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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy
Autoren: Rebellion der Restanten
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sich auf ihrem Sitz um, schaute auf die
dunkle Straße hinter ihnen und dann wieder in Fahrtrichtung. "Wer ist
er?"
    "Ein Auftragskiller, mehr weiß ich auch nicht. Ich habe
ihn an seiner schieren Größe erkannt und an der Tatsache, dass er eine
metallene Maske trägt. Begegnet bin ich ihm bisher noch nie. Das war
wahrscheinlich gut so. Aber lass uns nicht über den neuen Feind reden, den wir
uns heute Nacht möglicherweise geschaffen haben. Lass uns stattdessen lieber
über die alte Feindin sprechen, die wir auf dem Rücksitz liegen haben."
Skulduggery blickte fröhlich in den Rückspiegel. "Hallo, Davina. Du bist
wegen mehrfachen Mordes verhaftet. Du hast das Recht - eigentlich hast du so
gut wie gar kein Recht. Hast du etwas zu deiner Verteidigung
vorzubringen?"
    Marr verharrte in ihrer Bewusstlosigkeit.
    Skulduggery freute sich. "Ausgezeichnet."
    Das Hibernian-Kino ragte alt und stolz und etwas deplaziert
zwischen den anderen Häusern auf, wie ein verwirrter älterer Herr, der sich von
seiner Gruppe entfernt hatte. Es passte nicht in den Teil von Dublin, der es
umgab. Es war weder renoviert noch neu ausgestattet worden, es hatte keine
zwanzig Leinwände auf unterschiedlichen Etagen und es konnte nicht mit langen
Reihen von Verkaufs ständen aufwarten. Womit es aufwarten konnte, waren alte
Filmplakate an den Wänden, ein ausgefranster Teppichboden, ein einziger Stand
mit Popcorn und Getränken und eine gewisse Modrigkeit, die längst vergessene
Allergien wieder zum Ausbruch brachte. Auf der einzigen Kinoleinwand, die es
gab, war immer nur eine einzige Einstellung zu sehen - das Schwarz-Weiß-Bild
einer Backsteinmauer mit einer Tür.
    Doch hinter dieser Leinwand waren Flure mit sauberen weißen Wänden
und heller Beleuchtung, Räume mit wissenschaftlichen wie magischen
Gerätschaften, eine Pathologie, in der ein Gott seziert werden konnte, und eine
Krankenstation, die Walküre in beängstigender Regelmäßigkeit aufsuchte.
    Kenspeckel Gruse schlurfte herein. Er trug einen
Morgenmantel und Hausschuhe, und was von seinem grauen Haar noch übrig war,
stand nach allen Seiten ab. Er sah verdrießlich aus, aber so sah er eigentlich
immer aus.
    "Was wollt ihr?", fragte er.
    "Wir haben eine Patientin für dich", antwortete
Skulduggery und wies mit dem Kinn auf Davina Marr, die auf dem Bett neben ihm
lag.
    Kenspeckel besah sich die Handschellen, mit denen sie
gefesselt war. "Kenne ich nicht", knurrte er. "Bringt sie zu
jemand anderem. Sie ist eure Gefangene, oder? Bringt sie zu einem von diesen
Sanktuariumsärzten und weckt die mitten in der Nacht auf."
    "Das geht nicht. Bei der Dame hier handelt es sich um
Davina Marr. Sie ist diejenige, die das Sanktuarium zum Einsturz gebracht
hat."
    Kenspeckels verdrießlicher Ausdruck machte einer Art
angewiderter Neugier Platz. "Das ist sie also? Habt ihr sie endlich
gefunden?" Er trat näher an sie heran. "Sie sieht ziemlich
mitgenommen aus, aber ich muss zugeben, ich bin überrascht, dass sie überhaupt
noch lebt. Wirst du mit dem Alter weniger skrupellos, Detektiv?"
    "Wir waren das nicht", verteidigte sich Walküre;
ihr gefiel nicht, worauf Kenspeckels Frage abzielte. "Im Gegenteil, wir
haben sie gerettet. Ohne Skulduggery wäre sie jetzt tot."
    Kenspeckel zog eines von Marrs Augenlidern hoch. "Ich
schreibe das deinem guten Einfluss zu, Walküre. Aber es erklärt trotzdem nicht,
weshalb ihr sie nicht der Amtsgewalt übergeben habt. Ihr seid schließlich
wieder Sanktuariums-Detektive, oder etwa nicht?"
    "Wir wollen die Sache nicht an die große Glocke
hängen", erklärte Skulduggery. "Noch weiß niemand, wie es weitergeht.
Wenn wir sie den Sensenträgern übergeben, kann sie wahrscheinlich nicht einmal
mit einer ordentlichen Verhandlung rechnen. Die bringen sie auf der Stelle um.
    Kenspeckel tastete mit den Händen vorsichtig Marrs Kopf ab.
"Wenn ich mich richtig erinnere, hast du in der Vergangenheit nicht wenige
Schuldige umgebracht."
    "Ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir zu
streiten, Professor. Tatsache ist, dass sie die Entscheidung, das Sanktuarium
dem Erdboden gleichzumachen, meiner Ansicht nach nicht im Alleingang getroffen
hat. Ich fürchte, dass ihre Verbündeten oder Bosse versuchen werden, sie zu
töten, bevor sie uns ihre Namen nennen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass
sie es waren, die den Killer engagiert haben."
    "Ah", bemerkte Kenspeckel, "dann ist es also
kein Mitleid, das dir die Hände bindet, sondern pure Berechnung - im Grunde ein
noch höheres Maß
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