen Blicke verweilten lange dort. Im Hintergrund stieß sogar jemand einen anerkennenden Pfiff aus.
    Vielleicht hätte Martin das noch vor ein paar Tagen in Verlegenheit gebracht, heute sah das anders aus. Probehalber versuchte er schon mal, diese Bekundung als Kompliment anzusehen. Das gelang ihm allerdings nur zum Teil. Er spürte, wie sein Kreislauf für einen Moment den Turbo anschaltete, wie das Blut in seine Wangen schoss.
    »Das ist er! Was sagt ihr? Appetitlich, oder?« Holger bedeutete Martin mit einer Handbewegung, sich im Kreis zu drehen.
    Peinlich berührt senkte er den Blick, doch der Mann drückte seinen Kopf ohne Erbarmen wieder nach oben.
    »Schau sie an! Sieh ihnen ins Gesicht! Das ist enorm wichtig für den Job!« Dabei grinste er zweideutig. »Sieh deinen Kunden in die Augen, wenn sie dich ficken! Das haben sie gern!«
    Alle lachten.
    Martin wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Diese unverblümt ausgesprochene Belehrung, noch dazu vor den anderen Männern im Raum, empfand er als zutiefst beschämend. Er war der Ansicht, Holger sich diese Bemerkung ruhig sparen können. Auch wenn er die rechte Hand des Chefs ist, mehr Taktgefühl an den Tag zu legen, stände dem Kerl besser! , dachte er grimmig. Außerdem habe ich hinten keine Augen!
    Im Fernsehgerät versuchte eine angenehme weibliche Stimme, die Welt von der Wirkung ihrer einmaligen Zahncreme zu überzeugen. Sie kam nicht zum Ende ihres Vortrags. Einer der Männer schnitt ihr unter Zuhilfenahme der Fernbedienung mitten im Satz das Wort ab.
    »Das also ist der Neue, Freunde! Er wird unser Team verstärken.« Holger trat hinter Martin und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Ich erwarte Fairness von euch, Jungs! Räumt ihm Eingewöhnungszeit ein, bevor ihr über ihn herfallt. Er muss noch viel lernen. Ich zähle auf euch!« Der Assistent zwinkerte der Gruppe zu.
    Martin entging diese Geste, weil er Holger den Rücken zugekehrt hatte.
    Der Junge, der das Fernsehgerät ausgeschaltet hatte, ein androgyner Beckham-Typ mit blonden Haaren und grauen Augen grinste anzüglich. »Wie lange hat er denn Schonzeit, Holger?«
    »Ich will, dass er mir sofort einen bläst!« Der, der das von hinten gerufen hatte, bekam von seinem Sitznachbarn eine Kopfnuss.
    »Halt die Klappe, Michel, bevor du dich an ihn ranmachen darfst, lutscht er erstmal uns!«
    Trotz des Hauchs von Kühle im Zimmer traten dem nackten Martin inzwischen kleine Schweißperlen auf die Stirn. Der eben gescholtene Michel war ein blasser, übergewichtiger Typ mit schwarzem Flaum am Kinn, der, wie Martin jetzt erst auffiel, ebenso viel Kleidung trug wie er selbst, nämlich gar keine. Es schien so, als wäre er es auch gewesen, der vor ein paar Minuten noch unter dem Tisch gesteckt hatte. Seine Haut war weich und zart wie die einer Frau. Die Brüste erinnerten Martin mehr an die erwachende Weiblichkeit eines sehr jungen Mädchens als an die eines ganzen Kerls in der Blüte seiner sexuellen Energie. Doch sein Gesicht hatte trotz der Leibesfülle feine, fast edle Züge. Das Beeindruckendste am Äußeren dieses Typs war jedoch sein volles tiefschwarzes Haar. Er trug es am Hinterkopf zusammengebunden als imposanten Zopf.
    Daher könnte der Name Pferdeschwanz kommen! , dachte Martin sich. Dieser massige Zopf erinnerte ihn an das, was die Hinterseite eines Reittieres schmückt. Ich werde ihn Appassionata nennen. Doch so gewaltig der Schwanz auch war, der Michels Rücken bedeckte, was er auf der Vorderseite zu bieten hatte, war eher erbärmlich. »Er« präsentierte sich winzig. Der Junge hatte einen wirklich kurzen, unansehnlichen Penis. Dieses schlaffe Schläuchlein erinnerte Martin an eine halbleere Mettwursthaut.
    Er hasste Mettwurst.
    Holger machte zwei Schritte nach vorn. Er ging bis an den kleinen Couchtisch heran, sagte leise, aber deutlich vernehmbar: «Der Boss hat ihn noch nicht freigegeben. Finger weg!«, dabei lag seine Betonung auf dem »noch nicht«.
    In Martin löste diese Betonung Unruhe aus. Wie lange würde es wohl dauern, bis der erste der Jungs Spielchen mit ihm treiben durfte? Martin hatte ein gelbes Bändchen am Handgelenk. Er musste mit allem einverstanden sein, was man von ihm verlangte. Das gehörte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher