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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman
Autoren: Heyne
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versuchen. Und wenn schon, das war jetzt auch egal. Emily betrat die Küche und tat so, als wäre sie einfach nur an ihm vorbeigegangen.
    »Wie geht es ihr?«, wollte Maggie wissen. Ihre Wangen waren wegen des Gesprächs mit Daniel noch leicht gerötet.
    »Eindeutig besser«, sagte Emily fröhlich. »Jetzt, wo Sie wieder da sind, macht sie sich nicht mehr so viel Sorgen. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.« Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen sanften Ton zu geben, um ihre Worte nicht so vorwurfsvoll klingen zu lassen, zögerte
aber nicht, sie auszusprechen. »Ist Daniel gestern zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, wie schlecht es Susannah ging?«
    »Ja. Es tut mir leid. Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht einen einzigen Tag weggeblieben.«
    Sie sah so unglücklich aus, dass Emily ihr sofort glaubte. »Es ist gar nicht so leicht herauszubekommen, wie weit man seinem Ehemann gehorchen soll, wenn das eigene Gewissen etwas anderes sagt«, antwortete Emily ehrlicher, als sie das von sich selbst erwartet hätte. Was würde sie gegen ihr eigenes Urteil Jack zu Gefallen tun? Wie oft hatte er sie um etwas gebeten? Sie stellte fest, dass die Reise nach Connemara wahrscheinlich das erste Mal war. Außer, dass sie die Reise nicht aus ihrem Gewissen heraus gemacht hatte, sondern sie eher auf sein Gewissen reagiert hatte. Eigentlich hätte sie es wollen müssen, und er hätte versuchen müssen, sie davon abzubringen.
    Aber was wäre gewesen, wenn sie hätte kommen wollen und er dagegen gewesen wäre? Wie hätte sie sich dann entschieden? Hätte sie den Gehorsam als eine Entschuldigung vorgebracht? Oder ihre Liebe zu ihm? Ja, sie liebte Jack, sie verabscheute es, sich mit ihm zu streiten. Aber sie stritten sich ja nur ganz selten. Warum? Fehlte vielleicht die Leidenschaft oder etwa der feste Glaube? Was wäre ihr so wichtig, dass sie einen Preis dafür zu zahlen bereit wäre? Und wenn ihr nichts so wichtig wäre? Was würde das über sie aussagen? Das wäre zu schrecklich, um es sich einzugestehen.
    »Fergal ist kein rücksichtsloser Mensch, Mrs. Radley.«

    Maggie hatte ihre Arbeit unterbrochen und versuchte, es ihr zu erklären. Es war ihr wichtig, dass Emily ihn nicht als kaltherzigen Mann verurteilte. »Er wusste nicht, dass es Mrs. Ross so schlecht ging, und er hatte Daniel missverstanden. Das hat alles noch mit dem anderen Schiffsunglück zu tun. Davon wissen Sie vermutlich nicht viel. Fergal hat sich da was Falsches in den Kopf gesetzt, und vielleicht war sogar ich selbst daran schuld.«
    Solch eine perfekte Gelegenheit konnte sich Emily nicht entgehen lassen. »Sie meinen, dass Daniel Fergal an Connor Riordan erinnert und dass er glaubt, jetzt würde die ganze Geschichte wieder von vorne losgehen?«
    Maggie senkte den Blick. »Nun, so ähnlich.«
    Emily setzte sich demonstrativ an den Küchentisch. »Wie war Connor wirklich? Bitte seien Sie jetzt ehrlich, Maggie. Wiederholt sich die Geschichte jetzt mit Daniel?«
    Maggie legte die Bettwäsche hin und biss sich auf die Lippen, während sie ihre Antwort abwog. »Connor war lustig und klug, wie Daniel. Er brachte uns immer alle zum Lachen. Wir mochten seine Geschichten von fernen Ländern, die er besucht hatte …«
    »Wie Daniel gerade eben?«, unterbrach Emily sie.
    »Ja, ich glaube schon. Und wie Daniel interessierte er sich für jeden Einzelnen. Er fragte immerzu, und wir gaben ihm eine Antwort, weil es so schien, als ob er aus reiner Freundlichkeit fragte. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man sich mit jemandem unterhält, wenn man jemandem sympathisch ist und derjenige etwas über
einen wissen will, was man mag, welche Träume man hat. Da überlegt man schon. Es kommt ja so selten vor, dass sich jemand für einen interessiert und nicht nur an sich selbst denkt.«
    Da konnte Emily ihr nur zustimmen. »Connor hat sich für jeden interessiert«, fuhr Maggie fort. »Ich mochte ihn. Er war so anders. Er erzählte uns neue Geschichten, nicht immer nur die alten. Er hat mich zum Nachdenken gebracht, sodass ich die Dinge etwas anders sah. Aber ich war nicht die Einzige, der es manchmal so vorkam, als ob er Gedanken lesen und so tief in einen hineinschauen konnte. Manchmal ist es besser, wenn man nicht alles weiß.«
    »Dinge über die Liebe und die Eifersucht, über Schuld?«
    Maggie sprach ganz leise: »Ich glaube schon. Und Träume, über die man besser nicht spricht.«
    »Ohne Träume würden wir eingehen«, antwortete Emily. »Aber Sie haben schon Recht, einige
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