Der Verlobte

vor«, polterte er. »Und dann rufen Sie die Polizei! Das ist illoyal … Sie sind ja doch ein Waschlappen!«
    »Karl-Gunter, bitte«, rügte die Großmutter. »Führen Sie die Herren herein!«
    Ein Uniformierter und ein Mann in Zivil betraten das Speisezimmer. »Schröder, Kriminalpolizei«, sagte der Zivile. »Das ist Polizeihauptmeister Möller.« Er deutete auf seinen uniformierten Begleiter.
    Gespannt beobachtete Tillmann die Szene. Er war sich jetzt ziemlich sicher, dass die Polizisten nicht zum Krimi-Spektakel gehörten. Aber wer hatte sie gerufen? War hier noch jemand, der nicht von Anfang an eingeweiht gewesen war? Er sah hinüber zu seiner vermeintlichen Verlobten. Ihre Augen funkelten abenteuerlustig.
    »Meine Herren, wie können wir Ihnen helfen?« Die Großmutter klang kalt und abweisend.
    »Wir sind hier, um nach dem Rechten zu sehen«, erklärte der Kommissar. »Uns liegen Hinweise auf eine Entführung vor.«
    »So, so, Hinweise«, höhnte Bert.
    »Schht«, machte die Großmutter. »Und wer hat Ihnen diese Hinweise gegeben?«
    Der Zivile lächelte. »Der Verlobte Ihrer Enkelin macht sich Sorgen«, erklärte er.
    Tillmann fand diesen Kripo-Mann eindeutig zu freundlich für einen ermittelnden Kommissar.
    »Wir sind nur hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen … Das ist doch Ihre Enkelin, oder?« Er deutete auf Lilly, die zur Seite sah und sich auf die Unterlippe biss.
    »Ja, aber –« Die Großmutter legte ihre Stirn in Falten.
    »Möller, festnehmen!«, kommandierte der Kommissar.
    »Moment«, entfuhr es Tillmann. »Was soll das?«
    »Mund halten!«, schnarrte der Uniformierte und führte Lilly zum Kommissar. Sie ließ es grinsend geschehen.
    Der Kommissar nickte ihr zu und wandte sich nun an den Großvater. »Sind Sie Samson Perowski?«
    »Quatsch!«, fuhr der alte Mann den Kommissar an. »Meine Frau ist Samson Perowski.«
    »Aber Sie sind der Großvater?«, fragte der Kommissar unbeirrt.
    Der Großvater nickte. »Was zum Donnerwetter –«
    »Karl-Gunter!«, rief die Großmutter streng. Dann schüttelte sie den Kopf. »Wieso nehmen Sie meine Enkelin fest? Worum geht es hier?«
    »Hier geht es um nichts Geringeres als › lebenslänglich ‹ .« Kommissar Schröder lächelte, zückte ein paar Handschellen und befestigte eine davon an Lillys und eine an seinem eigenen Handgelenk. »Liebe Familie, ich möchte hiermit in aller Form um die Hand von Lilly anhalten!«
    »Ach«, machte Mama-Lou. »Dann ist er der Echte!«
    Tillmann beobachtete Lilly. Sie strahlte wie ein kleines Mädchen und nickte.
    »Genau, das ist Peter. Endlich habe ich euch mal hinters Licht geführt!« Sie nickte Tillmann zu. »Danke, Tillmann, du warst wirklich toll!«
    Tillmann grinste schief. »Kein Wunder. Ich habe ja alles für echt gehalten. Zum Schauspielern bin ich vor lauter Aufregung ja kaum gekommen …«
    »Und warum engagierst du einen Schauspieler?« Die Großmutter sah erst Tillmann und dann Lilly an.
    »Ich wollte dir den Spaß nicht verderben«, erklärte Lilly. »Ich wusste doch, dass du mal wieder irgendetwas ausheckst. Aber ich bin einfach nicht dahintergekommen, was genau.«
    Bert lachte auf. »Na klar, und Kommissar Schröder hätte wohl kaum so ein munteres Meuchel-Wochenende geschluckt. Der hätte uns alle längst verhaftet!«
    Tillmann schüttelte – noch immer grinsend – den Kopf. Was für eine skurrile Familie. Dann griff er zum Glas vor sich auf dem Tisch.
    »Na, dann Prost! Auf das glückliche Paar!«
    Mama-Lou erhob ebenfalls ihr Glas und zwinkerte Tillmann zu.
    »Prösterchen, mein Försterchen!«

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