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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
Autoren: Erika O'Rourke
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einem für so etwas einfach Hausarrest.«
    » Muss schön sein«, sagte ich.
    » Dein Onkel hat den Brand gelegt, nicht wahr?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte.
    » Warum sollte er so etwas tun?«
    » Vor allem wegen der Versicherung. Und um Druck auf mich auszuüben.« Ich erwähnte weder Ekomow noch die Festplatte, die, in Zeitungen eingewickelt, in meiner Schultasche steckte und darauf wartete, an Jenny übergeben zu werden. » Er will, dass ich für ihn arbeite.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. » So weit kommt es noch!«
    Ich blieb stumm.
    » Spinnst du?«
    » Du darfst niemandem davon erzählen. Besonders Colin nicht.«
    » Du bist verrückt«, sagte sie. » Warum zur Hölle willst du … Oh. Colin.«
    Ich drehte die Metalllasche meiner Cola-light-Dose um.
    » Also arbeitest du jetzt für deinen Onkel, und er lässt im Gegenzug deinen Freund am Leben. Das werden ja sicher tolle Weihnachten.«
    » Das alles scheint dich nicht besonders zu erschüttern«, sagte ich. » Warum nicht?«
    Sie sah unbehaglich drein, wich meinem Blick aus und zerbröselte ihr Toastbrötchen. » Du bist meine Freundin«, sagte sie nach langem Schweigen. » Das tun Freundinnen doch, oder? Sie halten in schweren Zeiten zu einem.«
    » Das ist wohl so.« Ich dachte an Verity und daran, dass ich erst zu ihr hatte halten können, als es zu spät gewesen war. Ich fragte mich, ob ich Lena je so würde helfen können, wie sie mir geholfen hatte. » Danke.«
    » Das Einzige, was ich noch nicht verstehe, ist Luc. Was ist mit ihm los? Wie passt er ins Bild?«
    » Luc hat nichts mit meiner Familie zu tun«, erwiderte ich. » Es ist ein Job … sozusagen. Etwas, das ich erledige, um Verity einen Gefallen zu tun. Wir sind nicht …« Ich wedelte mit der Hand herum, weil es heute zu viel für mich war, die richtigen Worte dafür zu finden, was Luc und ich waren.
    » Ihr beiden habt aber so ausgesehen, als ob …« Sie äffte meine Handbewegung nach. » Auf dem Ball.«
    Ich biss mir auf die Lippe. » Das war ein Fehler.«
    » Oh.« Sie setzte dazu an, mehr zu sagen, brach dann aber ab. » Also … die französische Monarchie.«
    Ich blinzelte angesichts dieses Themenwechsels. » Was?«
    » Solltet ihr nicht im Unterricht sein, Mädchen?«, fragte Niobe hinter mir. » Die erste Stunde hat schon begonnen.«
    Wir sammelten unsere Bücher auf und murmelten Entschuldigungen, aber Niobe hob die Hand. » Eigentlich würde ich dich gern in meinem Büro sprechen, Mo.«
    Lena schnitt eine Grimasse, als sie davonlief.
    » Lass mich raten. Die Quartoren wollen mich sehen.«
    » Das wollen sie bestimmt, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dich sprechen möchte.«
    Wir gingen stumm zu ihrem Büro, und sie schloss die Tür mit einem Zauberspruch statt mit einem Schlüssel auf. Ich spürte den Zauber, die genaue Form der Magie. Eine Nebenwirkung, wie ich annahm.
    Drinnen saß Constance mit roter Nase und feuchten Wangen auf einem der niedrigen Stühle.
    » Hallo«, sagte ich und setzte mich auf den anderen Stuhl. » Geht es dir gut?«
    Sie wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. » Niobe hat gesagt, dass du die Magie repariert hast.«
    » Ja.«
    » Sie hat gesagt, es sei sehr gefährlich gewesen.«
    » So schlimm war es nun auch wieder nicht. Wichtig ist, dass sie dir jetzt helfen müssen.«
    » Nur weil du sie dazu gezwungen hast, stimmt’s? Sonst hätten sie mich im Stich gelassen.«
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster auf die Schneereste, die immer noch an den verwahrlosten Pflanzkübeln und Statuen im Hof hafteten. » Ich weiß es nicht. Ich verstehe ihre Denkweise nicht so recht.«
    » Aber du hast ihnen geholfen.« Sie umklammerte die Stuhlkante so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß anliefen.
    » Ich wollte alles wieder in Ordnung bringen. Sie brauchten meine Hilfe und ich ihre.« Seltsamerweise kam ich mir vor, als ob ich mich rechtfertigen müsste, und das war lästig. Ich war schließlich fast gestorben. War das nicht genug?
    » Constance«, ergriff Niobe das Wort, » du hast doch gemeint, dass du Mo etwas sagen möchtest?«
    Constance schien wieder zu sich zu kommen. Sie schob sich das Haar hinter die Ohren, strich sich den Rock glatt und sagte mit zitterndem Kinn: » Ich wollte mich bedanken. Dafür, dass du mich gerettet hast, obwohl ich ein ziemliches Biest war.«
    Ich vermisse sie auch, wollte ich sagen. Jeden Tag. Aber ich beschränkte mich auf: » Gern geschehen.«
    Sie warf Niobe einen flüchtigen Blick zu und
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