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Der verbotene Kuss (German Edition)

Der verbotene Kuss (German Edition)

Titel: Der verbotene Kuss (German Edition)
Autoren: Johanna Marthens
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leid.«
»Schon gut, geh nur. Aber hast du Lust, dann mit mir Mittagessen zu gehen?«
Lara nickte. Das Mittagessen mit Sebastian war ein Ritual. Erst brauchte er ungefähr eine halbe Stunde, bis er sich das richtige Menü zusammengestellt hatte, und dann schimpfte er ungefähr noch eine Stunde über die schlechte Auswahl seines Essens, bei dem die Möhren zu süß für den Hackbraten, dafür die Bohnen zu hart für den Pudding gewesen wären. Und zwischendurch erzählte er absurde Geschichten über die Mitarbeiter, die an ihrem Tisch vorbeikamen. Hinter vorgehaltener Hand erfand er unglaubliche Märchen über ihre Kindheit, verborgene Leichen im Keller oder versteckt gehaltene Drillingsbrüder. Manchmal kam sie vor lauter Lachen gar nicht zum Essen. Sein Kopf schien voller Verrücktheiten, nur konnte sie ihn deshalb auch nicht richtig ernstnehmen. Er war sehr kreativ und beklagte sich oft, dass Franz Meyerhoff ihn nicht gewähren ließ.
»Dann treffen wir uns halb eins, wie immer.«
»Wie immer«. Lara ging zu ihrem Büro, während Sebastian ihr noch einen Handkuss zuwarf, bevor er um die Ecke bog.
    Unterwegs wurde sie sofort wieder ernst. Denn der Gedanke, jetzt erneut Vater und Sohn gegenüberstehen zu müssen, verursachte ihr leichte Bauchschmerzen. Sie legte den Packen Papiere auf ihren Schreibtisch und klopfte an das Büro ihres Chefs. Seine Stimme dröhnte von innen: »Herein.«
Sie holte tief Luft und trat ein. Dort stand nun Franz Meyerhoff in voller Größe vor seinem Schreibtisch und Marc Meyerhoff lehnte an dem kleinen Schränkchen mit den Blumen darauf.
»Da sind Sie ja, Fräulein Richards. Wir haben gerade von Ihnen gesprochen.«
Lara wurde wieder etwas schwindelig, doch Franz Meyerhoff sah sie freundlich an. »Mein Sohn soll doch die Firma übernehmen, daher möchte ich Sie bitten, mit ihm einen Rundgang zu machen. Sie kennen die Leute und Räume vermutlich besser als ich. Außerdem muss ich meine Frau beruhigen, die gerade angerufen hat und klagt, dass jemand die Rosen im Garten vor dem Fenster zu meinem Arbeitszimmer niedergetrampelt hat.«
Marc sah kurz zu Lara, dann wieder zu seinem Vater. »Das war ich, kannst du ihr sagen. Ich war heute Morgen noch kurz bei euch, um zu sehen, ob ihr schon da seid, dabei ist es passiert.«
Sein Vater nickte verständnisvoll. »Ich finde es auch nicht weiter schlimm, ich mag die dornigen Sträucher ohnehin nicht sonderlich. Aber du kennst ja deine Mutter. Wenn jemand den Müll in die falsche Tonne geworfen hat oder ein Blatt bei den Rosen schief hängt – dann herrscht Weltuntergangsstimmung.« Er lachte Lara an. »Und wie geht es Ihrer Mutter? Hat ihr das Wochenende bei uns Spaß gemacht?«
Lara war dankbar, dass er von den Rosen ablenkte. »Ja, es hat ihr sehr gut gefallen. Besonders glücklich war sie über den Lift.«
Marc war erstaunt. »Ihre Mutter mochte diesen alten, klapprigen Aufzug? Das ist ungewöhnlich.«
»Finde ich nicht.« Lara ärgerte sich sofort über ihren schnippischen Tonfall. »Sie ist gelähmt und kann keine Treppen steigen«, fügte sie viel freundlicher hinzu.
Marc wirkte betroffen. »Das tut mir leid, das wusste ich nicht.« Er wandte sich an seinen Vater. »Als ich noch klein war hast du den Lift für deinen Vater einbauen lassen, als er nach dem Schlaganfall nicht mehr so gut laufen konnte. Aber er hat ihn nie benutzt.«
»Er war zu stolz. Das liegt wohl in der Familie.« Der alte Meyerhoff lachte auf, um sich von seinen Erinnerungen an die Wochen nach seiner Herzoperation abzulenken, in denen er selbst den Lift benutzen sollte, sich jedoch trotz seiner Schwäche weigerte, es zu tun. Er knuffte seinen Sohn in den Oberarm. »Du kannst ja auch nicht zugeben, dass du dich in der Fremde nach Hause gesehnt hast.«
Marc lächelte und sah seinen Vater liebevoll an. »Deshalb habe ich euch ja auch fast jede Woche eine Karte geschickt.«
Lara sah wieder die kleine Narbe an seinem Hals. Sie war geformt wie ein Halbmond, der über den Bergen aufging. Direkt unter dem linken Ohr.
Im Licht der Sonne, das nun kräftig in das große Büro fiel, konnte sie den Sohn ihres Chefs das erste Mal in Ruhe betrachten. Seine Augen waren braun und warm, sie passten zu seiner Stimme. Seine Nase saß gerade über dem Mund, der, wenn er lachte, zwei Reihen perfekter Zähne blitzen ließ. Am Kinn musste er sich beim Rasieren verletzt haben, denn dort war, neben dem kleinen Grübchen in der Mitte, eine winzige Wunde. Er wirkte sehr männlich und interessant. Nur war
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