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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman
Autoren: Heyne
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sollte man für sich behalten.«
    »Ich liebe Fergal«, beeilte Maggie sich zu sagen, und da wusste Emily, dass ihre Worte zumindest teilweise eine Lüge waren.
    »Aber Connor war so begeisterungsfähig«, führte Emily den Satz zu Ende. »Und Fergal war im Vergleich zu ihm langweilig und er merkte es auch.« Sie befürchtete, dass sie der Wahrheit schon viel zu nahe gekommen war, und wenn sie jetzt auch noch alles hinterfragen würde, wäre Maggies Welt zerstört.
    »Fergal ist ein guter Mensch«, wiederholte Maggie beharrlich,
um sich selber davon zu überzeugen. »Sicher, ich mochte Connors Geschichten, aber das ist auch alles. Ich habe ihn nicht geliebt. Da irren Sie sich wirklich, Mrs. Radley. Er hat mich zum Nachdenken und zum Lachen gebracht, mehr auch nicht. Er hat uns allen einen weiteren Horizont eröffnet, als dieses Dorf voller Liebe und Hass uns geben kann.«
    »Aber er hat erkannt, dass Sie einsam sind, und hat Fergal das auch merken lassen.« Emily konnte das nicht einfach durchgehen lassen. Die Bilder wurden immer deutlicher.
    Maggie verdrückte sich die Tränen. »Es tut so weh, einer Wahrheit ins Gesicht zu sehen, vor der man sich versteckt hatte. Ich bin auch schuld daran. Ich habe Fergal immer das gesagt, was er hören wollte, fühlte mich aber betrogen, wenn er mir glaubte und nicht weiter nachfragte. Vermutlich habe ich ihn glauben lassen, dass ich Connor liebte und er mich. Gott vergib mir.«
    Maggie hatte es also zugelassen, dass Fergal dachte, sie wäre in Connor verliebt. Befürchtete sie, dass es Fergal war, der ihn umgebracht hatte, und sie ungewollt dafür verantwortlich gewesen war? Und jetzt wollte sie ihn aus ihrem Schuldgefühl heraus schützen?
    Hatte sie jemand anderen geliebt? Wenn nicht Connor, wen dann? Was hatte Susannah von all dem mitbekommen oder erraten? Wollte Emily wirklich die Antwort wissen? Und sagte sie die Wahrheit, als sie so fest überzeugt behauptete, dass Hugo Ross nichts von den Leidenschaften und Schwächen dieser Leute wusste, deren Leben so mit dem seinen verwoben war?

    Father Tyndale besuchte Susannah wieder am Nachmittag und blieb über eine Stunde. Emily begleitete ihn fast den ganzen Weg zurück. Vom Meer her wehte ein kalter, böiger Wind, sie mochte das Salz in der Luft und den reinen, bitteren Geruch des Seetangs. »Ich glaube, es wird jetzt nicht mehr lange dauern«, sagte Father Tyndale ernst und versuchte, seine Stimme gegen den Wind zu heben.
    »Ich weiß«, stimmte sie ihm zu. »Hoffentlich nicht vor Weihnachten.« Sie wusste nicht, warum sie das gesagt hatte. Es ging ja nicht um Weihnachten, sondern darum, die Wahrheit zu erfahren. Susannah sollte, was immer dabei herauskäme, daran glauben, dass es eine Lösung gäbe und die Leute, die sie liebte, wieder zusammenfanden. »Father, erzählen Sie mir mehr von Hugo.«
    Er lächelte, als sie durch das stoppelige Gras, in dem noch die Überreste des Sturms herumlagen, und dann zum sauberen Strand hinuntergingen. Dieser Weg zu seinem Haus war zwar länger, aber beide gingen ihn li eber.
    »Wie schwierig es ist, jemandem ansatzweise eine Ahnung davon zu geben, wie ein Mensch wirklich war«, antwortete er nachdenklich. »Er war ein großer Mann, nicht nur körperlich, er hatte auch eine sanftmütige Größe und einen großzügigen Charakter. Er liebte dieses Land und seine Menschen. Nun, seine Familie wohnt ja schon seit Urzeiten hier. Er war Geschäftsmann, aber seine Leidenschaft gehörte der Malerei. Vielleicht wäre er sogar gut genug gewesen, um davon leben zu können, wenn er es versucht hätte. Bei Gott, Susannah strebte
nie nach Wohlstand. Sie war einfach glücklich an seiner Seite.«
    »Und sein Glaube?«, erkundigte sie sich.
    »Wissen Sie«, sagte er etwas überrascht, »ich habe ihn nie gefragt. So wie er war, habe ich ganz selbstverständlich angenommen, er wusste, dass es eine höhere Macht als die der Menschheit gibt und dass diese Macht gut ist. Einige Leute machen viel Aufhebens wegen ihres Glaubens, wie sie die Gebote einhalten, beten und so weiter. Das hat Hugo nie getan. Meistens kam er sonntags in die Kirche, aber egal, welche Schuldgefühle oder Sorgen er hatte, er machte das alleine mit Gott aus.«
    »Finden Sie das richtig?«
    »Zweifelsohne liebte er seine Mitmenschen. Und er liebte die Erde zu jeder Jahreszeit. Für mich heißt das, er liebte Gott. Ja, das finde ich in Ordnung.«
    »Sie hatten nichts daran auszusetzen, dass er eine Engländerin heiratete?«, fragte sie
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