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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt
Autoren: Jeanine Krock
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flatterten und Nuriya wünschte sich noch etwas mehr Zeit, um jedes De-
    tail in sich aufnehmen zu können und für immer in ihrer Seele zu speichern.
Er tat ihr den Gefallen, seufzte im Schlaf und atmete ruhig weiter. Nuri-
ya war froh, dass die Beschreibungen von Vampiren in ihren Büchern nicht
stimmten und zumindest dieser hier keineswegs kalt und wie tot tagsüber
neben ihr liegen würde. Auch schien er glücklicherweise keine Vorliebe für
Särge zu haben.
Prüfend ließ sie ihren Blick über sein Gesicht gleiten, über seine hohen Wan-
genknochen, die weit auseinander liegenden Augen mit den unglaublich lan-
gen, dunklen Wimpern und das dichte schwarze Haar. Seine Nase war nicht
ganz gerade und das Grübchen, das sie entdeckt hatte, als sie ihn gestern das
erste Mal wirklich von Herzen lachen hörte, galt gemeinhin als nicht beson-
ders männlich. Dieses Gesicht war nicht perfekt, so wie das des unheimlichen
Elfen, aber genau dieser Mangel an Perfektion war es, der ihn für die meisten
Wesen, die ihm begegneten, unwiderstehlich machte. Zumindest, wenn sie
nicht angesichts des unheimlichen Anblicks brodelnden Quecksilbers rund
um seine tiefschwarzen Pupillen in Panik flohen. Kieran war zweifellos ei-
ner der gefürchtetsten Krieger des Rates, aber vermutlich hatte ihn niemand
jemals so friedlich schlafen sehen wie sie. Zärtlich küsste Nuriya die feinen
Linien in seinen Augenwinkeln. Er wirkte müde und sie konnte sich nicht er-
innern, wann Kieran das letzte Mal Blut zu sich genommen hatte – wenn man
von den wenigen Schlucken in der letzten Nacht einmal absah.
So behutsam wie möglich angelte sie eine Blutkonserve aus dem Kühl-
schrank neben seinem Bett, öffnete sie und nahm selbst erst einmal einen
kräftigen Schluck. Seltsam, wie schnell sie sich an diese Form der Nahrungs-
aufnahme gewöhnt hatte. Wenn sie darüber nachdachte, dann war das Blut-
trinken, so wie sie es praktizierten, auch nicht verwerflicher als ein saftiges
Steak in der Pfanne. Immerhin überlebten ihre Spender normalerweise und
fühlten sich anschließend sogar noch sehr beschwingt.
Dann hatte sie eine Idee und mit einem schalkhaften Grinsen ließ sie ein
paar Tropfen aus dem Beutel auf seinen Bauch fallen, die sie umgehend wie-
der aufleckte.
Kieran hatte Nuriyas Inspektion neugierig unter halbgeschlossenen Augen-
lidern beobachtet. Ihr hintersinniges Lächeln war ihm nicht entgangen und
gespannt wartete er ab, was sie im Schilde führte. Als er plötzlich ihre freche
Zunge auf seinem Bauch spürte, musste er die Selbstbeherrschung eines Ven-
    gadors beschwören, um jede verräterische Reaktion seines Körpers zu verber-
gen. Dies fiel ihm zunehmend schwerer und ein leichtes Zittern seiner Bauch-
decke kündigte das rollende Lachen an, das ihn schließlich so sehr schüttelte,
dass ihm nichts anderes übrig blieb, als seine Tarnung aufzugeben.
Er streckte seine Hand aus, die Luft vibrierte kurz, doch Kieran griff ins Lee-
re. Fast im gleichen Moment erschien Nuriyas Kopf in der Badezimmertür
und grinste: «Komm, Faulpelz! Es ist schon spät – wir werden erwartet!»
Kieran ließ sich zurück in die Kissen sinken. «Was für ein Wirbelwind!»,
lachte er leise. Normalerweise vermieden seine Bekannten es, ihm so kurz
nach dem Aufwachen über den Weg zu laufen. Er war alles andere als ein Mor-
gen- oder genauer gesagt Abendtyp. An Nuriyas Weckmethode konnte er sich
aber durchaus gewöhnen. Wenig später stieg er zu ihr in die Dusche und be-
mühte sich nicht länger, sein Begehren zu verbergen.
«Was war das eigentlich für eine Energie unter Senthils Burg?», fragte Nuri-
ya auf dem Wege zum Hellfire-Club.
«Dort kreuzen sich so genannte Drachenlinien. Energieströme, die unser
Universum wie ein Netz durchziehen. Einige Sterbliche können sie spüren
und haben häufig ihre Tempel oder Kirchen auf so einer Kreuzung erbaut.»
«Und warum hat Senthil diese Kraft nicht genutzt?»
«Weil er es nicht konnte. Vermutlich hat er sie nicht einmal spüren, ge-
schweige denn sehen können. Nur Kinder der Mutter Erde, ihr Feen beispiels-
weise, seid dazu in der Lage. Diese Energie jedoch zu nutzen und zu bändigen,
ohne dabei Schaden zu nehmen, das können die wenigsten.»
«Du hast sie gesehen.» Das war eine Feststellung.
«Du willst alles ganz genau wissen, hm? Um ehrlich zu sein, ich habe keine
Ahnung, warum ich die Drachenlinien sehe, aber ich konnte das schon als
Kind. Es war ein
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