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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher
Autoren: Stefan Gemmel
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ein großes Geschenk auf es wartete.
    Simons Geschenk bestand aus seinen vier Freunden aus der Vergangenheit: Neferti, Nin-Si, Salomon und Moon, die ihn auf dem Schiff erwarteten. Zwei Mädchen und zwei Jungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber es waren auch vier Freunde, wie man sie sich im Leben wünscht.
    Wäre Tom nur auch dabei!
    Im Bootshaus sprang er ins Ruderboot und legte sich in die Riemen. Zum zweiten Mal in seinem Leben trat er diesen ungewöhnlichen Weg an: Er ruderte durch die Nacht auf das geisterhafteSchiff zu. Immer heller leuchteten die Fackeln auf den Masten zu Simon in seinem kleinen Boot hinüber, während er sich stetig dem Seelensammler näherte – einem Schiff, wie es kein zweites auf der Welt gab.
    Etwa auf der Hälfte der Strecke blickte er sich um. Der Krähenkopf am Bug schien ihm entgegenzulachen. Und die hölzernen Flügel, die an den beiden Schiffsseiten herausragten, wirkten geradezu einladend auf ihn.
    Aber wo war die Mannschaft? Simon hatte erwartet, dass die Zeitenkrieger ihn an der Reling willkommen hießen. Dass sie ihm vielleicht entgegenwinkten oder ihm etwas zuriefen. Doch der Seelensammler lag ruhig auf den Wellen. Alles wirkte wie ausgestorben.
    In Simon machte sich Beklemmung breit. Er stieß die Paddel wieder tief ins Wasser und zog an den Rudern, bis er die Strickleiter an der Backbordseite erreicht hatte.
    Trotz seiner Unruhe nahm er sich die Zeit, das Ruderboot mit mehreren Knoten an der Strickleiter zu vertäuen. Er wollte nicht noch einmal denselben Fehler begehen wie bei seinem ersten Besuch, als der Strick des Bootes sich gelöst hatte.
    Mit einiger Mühe zog sich Simon schließlich an der Strickleiter in die Höhe und kletterte die Sprossen empor. Oben angekommen, hielt er inne und wagte einen Blick auf das Deck. Keine Menschenseele. Alles lag wie verlassen da. Fässer, Taue, und auch die riesige Kiste neben der Kajüttür, in der sich Simon bei seinem ersten Besuch verstecken musste, waren zu sehen. Alles auf dem Schiff war, wie Simon es kannte. Nur die Besatzung fehlte. Keine Spur von den Zeitenkriegern.
    Simon kletterte über die Bordwand. Ein Raunen ging durch das Schiff und Simon spürte, wie die Beklemmung ein wenigvon ihm wich. Unwillkürlich lächelte er. Was ihn bei seinem ersten Besuch noch erschreckt hatte, wirkte nun wie der erste herzliche Willkommensgruß des Schiffes. Die Zeitmaschine, im Inneren des Schiffes, vibrierte wie zur Begrüßung, und Simons Blick fiel unwillkürlich auf die riesige Bodenluke vor der Kajüte, unter der die Zeitmaschine sich befand.
    Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und genoss es, hier zu sein. Das Knarren der Schiffsplanken, das Plätschern der Wellen gegen die Schiffswand. Selbst die leisen Bewegungen der Krähen in ihren Mastkörben glaubte er zu hören.
    Simon fühlte sich wie zu Hause. Er war zurückgekommen. Nein, er war angekommen.
    Er öffnete wieder die Augen und ließ seinen Blick über das Deck schweifen, nach vorn, an den Bug des Schiffes. Dort, nahe der Rückseite der übergroßen Bugfigur, befand sich eine viel kleinere Bodenluke: der Eingang zu dem Mannschaftsraum im Schiffsinneren. Die Luke war geschlossen.
    Was war hier los?
    Gerade wollte Simon auf die kleine Luke zugehen, als er in den Augenwinkeln eine Bewegung ausmachte. Dicht an der Kajüttür stand jemand, den Rücken fest an die Wand gepresst, den Schatten ausnutzend, den das kleine Vordach im Licht des Mondes warf.
    Simon wollte sich schnell verstecken, doch es gab in seiner Nähe nichts, das ihm hätte Schutz bieten können. Und es war auch zu spät. Er spürte bereits die Blicke des anderen auf sich ruhen.
    Simon strengte seine Augen an und versuchte, mehr von der Gestalt im Dunkeln auszumachen. Zwar konnte er dessen Gesicht nicht wahrnehmen, doch Teile der offensichtlich zerrissenen Kleidung und vor allem die Füße konnte Simon durchdas Licht der flackernden Mastfackeln erkennen. Seiner Gestalt nach zu urteilen schien es sich um einen Jungen zu handeln, allerdings um keinen seiner Freunde! So viel stand fest.
    Aber – wer stand dort im Dunkeln? Und wo waren Simons Freunde? Was war hier geschehen?
    In Simon stieg Angst auf. Angst um seine Freunde.
    Hatte der Schattengreifer sie davongejagt? Hatte er sie vertrieben? Oder gar Schlimmeres mit ihnen angestellt?
    Simon konnte erkennen, wie der andere kurz den Kopf drehte, in das Fenster der Kajüte spähte und dann den Kopf wieder Simon zuwandte.
    Erneut vibrierte das
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