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Der Zauberer von Schreckenstein

Der Zauberer von Schreckenstein

Titel: Der Zauberer von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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ihren Rädern. Von links und rechts fuhren ihnen Ottokar, Klaus, Dieter, Walter, Fritz und Andi in den Weg, während Stephan, Dampfwalze, Hans-Jürgen, Werner und Beni ihnen zu Fuß den Rückweg abschnitten.
    Dampfwalze sprang Martina an, noch bevor sie abgestiegen war. Sie biss ihm in den Arm, worauf er ihr die Nase umdrehte.

    Ähnliche Probleme hatte Stephan mit Beatrix. Sophie dagegen leistete Ottokar keinen Widerstand. Um so heftiger wehrten sich Esther und Doris. Sie erwiesen sich als derartige Kratzbürsten, dass Walter und Werner ihre Zähne zu Hilfe nehmen mussten. Bis auf das Geräusch umfallender Räder und mehrstimmiges Keuchen, ein kurzer, keine Bürgerruhe störender Kampf.
    Schnellster war Beni. Er nahm Ingrid in einen Griff, dass sie nur sagte: „Lass los. Ich komm ja mit.“
    Dampfwalze hatte das Kirchenportal schon vorher aufgesperrt und schleppte Martina hinein, die zappelte wie ein Hai im Heringsnetz.
    „So!“ Ottokar gab Sophie einen Schubs. „Hier könnt ihr den Rest der Nacht in Andacht verbringen!“
    „Wir schließen euch in die Kirche ein und ihr uns in euer Nachtgebet!“ alberte Hans-Jürgen.
    Als würde ihnen jetzt erst klar, in welcher Lage sie sich befanden, fingen die Mädchen ein wildes Schimpfen an und rüttelten am Portal. Feige sei das, sie abzufangen, mitten in der Gegend, kein Streich sei das und überhaupt nicht komisch! Martina tat plötzlich, als sei sie verletzt, doch die Ritter fielen nicht drauf herein. Dampfwalze, Ottokar und Werner hielten den Türspalt auf Sprechbreite. Stephan reizte die Eingesperrten mit dummem Gequatsche: „Braucht ihr Decken? Es ist sicher kalt. Sollen wir euch einen Wein aus dem Gasthaus holen? Was wolltet ihr denn auf der Burg? Für uns kochen?“
    „Ja!“ zischte Ingrid. „Was, das euch im Hals stecken bleibt!“
    Auch Esther ging hoch. „Weil eure Zauberer dumme Briefe schreiben, müssen wir wieder drunter leiden!“
    „Oh, wie bedauerlich. Nein, so was Ungerechtes!“ tratzte Stephan weiter. „Sollen wir Strehlau holen, damit er ein bisschen orgelt?“
    Seine Taktik führte alsbald zum Erfolg.
    „Können wir nicht einen Tausch machen?“ fragte Sophie.
    „Wenn ihr uns raus lasst, verraten wir euch, wo Armin ist.“
    „Langsam“ bremste Ottokar. „Ihr sagt uns, wo er ist – wir schauen nach, ob das stimmt. Dann können wir weitersehen.“
    „Okay“, willigte Beatrix ein. „Raus kriegt ihr ihn sowieso nicht. Er ist in der Speisekammer!“
    „Wieso denn das?“ wunderte sich Beni.
    „Weil die Gitter hat und die Horn ihn da am wenigsten hört, wenn er schreit“, antwortete Beatrix.
    „Ihr Ritter schreit ja manchmal wie Wickelkinder!“ schoss Ingrid hinterher.
    „Ende der Sprechstunde!“ Ruckartig zog Dampfwalze die schwere Tür zu und schloss sie mit dem größten seiner Dietriche ab.
    Fritz, Klaus, Dieter und Walter hatten die Fahrräder vom Platz eingesammelt und hinter der Friedhofsmauer versteckt.
    Dann bleibt ihr hier.“ Stephan sah Ottokar an. „Ich geh mal mit Beni nachschauen.“
    Stumm nickten die Ritter. Beni hatte für schwierige Einstiege die richtige Größe, und zwei Mann genügten fürs erste. Unterwegs redeten die beiden kaum. Steigungen machen Radler einsilbig. Stille herrschte auch in der Kirche und drum herum.
    „Eine Stunde Schlaf kann eigentlich nichts schaden!“ hatte Ottokar als letztes verkündet und sich, wo er stand, langgelegt.
    Die Nacht war mild; der tiefe Kies auf den Wegen des Dorffriedhofs ermöglichte es den Rittern, sich bequeme Mulden und kopfkissenartige Hügel zu baggern. Dampfwalze lag auf einem Seitenweg, säuberlich in der Reihe zwischen zwei Gräbern und fing alsbald an zu schnarchen.
    Klaus kroch näher, kippte ihm Kies in den halboffenen Mund und flüsterte: „Stör nicht die letzte Ruhe! Das ist ja wohl das Vorletzte!“ Gruselgefühle kannten die Ritter nicht. Dafür hatte Paule gesorgt... Schnarchen war auch auf Rosenfels zu hören, und zwar aus dem Zimmer von Fräulein Böcklmeier . „Seit wann schläft die denn bei offenem Fenster?“ wunderte sich Stephan und ging mit Beni dicht an der Mauer entlang weiter.
    Das Schloss lag scheinbar unbewacht im Mondlicht. Doch das täuschte. Am Portal ließ sich die Klinke nicht herunterdrücken.
    „Verkeilt!“ flüsterte Beni.
    „Dann sind wir ja draußen sicher!“ meinte Stephan. „Moment mal!“ Er verschwand in den nächsten Busch. Es raschelte. Das Taschenmesser zwischen den Zähnen, so kam er mit einem langen Ast zurück.
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